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Al Wheeler und die geborene Verliererin

Al Wheeler und die geborene Verliererin

Titel: Al Wheeler und die geborene Verliererin
Autoren: Carter Brown
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sagte
sie beiläufig. »Ich hatte immer den Eindruck, daß die Phantasie jedes Mannes
ganz automatisch so reagiert, sie braucht dazu noch nicht einmal besonders
lebhaft zu sein. Vielleicht haben Sie überhaupt gar keine wirkliche Phantasie,
Lieutenant, deshalb müssen sie sich so sehr anstrengen.«
    »Die Leiche ist im Haus?«
murmelte ich.
    »Wo, zum Teufel, soll sie sonst
sein?«
    »Dann werde ich sie mir, glaube
ich, mal ansehen«, sagte ich. »Wenn ich einigermaßen Glück habe, wird sie ja
wohl keine Einwände machen.«
    »Ich werde hier warten, bis Sie
fertig sind. Heiliges Kanonenrohr — wenn mein Vater das erfährt!« Sie
schauderte eindrucksvoll. »Es sollte mich gar nicht wundern, wenn er Ihnen Pine
City um die Ohren schlägt!«
    »Was treibt er eigentlich in
Los Angeles?« zischte ich. »Verkauft er den Rest des Haschs, den Sie noch nicht
geraucht haben?«
    »Und bilden Sie sich ja nicht
ein, ich würde ihm nicht brühwarm berichten, was Sie gerade gesagt haben!«
zischte sie zurück.
    »Es werden jetzt gleich noch
zwei weitere Burschen kommen«, sagte ich. »Gehen Sie vorsichtig mit ihnen um.
Der eine mit der Kamera nimmt dreckige Bilder für Pornomagazine auf, und der andere
macht Abtreibungen.«
    Damit, so dachte ich
hoffnungsvoll, während ich der Veranda des Blockhauses zustrebte, war für Doc
Murphy und Ed Sanger vielleicht gesorgt.
    Im Gegensatz zu der eleganten
und teuren Einrichtung des Wohnraums wirkte die Leiche unordentlich und
unästhetisch. Es handelte sich um einen Mann von schätzungsweise Ende Zwanzig,
der mit ausgestreckten Armen und Beinen mitten auf einem rosa Schafwollteppich
auf dem Rücken lag. Der Teppich würde mit Sicherheit nie mehr so sein wie
zuvor, denn aus dem Loch knapp über dem rechten Ohr des Burschen war reichlich
Blut geflossen. Seine Rechte hielt einen Revolver umklammert, in der linken
steckte ein Foto. Ich kniete an einer von mir vorsichtig ausgesuchten Stelle
nieder, wo der Teppich noch rosa war, und sah näher hin. Das Foto stellte ein
Brustbild von Carol Siddell dar, die strahlend und sorglos in die Kamera
lächelte. Die meisten Bullen werden Ihnen erzählen, daß der Zufall in mehr
Fällen als ihnen lieb ist eine Rolle spielt, aber hier, so dachte ich
säuerlich, hatte man den Zufall schon an den Nackenhaaren herbeigezerrt und
gegen die Wand geschleudert.
    Ich stand wieder auf und sah
mich um. Auf einem der Plüschsessel lag ein sorgfältig placiertes Stück Papier
— nur ein Einfaltspinsel wie ich hätte es übersehen können. Der Schreiber
schien es eilig gehabt zu haben, und die Schrift war schwer leserlich, also
mußte ich mir Zeit nehmen, das Ganze zu entziffern.
     
    Mir war es gleich, was sie oder
was ihre Mutter war — aber ihr nicht, und das hat sie zu einer Fixerin gemacht.
Ich konnte es einfach nicht mehr aushalten — ich meine, herumzustehen und
zuzusehen, wie sie sich selbst umbrachte. Also habe ich sie getötet, weil es
besser so war, und habe sie zu diesem Luder, ihrer Mutter, zurückgeschafft, die
sie praktisch bereits umgebracht hatte, bevor ich sie kennenlernte. Erst wollte
ich weglaufen, aber das scheint mir nun nicht mehr der Mühe wert. Wofür, zum
Teufel, sollte ich noch weiterleben? Es tut mir leid wegen der Schweinerei, die
ich hier in diesem Wohnzimmer anrichte, aber ich habe den Eindruck, der
Besitzer hat ausreichend Geld, um alles in Ordnung bringen zu lassen, ohne es
sonderlich zu spüren. Mit meinem Namen zu unterschreiben, lohnt sich nicht,
denn ich bin von Grund auf ein Niemand, und hier um dieser Sache willen braucht
sich keiner an mich zu erinnern.
     
    Das ganze las sich eher wie die
Einführung zu einem Roman mit dem Titel >Leben und Schicksal des Mr. X<
als nach einem Abschiedsbrief vor einem Selbstmord. Ich sah mich in den anderen
Räumen um und fand nichts von Interesse; daraufhin kehrte ich gerade
rechtzeitig ins Wohnzimmer zurück, als die Leichenschänderbrigade eintraf.
    »Das ist einfach zu viel,
verdammt!« sagte Ed Sanger, einen benommenen Ausdruck in den Augen. »Zuerst die
Lady mit den Ausdrücken, deren Bedeutung ich nicht richtig verstehe und sie
auch lieber nicht wissen möchte, weil ich sicher zu jung dafür bin. Dann
geraten wir an diese verrückte Blonde—«
    »Mit dem Non-BH-Look«, fügte
Murphy heiter hinzu.
    »-die mich sofort anschreit,
daß sie es ihrem Vater sagen würde, wenn ich auch nur eine dreckige Aufnahme
von ihr mache, und der würde mich mit der Pferdepeitsche die gesamte Main
Street
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