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Al Wheeler und die Nackte

Al Wheeler und die Nackte

Titel: Al Wheeler und die Nackte
Autoren: Carter Brown
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Erstickungslaute
von sich, als ich das Büro verließ. Ich nahm mir Zeit für ein Steak-Sandwich
und eine Tasse Kaffee und kehrte dann ins Hotel zurück. Dort wurde ich in
Windeseile ins Büro des Managers geführt, wo ich etwas erblickte, das ich
einfach nicht für möglich gehalten hatte — nämlich einen noch gequälteren Ausdruck auf Carsons Gesicht als vorher.
    »Die Presse ist mindestens eine
Stunde lang hier gewesen«, sagte er. »Es war schrecklich, Lieutenant, einfach
schrecklich.«
    »In einer Woche wird sich kein Mensch
mehr daran erinnern, was vorgefallen ist«, tröstete ich ihn.
    »Hoffentlich haben Sie recht.«
Er rümpfte ausdrucksvoll die Nase. »Mich schaudert bei dem Gedanken, was die
Direktoren sagen werden, wenn sie die Zeitungen gelesen haben.«
    »Vorausgesetzt, sie können
überhaupt lesen«, sagte ich unschuldig. »Wer hat die Suiten rechts und links
neben der, in der sich der Mord abgespielt hat?«
    »Das habe ich nachgeprüft.« Er
lächelte in bescheidenem Stolz. »Ich dachte mir schon, daß Sie danach fragen
würden, Lieutenant. Zehn/vier war gestern nacht leer.
Zehn/sechs wird von einer Mrs. Van Heuten bewohnt.«
    »Ist sie jetzt oben?«
    »Zufällig weiß ich, daß sie auf
ihrem Zimmer ist«, sagte Carson zögernd. »Sie hält ihre Mittagsruhe, wie immer
von zwei bis fünf Uhr nachmittags. Wir haben strikte Anweisung, sie während
dieser Zeit nicht zu stören, ganz gleich, aus welchem Grund.«
    »Dann werde ich sie also mal
stören«, sagte ich munter.
    »Lieutenant!« Er schloß die Augen,
während sich sein Gesicht verkrampfte, als litte er an einem Herzanfall. » Mrs. Van Heuten ist einer unserer Dauergäste. Wir schätzen
ihre Gunst hoch ein. Können Sie nicht nach fünf Uhr noch einmal vorbeikommen?«
    »Ich sehe es förmlich vor mir«,
sagte ich nachdenklich. »Eine große Schlagzeile in den Morgenzeitungen:
>Hotelmanager behindert Polizei bei ihren Ermittlungen in einem brutalen
Mordfall<. Wie, glauben Sie, werden Ihre Direktoren darauf reagieren?«
    »Ich werde sie anrufen und Sie
anmelden«, murmelte er. »Und nehmen Sie mir es nicht übel, Lieutenant, ich habe
in meinem Leben schon eine ganze Menge widerwärtige Subjekte kennen gelernt,
aber Sie sind eine Naturbegabung.«
    »Vielen Dank, Mr. Carson«,
sagte ich voller Wärme. »Wußte ich doch, daß Sie Verständnis haben würden.«
     
    Ich fuhr im Aufzug in den
zehnten Stock und klopfte zwei Sekunden später an die Tür von Nummer
zehn/sechs. Aus irgendeinem Grund hatte ich eine aristokratisch aussehende
weißhaarige alte Lady erwartet und hätte mich gleich daran erinnern sollen, wie
sehr ich mich in meinen Vorstellungen von Donna Barnes getäuscht hatte. Die Tür
öffnete sich, eine attraktiv aussehende Blondine gähnte sachte und lächelte
dann.
    »Sie sind der unmanierliche Polizeileutenant , für den sich der arme Mr. Carson so überschwenglich entschuldigt hat, ja?« sagte sie mit leicht
heiserer Stimme. »Bitte kommen Sie herein. Sie müssen meine Aufmachung
verzeihen, aber da Sie mich gestört haben, ist es Ihre eigene Schuld.«
    Ich fand, daß sie prima aussah.
Ihr langes blondes Haar war leicht zerzaust, und ihr Gesicht hatte keinerlei
Make-up. Sie trug einen schwarzen Morgenrock aus Seide, der durch einen Gürtel
zusammengehalten wurde und dessen Saum auf halber Höhe ihrer Schenkel endete.
Ihre kleinen, hochsitzenden Brüste zeichneten sich deutlich unter dem zarten
Stoff ab, und da das Gewand nahezu durchsichtig war, konnte ich unschwer
erkennen, daß sie darunter rein gar nichts trug.
    Wir gingen in den Wohnraum, der
dem nebenan völlig glich, nur gab es keine Blutflecken auf dem Teppich. Mrs. Van Heuten ließ sich auf der Couch nieder, schlug die
Beine übereinander und gähnte erneut.
    »Entschuldigung, Lieutenant«,
sagte sie. »Ich bin noch immer nicht richtig wach.«
    »Wissen Sie, daß gestern nacht in der Suite nebenan eine Frau ermordet
wurde?« fragte ich.
    »Ich habe erst heute um die
Lunchzeit davon gehört«, sagte sie. »Ich bin heute früh weggegangen und erst
nach ein Uhr ins Hotel zurückgekehrt.« Sie verzog den großzügig geschnittenen
Mund. »Ich kann mich noch gar nicht an den Gedanken gewöhnen, daß sich das
alles nebenan abgespielt haben soll.«
    »Haben Sie während der Nacht
keine auffallenden Geräusche gehört, Mrs. Van
Heuten?«
    »Nein. Ich hätte noch nicht
einmal gewußt, daß die Suite nebenan bewohnt war, wenn nicht —« Sie brach ab und
grub die Zähne in die Unterlippe.
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