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Al Wheeler und die Nackte

Al Wheeler und die Nackte

Titel: Al Wheeler und die Nackte
Autoren: Carter Brown
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Doc
Murphy. »Der Gedanke an ein Messer ist nicht abwegig.«
    »Und der Zeitpunkt des Todes?«
fragte ich.
    »Irgendwann zwischen elf Uhr
abends und ein Uhr morgens«, antwortete er. »Meiner Ansicht nach hat einer der
Stiche ihr Herz durchbohrt. In jedem Fall wird sich das alles bei der Obduktion
herausstellen.«
    »Keine Waffe, Lieutenant?«
erkundigte sich Ed Sanger.
    »Nein«, erwiderte ich.
    »Da ist nicht viel geboten,
was?« Er lächelte schwach. »Nur eine Garnitur Fingerabdrücke, bei denen es sich
wahrscheinlich um die des Opfers handelt. Ich habe Proben von den Blutflecken
genommen... «
    »Und vermuten natürlich, daß
sie zur Blutgruppe des Opfers gehören werden«, sagte ich düster.
    » Jud «
— er wies mit dem Kopf auf seinen Assistenten — »hat die Aufnahmen gemacht und
wird Ihnen so bald wie möglich die Abzüge schicken.«
    »Prima«, brummte ich.
    »Ich werde den Wagen schicken,
damit er die Leiche abholt«, sagte Doc Murphy. »Und gleich nach dem Lunch fange
ich mit der Obduktion an.«
    »Mit vollem Magen arbeitet er
besser«, erklärte ich Ed Sanger und empfand ein flüchtiges Gefühl der
Befriedigung, als ich sah, wie sich die grünen Flecken auf dem Gesicht seines
Assistenten weiter ausbreiteten.
    »Ich glaube, wir gehen jetzt«,
sagte Ed Sanger. »Tut mir leid, daß wir Ihnen nicht viel helfen können,
Lieutenant.«
    »Sie muß hier in der Mitte des Zimmers
gestanden sein, als es passierte«, sagte ich. »Dann drehte sie sich um und
rannte ins Badezimmer. Vielleicht ist sie auch einfach zurückgewichen.«
    »Während der Mörder hinter ihr
herlief und immer weiter auf sie einstach«, fügte Doc Murphy hinzu.
    Sangers Assistent gab einen
erstickten Laut von sich und verdrückte sich schnell auf den Korridor.
    »Ich habe ihn mir aus der
Abteilung für Einbrüche geholt«, erklärte Ed. »Das hier ist sein erster
Mordfall. Ich glaube, ich gehe jetzt besser und halte ihm das Händchen.«
    »Wenn ich mit dem Messerstich
ins Herz recht habe«, bemerkte Murphy, nachdem Sanger verschwunden war, »kann
sie hinterher nicht mehr weit gelaufen sein.«
    »Vielleicht war es der letzte
Stich — und sie kriegte ihn ab, als sie schon im Badezimmer war«, wandte ich
ein.
    »Möglich.« Er zuckte die
Schultern. »Ist das wichtig?«
    »Ich versuche mir nur ein Bild
zu machen«, sagte ich. »Nirgendwo gibt es Anzeichen für einen Kampf, also hat
es sich beim Mörder vermutlich um jemand gehandelt, den sie kannte. Jemand, dem
sie vertraute, den sie vielleicht liebte. Vergessen Sie nicht, sie war
pudelnackt.«
    »Ihr Bild gefällt mir nicht im
geringsten, Al«, sagte Murphy. »Aber schließlich arbeiten Sie auch auf einem
miesen Gebiet.«
    »Sie reden wie ein Metzger, dem
Blutflecken zuwider sind«, brummte ich.
    »Ha, ha.« Er schnaubte
verächtlich. »Wie dem auch sei, ich muß gehen. Ich habe ohnehin den Eindruck,
Sie bereiten sich innerlich auf einen weiteren Monolog vor. Dabei sind Sie der
schlechteste Schauspieler der Welt.«
    »Wollen Sie nicht unserer Gilde
der Shakespeare-Mimen beitreten?« schlug ich großzügig vor. »Sie wären wie
geschaffen für die Rolle eines Leichenschänders.«
     
    Die Hotelsuite war nach Murphys
Weggang plötzlich schrecklich still und deprimierend. Ich wartete endlose fünf
Minuten, dann klingelte das Telefon.
    »Sie ist auf dem Weg hinauf zu
Ihnen, Lieutenant«, hauchte Carsons Stimme in mein Ohr. »Ich bin überzeugt, daß
sie nicht den geringsten Verdacht liegt.«
    »Ausgezeichnet«, sagte ich und
legte auf.
    Ich öffnete die Tür einen Spalt
breit, und rund dreißig Sekunden später betrat Donna Barnes das Zimmer. Die
Stimme am Telefon hatte geklungen, als gehöre sie zu einer großen,
geschmeidigen Göttin, in deren Kielwasser immer eine Rotte wimmernder Eunuchen
zurückzubleiben pflegt. In Wirklichkeit war Donna Barnes kaum über einen Meter
sechzig groß — die hochhackigen Sandalen mitgerechnet. Ein Schopf weicher
hellroter Locken umrahmte ihr Gesicht, und in den lavendelblauen Augen lag
Ausdruck herzerweichender Unschuld. Das entschlossene Kinn wurde ausgeglichen
durch einen kleinen, sensitiv wirkenden Mund, dessen Unterlippe von Natur aus
etwas leicht Schmollendes hatte. Sie trug ein Minikleid von dunklem Zitronengelb,
dessen Rock dicht unterhalb ihres Schenkelansatzes endete. Ihre Brüste preßten
sich kräftig gegen den Stoff, und die nackten, gebräunten Beine stellten ein
perfektes Zwillingspaar dar.
    »Sie müssen dieser Brummbär am
Telefon gewesen sein«,
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