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Al Wheeler und die Malerin

Al Wheeler und die Malerin

Titel: Al Wheeler und die Malerin
Autoren: Carter Brown
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heiserer, und das war schon ein
Kunststück an sich.
    Damit hatte ich nach Punkten
verloren; und alles, was mir zu tun übrigblieb, war, mich mit einem Ausdruck
selbstgerechter Entrüstung auf dem Gesicht aus seinem Büro zurückzuziehen, wie
ein Zensor, der dabei erwischt wird, wie er das Buch, das von ihm verboten
worden ist, zum viertenmal liest.
     
    Annabelle Jackson, die
honigblonde Sekretärin des Sheriffs, blickte von ihrem Schreibtisch auf, als
ich die Tür zu Lavers ’ Büro hinter mir ins Schloß
schmetterte.
    »Sie sehen aus, als ob Sie
gerade den kürzeren gezogen hätten«, sagte sie
vergnügt.
    »Wir haben uns darüber
gestritten, wer hier im Büro am meisten Sex-Appeal habe«, sagte ich und nickte
zustimmend. »Ich behauptete, Sie mit all Ihren südlichen, wildbewegten,
sozusagen ungezähmten Kurven seien das .«
    »Und was sagte er ?«
    » Polnik .
Glauben Sie, er ist nicht normal ?«
    »Ich habe das unangenehme
Gefühl, wenn ich >ja< sage, gebe ich mir eine Blöße«, murmelte sie
vorsichtig.
    »Mein Honigkind«, sagte ich
aufrichtig, »in all den Jahren, seit ich Sie kenne, haben Sie das noch nicht
getan .«
    »In Ihrer Umgebung lernen
weibliche Wesen schnell dazu, Al Wheeler .« Sie
lächelte selbstzufrieden. »Denn wenn sie’s nicht tun, ist es bereits zu spät .«
    Ich trat ein wenig näher an
ihren Schreibtisch heran, stützte mich auf den Rand und beugte mich zu ihr
hinüber. »Annabelle Jackson«, sagte ich leise, »Sie sind das aufregendste
Bündel weiblichen Charmes, das je der alten Plantage im Süden entlaufen ist;
und ich denke, wir sollten —«
    »Kommen Sie noch einen
Zentimeter näher, Al Wheeler«, sagte sie liebenswürdig, »und ich schreie mir
die Lunge aus dem Halse !«
    »- uns so bald wie möglich
verabreden, vielleicht morgen abend ?« fuhr ich mit verbissener Entschlossenheit fort.
    »Das letztemal ,
als wir uns verabredet hatten — «
    » — war das irgendwann letztes
Jahr gewesen«, sagte ich schnell. »Warum versuchen Sie’s nicht noch einmal? Sie
können doch nicht wissen, ob ich mich nicht gebessert habe .«
    »Haben Sie denn Ihr HiFi -Gerät mit den fünf Lautsprechern in der Wand nicht
mehr ?« fragte sie unschuldig. »Haben Sie sich Ihrer
alten riesenhaften > Besetzungs <-Couch entledigt
und stehen jetzt nur noch geradlehnige Stühle herum?
Was ist mit den Lichtern — können Sie sie neuerdings ein schalten ?«
    »Ein Mann bessert seinen
Charakter von innen heraus, wenn er einen hat«, sagte ich. »Warum sind Sie so
entschlossen, den ersten Stein zu werfen ?«
    »Weil er, wenn ich Glück habe,
vielleicht an Ihrem kleinen süßen alten Köpfchen abprallt«, sagte sie und lächelte
engelhaft. »Aber einen gebesserten Wheeler muß ich in Aktion erleben. Sie
können mich gegen acht Uhr morgen abend abholen. Sie bringen Ihren gebesserten Charakter und ich eine Schrotflinte mit .«
    »Der Ärger mit Ihnen ist, daß
Sie kein Vertrauen haben«, sagte ich mit bitter klingender Stimme.
    »Und auch bei einem Burschen
wie Ihnen keine Chance mehr, wenn mein Vertrauen zufällig enttäuscht werden
sollte«, antwortete sie nachdenklich. »Vielleicht sollte ich eine doppelläufige
Flinte mitnehmen — mit abgesägten Läufen natürlich .«
    Ich konnte heute einfach keine
Punkte buchen, soviel wurde mir zu meiner Betrübnis klar, mir blieb nur jeweils
ein würdeloser Rückzug übrig. Also trat ich auch diesen an und landete draußen
vor dem Büro. Während ich mich in meinem Austin Healey zusammenfaltete,
erinnerte ich mich daran, daß es einmal eine Zeit gegeben hatte, da ich für
meine K.o.-Siege bekannt gewesen war. Heute war ich bestenfalls ein
Punchingball.
     
    Ich hatte die Mayersche Adresse einem in Hardacres Schreibtisch vorgefundenen Brief entnommen, aber dadurch war ich keineswegs auf
das Haus selbst vorbereitet, als ich es ungefähr eine halbe Stunde später
erblickte. Es lag an der würdevollsten Avenue im würdevollsten Vorort Pine Citys, und das Haus selbst war — nun ja — würdevoll.
Es war eine fast exakte Kopie der pseudoenglischen Landsitze, wie sie in Bel
Air gebaut wurden, bevor Steuern und Tonfilm die goldene Ära der Stummfilmstars
beendet hatten.
    Der Healey summte respektvoll
die breite Zufahrt entlang, vorbei an makellosen Rasenflächen mit japanischen
Sträuchern und geometrisch exakten Blumenbeeten, und hielt schließlich vor dem
vorderen Eingang. Als ich auf ihn zuging, wirkte die riesige Ausdehnung der
Backsteinfassade fast überwältigend.
    Ein
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