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Al Wheeler und die geborene Verliererin

Al Wheeler und die geborene Verliererin

Titel: Al Wheeler und die geborene Verliererin
Autoren: Carter Brown
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hinuntertreiben oder irgend so was.« Ed schüttelte bedächtig den Kopf.
»Erklären Sie mir eines, Lieutenant. Wie kommt es, daß die Welt heute vormittag
voller Irrer ist?«
    »Durch Umweltverschmutzung«,
erwiderte ich. »Irgendwie müssen die elektromagnetischen Wellen, die bisher
Ihre und Murphys geheime Gedanken in Ihren Köpfen zurückgehalten haben,
durchbrochen worden sein.« Ich lächelte die beiden mitleidig an. »Und so werden
Ihre geheimsten Gedanken direkt zu allen umgeleitet, die Ihnen zu diesem
Zeitpunkt nahekommen. Im Augenblick weiß die Blonde einfach, daß Sie sich
insgeheim wünschen, pornografische Fotos aufzunehmen, Ed, und daß der Doktor
danach giert, Abtreibungen vorzunehmen.«
    »Das Teuflische an der Sache
ist«, erklärte Murphy in mildem Ton, »daß es nicht die geringste Rolle spielen
würde, wenn Wheelers elektromagnetische Wellen durchbrochen würden. Ich meine,
was könnte er noch sein wollen — er ist doch ohnehin bereits alles? Ein
Erotomane, ein Säufer, ein gewohnheitsmäßiger Lügner — was soll da noch
übrigbleiben, können Sie mir das sagen?«
    »Ich werde mich hüten«, sagte
Sanger. »Ist dieser Bursche hier auf dem Boden einer Ihrer Freunde,
Lieutenant?«
    »Vielleicht«, antwortete ich.
»Schauen Sie ihn sich gut an, dann lesen Sie mal den Zettel auf dem Sessel
dort.« Ich fletschte die Zähne in Richtung Murphy. »Sie auch, Doc. Das ist eine
Wucht.«
    Ich wartete, bis sie meinen
Vorschlag befolgt hatten und Murphy wieder von seinen Knien aufgestanden war.
    »Sie sind ein Glückspilz«,
brummte Murphy. »Da haben Sie nun einen hübsch eingewickelten und mit Bändchen
versehenen Selbstmordfall vor sich.«
    Ich blickte auf meine Uhr. »Und
es ist erst Viertel vor neun Uhr morgens. Ich weiß gar nicht, was ich mit dem
Rest des Tages anfangen soll.«
    »Ich flehe Sie an, finden Sie
nicht noch mehr Leichen!« bat Murphy eindringlich. »Die Burschen mit den weißen
Kitteln, die den Fleischerwagen fahren, fangen schon an, mich so komisch von
der Seite her anzusehen.«
    »Wollen Sie Bilder haben?«
erkundigte sich Ed pflichtschuldig.
    »Ganz recht«, erwiderte ich.
»Ich möchte auch hier ein hübsches Foto für die Identifizierung haben. Und die
Ballistiker sollen diesen Revolver hier gründlich untersuchen und ebenso die
dazugehörige Kugel.« Ich sah Murphy an. »Und dann möchte ich eine detaillierte
Analyse der Pulverspuren an seinem Kopf haben. Sie brauchen sich nun nicht mehr
der Mühe zu unterziehen, das tote Mädchen hübsch herzurichten, damit Ed es
fotografieren kann; er kann mir ein paar Abzüge von dem Bild machen, das
Charlie hier in seinem kalten Händchen hält. Ich möchte die Fotoserien so
schnell wie möglich haben, Ed, und ich wüßte es sehr zu schätzen, wenn es mit
Ihren beiden Obduktionsberichten ebenso wäre, Doc.«
    »Ich habe ja da diese
Massenproduktionstechnik entwickelt«, knurrte er. »Der Wärter im
Leichenschauhaus drückt auf den Knopf, der Kadaver rutscht in eine Schütte und
kommt zehn Sekunden später auf dem Seziertisch im Countykrankenhaus an. Dann,
vier Skalpelle zwischen den Fingern jeder Hand...«
    »Glauben Sie nicht, daß es sich
um einen Selbstmord handelt?« erkundigte sich Ed, und der späte Zeitpunkt
dieser Frage demonstrierte einen der Gründe, weshalb er noch immer Sergeant
war.
    »Der Abschiedsbrief ist
irgendwie merkwürdig«, sagte ich. »So, als ob der Schreiber sich um einen
Literaturpreis hätte bewerben wollen. Und« — ich wies auf den Toten auf dem
Boden — »finden Sie nicht, daß das alles ein bißchen überzogen ist? Ich meine,
sich ein Foto des Opfers in die Linke zu klemmen, während man mit der Rechten
den gegen den Kopf gepreßten Revolver abdrückt. Und wer hätte je von einem
Selbstmörder gehört, der sich mitten auf einem rosa Schafwollteppich umbringt?«
    »Es muß immer ein erstes Mal
geben«, erklärte Ed scharfsinnig.
    »Vielleicht stand er aufrecht
und fiel einfach rücklings auf den Teppich«, meinte Murphy.
    »Und sein Kopf fing erst an zu
bluten, als er unten lag?« knurrte ich. »Außerdem, wer, zum Teufel, hat je von
einem Selbstmörder gehört, der einen Abschiedsbrief schreibt und dabei anonym
bleiben will?«
    »Ich glaube, Sie tun gut daran,
jetzt Ihre Aufnahmen zu machen, Ed«, sagte Murphy. »Angesichts von Wheelers
Laune besteht die Gefahr, daß er Ihnen gleich die Kamera aus der Hand reißt und
sie Ihnen um die Ohren schlägt.« Er atmete tief und bedächtig aus. »Ich schätze
die
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