Al Wheeler und das Phantom
einundfünfzig. Im
zweiten Stock.«
»Was tut er?«
»Ich habe nie danach gefragt«,
erwiderte Lamont hastig. »Er kam einfach eines Tages hereingeschneit und fragte
mich, ob ich an einem Mädchen interessiert sei, das nebenberuflich arbeitet?
Ich sagte, das käme auf das betreffende Mädchen an. Danach schickte er diese
Diana Thomas zu mir. Sie ließ mir eine praktische Demonstration zukommen, und
die war recht überzeugend.«
»Ist sie so gut?«
»Sie stammt von einem anderen
Planeten«, sagte er. »Sie benutzt Handschellen.«
»Wie bitte?« murmelte ich.
»Sie legt Ihnen Handschellen an
— die Hände hinter dem Rücken«, erklärte er. »Und Sie liegen dabei nackt auf
dem Bett, verstehen Sie?«
»Und was dann?«
»Sie befaßt sich mit Ihnen.« Er
errötete leicht. »Es ist ein bißchen schwierig zu erklären, Lieutenant. Sie hat
eine fantastische Taktik. Nach einer Weile vibriert jeder Nerv in Ihrem Körper.
Und tun können Sie überhaupt nichts, weil ja Ihre Hände auf den Rücken
gefesselt sind, ja? Sie bringt Sie also dem Höhepunkt nahe und zögert dann die
Sache hinaus. Es ist ein einmaliges Erlebnis, glauben Sie mir. Und dann ist da
noch was völlig Verrücktes. Sie zieht sich niemals aus. Sie ist die ganze Zeit
über komplett bekleidet. Sie trägt immer ein langes, sehr elegantes Gewand, so
ähnlich wie das heute abend. Es gibt ein paar Burschen, die nichts für simplen
Sex übrig haben. Die legen für eine Nacht mit Diana ein kleines Vermögen an.«
Das Telefon, klingelte. Lamont
blickte zum Apparat hinüber, dann auf mich.
»Haben Sie was dagegen, wenn
ich den Anruf im Schlafzimmer entgegennehme?« fragte er.
»Ja. Sprechen Sie hier.«
Er ging zu dem weißen Tisch und
nahm den Telefonhörer ab. Sein Beitrag zur Unterhaltung war ziemlich einsilbig
und vorwiegend negativ. Als er auflegte, war sein Gesicht grauweiß.
»Schlechte Nachrichten?«
erkundigte ich mich.
»Nichts Wichtiges.«
»Erzählen Sie.«
»Es war nichts weiter.« Er sah
den Ausdruck auf meinem Gesicht und lächelte schwach. »Es dreht sich um eines
meiner Mädchen. Sie wollte wissen, ob es mir recht sei, wenn ihre Freundin
heute abend für sie einspränge, weil sie sich nicht gut fühlt.«
»Hat Joe Simon Sie in der
Hand?« fragte ich. »Oder zahlen Sie ihm lediglich einen maßgeblichen Anteil?«
Das war ein intuitiver
Genieblitz, aber sein Gesicht verriet, daß ich ins Schwarze getroffen hatte.
»Joe Simon?« krächzte er. »Sie
machen wohl Witze.«
»Ich brauche nur bei der Sitte
anzurufen, und Ihr ganzes verdammtes dreckiges kleines Unternehmen ist im
Eimer«, sagte ich. »Zuhälter sind bei der Justiz ganz besonders beliebt.«
»Fünfundzwanzig lausige
Prozent«, sagte er. »Ich muß sogar Buch führen, damit er jeden Monat jemand
schicken kann, der alles überprüft.«
»War das gerade Simon, der Sie
angerufen hat?«
Er nickte. »Ich sagte, ich
hätte Sie noch nicht getroffen, Lieutenant.«
»Das war weise«, sagte ich.
»Ich weiß nicht, was Sie Joe
Simon angetan haben.« Er schüttelte verwundert den Kopf. »Aber Sie sind bereits
ein toter Mann, Lieutenant. Wissen Sie das?«
5
Die Bar wimmelte von gut
angezogenen Leuten, die alle aussahen, als verfügten sie über unbegrenzte
Spesenkonten. Ich ging weiter bis zu Frankenheimers Privatbüro, öffnete es und
trat ein. Er warf einen flüchtigen Blick auf mich, erkannte mich und war
deutlich in seinem Wohlbefinden beeinträchtigt.
»Demnach, was sich draußen
alles rumtreibt, werden Sie demnächst Ihren Alkohol im Keller losgeworden
sein«, sagte ich freundlich.
»In dem Fall findet sich sofort
ein Bastard, der ihn wieder auffüllt«, brummte er.
»Jemand wie Joe Simon zum
Beispiel?« erkundigte ich mich.
»Ich möchte keine Scherereien
haben.« Die dicken Finger seiner rechten Hand spielten nervös auf der
Schreibtischplatte herum. »Sie bedeuten jedenfalls welche, Lieutenant. Üble
Scherereien sogar.«
»Es gibt Schlimmeres«, sagte
ich. »Und das wissen Sie auch. Joe Simon ist maßgeblich an Ihrem Geschäft
beteiligt, oder nicht?«
»Zu dreißig Prozent, verdammt«,
sagte er mit tiefem Empfinden. »Ich habe hier erstklassige Gäste, und es bedarf
nur eines einzigen häßlichen Zwischenfalls, um sie zu veranlassen, woanders
hinzugehen. Joe Simon behauptet, er sorge dafür, daß etwas Derartiges nicht
geschieht. Dafür kassiert er dreißig Prozent vom Gewinn.«
»Hat er sich über mich geäußert?«
fragte ich.
»Vor ungefähr zehn
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