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Al Wheeler und die geborene Verliererin

Al Wheeler und die geborene Verliererin

Titel: Al Wheeler und die geborene Verliererin
Autoren: Carter Brown
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finanziellen
Interessen in Los Angeles sind, milde ausgedrückt, kolossal. Er wohnt gern in
einem kleinen Kuhdorf wie Pine City, weil es einen reizvollen Kontrast zu dem
ganzen Streß in Los Angeles bildet. Aber er könnte dieses Kaff hier leicht mit
dem Kleingeld aus seiner Hosentasche kaufen und wieder verscherbeln, wenn er
das wollte.«
    »Er hat, weiß der Himmel, eine
großartige Leistung vollbracht, Sie trotz all des Reichtums aufzuziehen«, sagte
ich im Ton der Bewunderung. »Sehen Sie sich doch an — ein einfaches,
unverwöhntes Mädchen, berstend vor natürlichem Charme.«
    Sie verzog sich auf den
Mitfahrersitz des Austin Healey und schlug mit bösartiger Gewalt die Tür hinter
sich zu. Es klang, als ob die Schallmauer durchbrochen worden wäre, und ich
erwartete, daß sich die Karosserie ausbeulen würde.
    »Wenn mein Vater sich erst mal
um Sie gekümmert hat, Squealer oder wie Sie heißen mögen - dann werden Sie als
Verkehrsampel auf der anderen Seite des Bald Mountain stehen!«
     
     
     

3
     
    >Pete’s Super Pix< befand
sich in einer kleinen Seitengasse zwischen der Vierten und Fünften Straße und
sah ganz so aus, als habe man es während der letzten zwanzig Jahre völlig
vergessen. Das kleine Schaufenster war vollgepackt mit Fotoaufnahmen, welche
die großen Augenblicke im Menschenleben verewigen, als da sind Hochzeiten,
Highschool-Examina und dergleichen. Eine Glocke bimmelte, als ich die Tür
öffnete, und rund zwanzig Sekunden später tauchte von hinten ein Mann auf und
trat an den Ladentisch. Ich schätzte ihn auf Ende Sechzig, er war glatzköpfig
und ein bißchen verhutzelt. So wie er mich über den Rand seiner Stahlbrille weg
anblickte, wirkte er wie die Karikatur des alten Komikers, der
unvermeidlicherweise allabendlich in der letzten Fernsehshow auftritt.
    »Pete?« fragte ich.
    »Ich bin Archi.« Seine Stimme
klang wie eingerostet. »Pete ist vor zehn, elf Jahren gestorben.«
    Ich zeigte ihm meine
Dienstmarke, sagte ihm, wer ich war, und hielt ihm dann das Foto von Carol Siddell
hin. Er betrachtete es lange Zeit, brummte etwas und zuckte mit den dünnen
Schultern.
    »Es hat unseren Stempel hinten,
also wird’s schon von uns sein. Ich erinnere mich nicht an sie, aber sie ist
ein hübsches kleines Ding, nicht wahr?«
    »Ganz recht«, sagte ich.
    »Ich kann in den Unterlagen
nachsehen, Lieutenant. Aber das wird eine Weile dauern.«
    »Ich kann warten«, sagte ich.
    Er brauchte ungefähr fünf
Minuten, dann kehrte er mit einem Ausdruck milden Triumphes auf dem Gesicht
zurück. »Da hab’ ich’s.« Er knallte ein mitgenommen aussehendes Geschäftsbuch
auf den Ladentisch. »Die Aufnahme wurde vor ungefähr fünf Monaten gemacht. Am
zehnten März, genaugenommen. Sie bestellte lediglich zwei Abzüge, also gefiel
sie ihr vielleicht nicht besonders. Aber ich halte es für ein gutes Foto.«
    »Hat sie eine Adresse
hinterlassen?«
    »Ja, hier.« Er wies mit dem
Zeigefinger auf eine Eintragung. »Zana Whitney, Sunrise Drive, Valley Heights.«
    »Täuschen Sie sich auch nicht?«
krächzte ich.
    »Nein, natürlich nicht.« Er
warf mir einen empörten Blick über die Stahlbrille hinweg zu. »Glauben Sie
vielleicht, ich könnte nicht lesen?«
    »Ich meine, sind Sie sicher,
daß das der richtige Name und die richtige Adresse ist?« fragte ich. »Sie sind
nicht zufällig irgendwie mit der Numerierung durcheinandergekommen, oder? Steht
nicht vielleicht der Name Carol Siddell auf derselben Seite?«
    Sein Zeigefinger fuhr
sorgfältig die Namenreihen auf dem Papier entlang, bis hinab zum untersten Ende
der Seite. Dann schüttelte er entschieden den Kopf. »Nein, Sir. Auf die
Numerierung passe ich immer besonders auf. Nichts macht die Kunden wütender,
als wenn sie die falschen Fotos bekommen. Sie empfinden das als persönliche
Beleidigung.«
    »Machen Sie die Aufnahmen
selbst?«
    »Wer denn sonst?« Er
betrachtete mich mit mildem Erstaunen. »Hier ist außer mir keiner, und ich habe
im Augenblick genügend Probleme, mich allein durchzuschlagen.«
    »Erinnern Sie sich überhaupt
nicht an das Mädchen?«
    »Ich erinnere mich niemals an
irgendeine«, erwiderte er rundheraus. »Wozu auch, zum Teufel? Erinnert sich
vielleicht jemals eine an mich?«
    Ich gab ihm meine Karte und bat
ihn, mich anzurufen, sofern ihm noch etwas über das Mädchen einfiele. Er
versprach es mit ebensoviel Enthusiasmus, wie ich im Augenblick selbst empfand.
     
    Annabelle Jackson, die
Privatsekretärin des Sheriffs, der Stolz des Tiefen
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