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Al Wheeler und die geborene Verliererin

Al Wheeler und die geborene Verliererin

Titel: Al Wheeler und die geborene Verliererin
Autoren: Carter Brown
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Whitney
aus Los Angeles zurückkommt.« Er nahm die halbgerauchte Zigarre aus dem Mund,
betrachtete sie, als sei sie seine persönliche Feindin, und warf sie in den
Aschenbecher. »Wie viele Mädchen gibt es im Augenblick in Pine City?« Der Ausdruck
auf seinem Gesicht verhinderte jegliche Antwort meinerseits. »So rund
dreißigtausend? Aber Sie müssen natürlich hingehen und Stuart Whitneys Tochter
ins Gehege geraten.«
    »Ich habe bis heute noch nie
etwas von ihm gehört«, sagte ich wahrheitsgemäß.
    »Das ist einer der Gründe,
weshalb Sie es niemals zum Captain bringen werden«, sagte er dumpf brütend.
»Sie interessieren sich nicht für Politik. Wissen Sie eigentlich, daß es im
Leben außer Frauen auch noch was anderes gibt, Wheeler?«
    »Nein«, antwortete ich, erneut
wahrheitsgemäß. »Aber ich bin bereit, dazuzulernen.«
    »Whitney ist das Idol aller
kleinen Ehrgeizlinge in Pine City«, sagte er. »In Los Angeles spielt er eine
große Rolle. Und da er sich entschlossen hat, hier zu wohnen, liegen ihm die
kleinen Beamtenseelen und Brötchenbäcker vom Bürgermeister an abwärts zu Füßen.
In Pine City kann Stuart Whitney nichts Böses tun. Wenn Stuart Whitney spricht,
erschüttert das die Erde, und die Leute hören in schweigender Ehrfurcht zu.
Wenn Stuart Whitney etwas erledigt haben möchte, hebt er den kleinen Finger,
und ein brüllender Haufen von Speichelleckern stiebt davon, um es zu
vollbringen. Und wenn er glaubt, ein Mordfall fiele in die Kompetenz eines
vertrottelten Bullen, der zu seiner Tochter unhöflich war — wie Sie, Wheeler-,
dann wird als erstes morgen früh die Sache von der Mordkommission in Los
Angeles übernommen. Und dreimal dürfen Sie raten, wer bei der nächsten Wahl
nicht mehr als Countysheriff kandidiert.«
    »Jetzt haben Sie schon eine
ganze Weile direkt poetische Anwandlungen, Sheriff«, sagte ich in bewunderndem
Ton.
    »Dieser anonyme Mörder plus
Selbstmörder plus Opfer«, knurrte er. »Haben Sie ihn identifiziert?«
    »Bis jetzt nicht«, erwiderte
ich. »Ich habe mich auch nicht bemüht.«
    »Sie haben sich nicht bemüht?«
Seine Wangen nahmen schnell eine karminrote Färbung an.
    »Ich habe so eine Art
Kameradschaftsgefühl Sergeant Sanger gegenüber«, sagte ich. »Wenn ich ihm gar
nichts mehr zu tun übriglasse, fühlt er sich verletzt und überflüssig.«
    »Raus!« zischte Lavers.
    »Verstehen Sie denn nicht,
Sheriff?« fragte ich eindringlich. »Ich meine, wie würden Sie sich fühlen,
wenn—«
    »Raus!« brüllte er.
    »Raus?«
    » Raus! «
    Lavers auf die Palme zu jagen,
ist so ziemlich die wirkungsvollste Methode, ein unergiebiges Gespräch mit ihm
zu einem schnellen Ende zu bringen, deshalb verdrückte ich mich rasch, bevor er
sich abzukühlen begann und sich vielleicht noch ein paar peinliche Fragen
ausdachte. Annabelle starrte mich finster über ihre Schreibmaschine hinweg an,
als ich ins Vorzimmer trat.
    »Wenn Ihre Unterhaltung mit dem
Sheriff tatsächlich zu Ende ist, kann ich ja wohl meine Ohrstöpsel
herausnehmen«, sagte sie kalt.
    »Haben Sie jemals was von einem
Burschen namens Stuart Whitney gehört?« erkundigte ich mich betont beiläufig.
    »Stuart Whitney?« Ihr Gesicht
erhellte sich. »Wer kennt den nicht? Ist das nicht dieser schrecklich wichtige
Mann mit all diesen Beziehungen nach Los Angeles, der aber trotzdem hier in
Pine City wohnt, weil—«
    »Das ist er vermutlich«, sagte
ich zwischen zusammengepreßten Zähnen hindurch. »Kennen Sie seine Tochter?«
    Sie schüttelte energisch den
honigblonden Kopf. »Wen kümmert schon seine Tochter, solange der Kerl reich,
gutaussehend und verwitwet ist?«
    »Wahrscheinlich ist er alt
genug, um Ihr Vater sein zu können.«
    »Was ist denn an einem
eleganten, kultivierten älteren Gentleman auszusetzen?«
    »Nicht das geringste, solange
es sich um mich dreht.«
    »Ich wollte, das hätten Sie
nicht gesagt.« Sie zog eine Grimasse. »Jetzt haben Sie dafür gesorgt, daß mir
gleich schlecht wird.«
    Ich trank drei Tassen Kaffee im
Drugstore an der nächsten Ecke und wanderte dann zum Polizeilabor hinüber. Ed
Sanger sah in seinem weißen Kittel sehr intelligent und wissenschaftlich
angehaucht aus und verschaffte mir das Gefühl, im nächsten Film über einen verrückten
Arzt das unschuldige Opfer spielen zu müssen.
    »Ich habe im Leichenschauhaus
prima Aufnahmen von dem Burschen gemacht«, sagte er munter. »Einer der Jungens
macht Ihnen gerade eine Reihe Abzüge.«
    »Danke, Ed. Wie steht’s mit
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