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Al Wheeler und das Phantom

Al Wheeler und das Phantom

Titel: Al Wheeler und das Phantom
Autoren: Carter Brown
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fragte ich
beiläufig, während ich aufstand.
    »Sie meinen, ich hätte für
lausige hundert Dollar oder sonst eine läppische Summe ihre Dienste in Anspruch
nehmen können?« sagte er wehmütig.
    »Soll das heißen, daß Sie das
nicht getan haben?«
    »Johnny hat es mir angeboten«,
sagte er nach einer langen Pause. »Allerdings riet er mir, eine Weile zu
warten, bis er einen Burschen namens Lamont losgeworden sei. Aber wenn es da zu
irgendwelchen Reibereien zwischen Zuhältern kam, wollte ich nicht mittendrin
stecken. Also sagte ich vielen Dank, nein.«
    »Kennen Sie Lamont?« fragte
ich.
    »Ja. Es wäre mir lieber, ich
würde ihn nicht kennen, aber ich kenne ihn nun mal. Er hat eine Reihe
sündteurer Mädchen laufen, und ich passe höllisch auf, daß sie von meiner Bar
wegbleiben. Mein Geschäft ist Alkohol.«
    »Wo kann ich ihn finden?«
    »Zwei Blocks südlich von hier
ist ein neues Hochhaus«, sagte er. »Dort wohnt Lamont. So weit ich mich
erinnere, im zehnten Stock.«
    »Sie sind ein Mann von
tiefgründigem Wissen, Mr. Frankenheimer«, sagte ich respektvoll.
    »Die Fettschicht täuscht«,
murmelte er.
    »Eine innere Stimme sagt mir,
daß wir enge Freunde werden«, fuhr ich ernsthaft fort. »Sogar Busenfreunde.
Also verschwinden Sie nicht plötzlich, Mr. Frankenheimer. Ich würde Sie sehr
vermissen.«
    »Ich gehe nicht weg«, erklärte
er. »Schließlich habe ich noch einen Keller voll Alkohol zu verkaufen.«
    Ich verließ die Bar und kehrte
zum Austin Healey zurück. Es war inzwischen halb sieben geworden, und es lohnte
sich nicht, ins Büro zurückzufahren. Sheriff Lavers pflegte immer Punkt fünf zu
verduften, wenn nicht schon früher. Das Nächstliegende war, in meine Wohnung
zurückzukehren, einen Drink und ein Steak zu mir zu nehmen und mich von den fünf
Lautsprechern meiner Hi-Fi Anlage mit sanfter Musik berieseln zu lassen. Aber
zum Teufel — ich hatte das Gefühl, daß hinter Ann Rearden mehr steckte, als es
den Augenschein hatte — und auch der war schon eindrucksvoll. Vielleicht konnte
ich mich als eine Art Ersatz für den Kerl anbieten, den sie soeben eingebüßt
hatte?
    Die Sonne war ein goldener Ball
im Westen des pazifischen Himmels, als ich den Wagen auf der kiesbestreuten
Zufahrt parkte. Ich trat unter das Vordach und klingelte an der Haustür. Die blonde
Lady öffnete, und ihre lebhaften blauen Augen umwölbten sich, als sie mich
erblickte.
    »Vielleicht sollte ich
allmählich Miete von Ihnen verlangen?« sagte sie.
    »Nur ein kleiner
Anstandsbesuch«, sagte ich. »Haben Sie was dagegen, wenn ich eintrete?«
    »Eigentlich schon«, antwortete
sie. »Aber vermutlich spielt das für Sie keine Rolle.«
    Ich folgte ihr ins Wohnzimmer,
und das abstrakte Gemälde an der Wand wirkte beim zweiten Blick auch nicht
ansprechender. Sie blieb in der Mitte des Zimmers stehen und drehte sich um.
    »Na gut«, sagte sie. »Was
wollen Sie?«
    »In dem Apartment neben dem
Drurys wohnt ein Callgirl«, sagte ich. »Sie heißt Sandra Bryant. Hat Drury sie
je erwähnt?«
    »Ich erinnere mich nicht«,
sagte sie.
    »Sie mochte ihn gern«, sagte
ich. »So sehr, daß sie ihm sogar gratis zur Verfügung stand. Bis zu dem
Zeitpunkt, an dem Sie als Konkurrenz auf traten.«
    »So?« Sie gab sich keine Mühe,
ihr Gähnen zu unterdrücken.
    »Er hatte jede Möglichkeit,
seine Sexbedürfnisse gleich nebenan zu befriedigen«, sagte ich geduldig.
»Sandra war ehrlich überrascht, als er sie einer alten Schachtel wegen verließ.
Ich zitiere natürlich ihre eigenen Worte.«
    »Sind Sie den ganzen weiten Weg
hierhergekommen, um mich zu beleidigen?« sagte sie mit steinernem Gesicht.
    »Wenn ich Sie bloß beleidigen
wollte, hätte ich ganz einfach den Telefonhörer abnehmen können«, sagte ich.
»Ich bin lediglich neugierig. Vielleicht war Sex gar nicht der springende
Punkt. Vielleicht war etwas anderes zwischen Ihnen beiden.«
    »Was zum Beispiel?«
    »Keine Ahnung«, sagte ich
wahrheitsgemäß. »Vielleicht war das ganze ein großes Geheimnis zwischen euch
dreien.«
    »Zwischen uns dreien?«
    »Zwischen Ihnen, Drury und Joe
Simon.«
    Sie zuckte leicht die
Schultern. »Warum fragen Sie nicht Joe Simon selbst danach?«
    »Das habe ich ja vor«, sagte
ich.
    »Ich meine, warum fragen Sie
ihn nicht jetzt gleich?« sagte sie mit leicht brüchiger Stimme.
    »Jetzt?« Ich starrte sie an.
    »Joe?« Sie hob die Stimme zu
einem halblauten Ruf.
    Die Schlafzimmertür öffnete
sich, und ein Mann trat ins Wohnzimmer. Er war groß und bewegte
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