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Al Wheeler und das Komplott

Al Wheeler und das Komplott

Titel: Al Wheeler und das Komplott
Autoren: Carter Brown
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daß er nur Zeit gewinnen wollte. Er glaubte keine Sekunde
lang, daß ich auf sein Angebot eingehen würde; es war also bloß ein taktisches
Verzögerungsmanöver. Aber welche Gründe hatte er dafür?
    Plötzlich fühlte ich es kalt
den Rücken hinunterrieseln und wollte gerade den Kopf wenden, aber da war es
schon zu spät. Aus dem Nichts schlug ein Pistolenlauf zu und traf schmerzhaft
mein Handgelenk, so daß der .38er meinen gefühllosen Fingern entglitt und zu Boden
fiel.
    »Das ist eine Überraschung,
Polyp, wie?« fragte eine kratzende Stimme.
    Johnny Barry hielt die Pistole
in der Hand und hatte ein gezwungenes Grinsen auf den Lippen. Neben ihm stand
Ellen Mitchell. Ihr Gesicht war bläulich fahl, bis auf die dunkle, vielfarbige
Stelle auf der Wange. Sie trug Samtschuhe mit unwahrscheinlich dünnen Absätzen,
und damit hatte sich’s. Sonst war sie barfuß bis zum Hals. Sie war sich ihres
Zustandes völlig unbewußt , als sie mich mit flehenden
Blicken ansah.
    »Es tut mir leid«, sagte sie
niedergeschlagen. »Es tut mir entsetzlich leid, Lieutnant.«
    Behutsam rieb ich mein
schmerzendes Handgelenk. »Was ist passiert?«
    »Ich glaubte, ich könnte ihm
helfen«, sagte sie verbittert. »Deshalb erzählte ich ihm, warum ich heute abend vorgeschlagen hatte, mit ihm auszugehen und was
Sie mir gesagt hatten. Ich habe mich in ihm getäuscht, Lieutnant — ganz
furchtbar getäuscht. Er besitzt sämtliche Instinkte eines kaltblütigen Mörders!
Er...«
    » Halt’s Maul!« sagte Barry drohend und schlug ihr mit dem Handrücken auf den Mund.
»Dein blödes Geschwätz kann man ja nicht anhören!«
    Seine schwarzen Augen
schwelten, als er mich anblickte. »Jaja, der starke Mann«, sagte er mit
belegter Stimme. »Der Held, der die Leute herumschubst, solange ihm sein
Ausweis und ein Revolver Autorität geben. Aber jetzt haben Sie keines von
beiden mehr, Polyp. Was sagen Sie nun?«
    »Ich habe nie daran gezweifelt,
daß Sie ein hartgesottener Bursche sind, Johnny«, sagte ich höflich. »Besonders
nachdem ich sah, wie Sie neulich nachmittags mit Bella im Schwimmbassin
umgesprungen sind — und sehen Sie doch, wie Ellen aussieht. Kein Zweifel, mit
jeder Frau, die halb so groß ist wie Sie, werden Sie spielend fertig.«
    »Mächtig witzig!« Er spuckte
mir die Worte geradezu ins Gesicht. »Überlegen Sie sich schon einen Witz über
eine Kugel in Ihren Eingeweiden.«
    »Immer mit der Ruhe, Johnny!«
mahnte Tino mit kühler Stimme. »Wir haben mit dem Lieutnant was vor.«
    »Ich auch«, fauchte Barry. »Ich
schieße ihm ein Stück Blei in die Eingeweide und sehe zu, wie er sich zu Tode
schreit.«
    »Ich sagte, ich hätte was vor
mit ihm«, sagte Tino mit Schärfe. »So, wie du willst, geht es nicht.«
    Barry zuckte ungeduldig mit den
Schultern. »Na schön — wenn du meinst. Was ihr aber auch vorhabt, ich bin
derjenige, der es ihm verpaßt, okay?«
    »Nein!« sagte Bella. »Ich bin
diejenige, die’s ihm gibt, Johnny!«
    »Einen Dreck!« schnarrte
Johnny. »Halt dich ja raus, du besoffenes Miststück!«
    Bellas Gesicht lief vor Wut
krebsrot an. »Wie wagst du eigentlich mit mir zu reden?« Sie erstickte fast an
den Worten. »Ich werde...« Sie trat einen Schritt näher, und ihre Finger
formten sich zu Krallen. »Ich werde dir ein Andenken für dein ganzes Leben
verpassen, Johnny!« keuchte sie. »Wie bei Pearl.«
    »Rühr mich an und ich leg’ dich
um«, warnte Johnny mit heiserer Stimme. »Im Augenblick ist es mir egal, wie die
Sache ausgeht, aber diesem Polyp besorge ich’s. Niemand erlaubt sich, mich
rumzuschubsen wie er, ohne dafür büßen zu müssen!«
    »Du?« spottete Bella
verächtlich. »Du hast ja nicht den Mumm dazu, Johnny. Wheeler hat dich ins
Wasser geworfen, du hast dich damals nicht gewehrt — und jetzt hast du ebensowenig den Mumm, etwas zu unternehmen.« Ihre rechte
Hand schoß vor, und langsam und nachdrücklich riß sie mit ihren scharfen
Fingernägeln blutige Furchen in seine Wangen.
    »Aufhören!« brüllte Tino
verzweifelt. »Ihr beiden Idioten.«
    Den Bruchteil einer Sekunde
lang starrte Barry auf Bella, das Gesicht vor Schmerz und Wut verzerrt, dann
weiteten sich die Pupillen seiner Augen zu einem unnatürlichen, leeren
Ausdruck. Mit einer krampfhaften Bewegung stieß er den Pistolenlauf gegen ihre
linke Brust und drückte dreimal hintereinander ab.
    Bellas Hand sank langsam nach
unten, während sie ihn ausdruckslos anstarrte und dann zusammenbrach. Ich ließ
mich mit ihr fallen und griff nach
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