Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Al Wheeler und das Phantom

Al Wheeler und das Phantom

Titel: Al Wheeler und das Phantom
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
sich in einer
Art Bärentrott vorwärts. Der Anzug, den er trug, war genau von der Sorte, die
ich mir selbst gern geleistet hätte, wäre mein Gehalt entsprechend gewesen. Das
dichte schwarze Haar war mit Grau durchsetzt, vielleicht waren auch ein paar
silbern getönte Streifen darunter. Sein Gesicht war von teurer Sonnenbräune
überzogen, und die weißen Zähne glitzerten, als er mich voller Wärme
anlächelte.
    »Ich bin Joe Simon«, sagte er
mit gutmütig rollender Baßstimme. »Kann ich was für Sie tun, mein Junge?«
     
     
     

4
     
    Simon reichte mir den Drink und
griff nach seinem eigenen. Das Highballglas verschwand fast in seiner Faust.
    »Ich kenne Captain Parker und
Sheriff Lavers natürlich auch«, sagte er. »Und auch von Ihnen habe ich gehört,
Lieutenant Wheeler. Sie sind im County bekannt wie ein bunter Hund. Ein bißchen
unorthodox in ihren Methoden, hat man mir erzählt. Sie halten angeblich nicht
viel von der üblichen Routinearbeit, aber Sie haben Erfolg. Ich bewundere das
bei einem Mann, vor allem bei einem Polizeibeamten.«
    »Danke«, sagte ich.
    »Und nun« — seine Stimme wurde
noch freundlicher — »was wollen Sie mich fragen?«
    »Es handelt sich um einen
Mord«, sagte ich. »Ein junger Mann namens John Drury. Kannten Sie ihn
überhaupt?«
    »Drury?« Er überlegte eine
Weile und schüttelte dann bedächtig den Kopf. »Ich glaube nicht.«
    »Miß Rearden kannte ihn«, sagte
ich. »Und Sie kennen Miß Rearden. Ich dachte, Sie hätten ihn deshalb vielleicht
einmal getroffen.«
    »Die Logik leuchtet mir nicht
ganz ein, Lieutenant.« Er grinste liebenswürdig. »Aber wie dem auch sei, ich
muß Sie enttäuschen.«
    »Es ist die unersättliche
Neugier, die einen Polizeibeamten ausmacht«, sagte ich. »Miß Rearden behauptet,
Drury sei nichts weiter als ein Kerl für sie gewesen. Sie wußte sonst nicht das
geringste über ihn, und sie wollte auch gar nichts wissen. Sie hätten nur die
ganze Zeit über so intensiv miteinander geschlafen, daß sie sich fast in ihre
Bestandteile aufgelöst hätten — wie sie sich ausgedrückt hat.«
    Das Grinsen gefror ihm auf dem
Gesicht. »Sie haben ein dreckiges Mundwerk, Lieutenant«, sagte er ruhig.
    »Ich zitiere lediglich Miß
Rearden. Nachdem sie mir das erzählt hatte, hörte ich, daß Sie neulich nachts
mit ihr zusammen in einer Bar waren, aber nicht wollten, daß das allgemein bekannt
würde. Das stachelte natürlich wieder meine unersättliche Neugierde auf.«
    Die grauen, tiefliegenden Augen
sahen aus wie Granit. Er strengte sich gewaltig an und zwang sich erneut zu
einem Lächeln.
    »Ich weiß nicht, wer Ihnen das
erzählt hat«, sagte er. »Aber es stimmt. Miß Rearden und ich sind alte Freunde.
Der Ärger ist nur, ich bin verheiratet und Pine City ist nach wie vor so
kleinstädtisch, daß der Klatsch schnell herumkommt. Wir versuchen nur diskret
zu sein, das ist alles.«
    »Mißverstehen Sie mich nicht,
Mr. Simon«, sagte ich, »aber ich habe vor heute abend noch nie etwas von Ihnen
gehört. Hätte man das eigentlich erwarten können?«
    »Dafür besteht kein Grund«,
sagte er. »Wenn Sie im übrigen mehr über mich erfahren wollen, können Sie sich
immer an Sheriff Lavers wenden. Oder an Captain Parker. Oder an den
Bürgermeister.«
    »Natürlich«, sagte ich.
»Bleiben Sie hier, ich finde den Weg hinaus allein.«
    »Da ist noch etwas Lieutenant.«
    »Sie können sich auf meine
Diskretion verlassen, Mr. Simon«, sagte ich höflich.
    »Das dachte ich mir schon.«
Sein Grinsen war voller Einverständnis. »Sie sind schließlich kein Mann, der
einen Sturm entfachen möchte, Lieutenant. Vor allem nicht, wenn er von den
zurückschlagenden Wellen selbst erfaßt werden könnte.«
    »Ich glaube, ich muß mich
allmählich für Politik interessieren«, sagte ich ernsthaft. »Sind Sie so
mächtig?«
    Er machte eine wegwerfende
Handbewegung. »Man könnte sagen, ich sei maßgeblich an den städtischen
Angelegenheiten beteiligt, Lieutenant, aber das ist so ziemlich alles.«
    Ich warf heimlich einen Blick
auf das Gesicht der blonden Ann Rearden, bevor ich mich der Tür zuwandte.
Eigentlich hatte ich erwartet, nach meinem taktvollen Zitat bezüglich ihrer und
Drurys Bettgewohnheiten einen Ausdruck kalter Wut darauf zu entdecken. Statt
dessen blickten ihre Augen amüsiert drein, und ihre Lippen waren zu einem
selbstzufriedenen Lächeln verzogen. Vermutlich werde ich Frauen nie verstehen
können, wie schon gelegentlich mal jemand vor mir gesagt hat.
    Sie holte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher