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Airborn 02 - Wolkenpiraten

Titel: Airborn 02 - Wolkenpiraten
Autoren: Kenneth Oppel
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gefährlich leicht. Und mit der explosiven Energie des Sturms unter uns rasten wir mit beängstigender Geschwindigkeit in den Himmel. Die Signaltöne des Höhenmessers kamen in immer größeren Abständen und wurden so leise, dass ich sie kaum noch hören konnte.
    »Sollen wir etwas Auftriebsgas ablassen, Sir?«, fragte Mr Curtis.
    Kapitän Tritus antwortete nicht.
    »Sir?«, wiederholte der Erste Offizier.
    »Lassen Sie die Treibgut steigen!«, schnauzte Tritus. »In der Höhe sind wir besser dran, bis wir aus dem Sturm raus sind.«
    »Fünftausendvierhundert … fünftausendsechshundert«, meldete Mr Schultz vom Höhensteuer, während er den Höhenmesser ablas. »Sechstausend und wir steigen …«
    Noch immer rüttelte und schüttelte uns der Wind. Ich zwinkerte meine leichte Benommenheit weg und machte mich wieder an meine Arbeit an den Karten, trug Richtungen ein, las Abdrift und Windgeschwindigkeit ab. Ich staunte über Mr Domvilles ruhige, leberfleckige Hand. Selbst während das Schiff herumgestoßen worden war, blieben seine Aufzeichnungen präzise und klar.
    »Sie haben eine magische Hand, Mr Domville.«
    »Sie ist das einzige zuverlässige Teil an meinem Körper«, sagte er und fing erneut an zu husten. Ich reichte ihm wieder etwas Wasser und zog dann den Reißverschluss meiner Jacke zu. In dieser Höhe war es viel kälter. Mr Domville schnappte flach und krächzend nach Luft. Je höher wir kamen, desto schwieriger wurde es für den Körper, genügend Sauerstoff zu bekommen.
    »Siebentausend Fuß«, verkündete Mr Schultz.
    Nervös beobachtete ich Kapitän Tritus. Wir stiegen zu hoch. Wie alle Luftschiffe war die Treibgut zum Fliegen auf Hydrium, das kräftigste Auftriebsgas, angewiesen. Das Hydrium wurde innerhalb des Schiffskörpers in riesigen, ballonähnlichen Gaszellen gehalten, doch in einer Höhe von achttausend Fuß ließ der äußere Luftdruck so stark nach, dass das Hydrium sich gefährlich ausdehnen würde. Es konnte dann leicht das undurchlässige Material der Gaszellen zerreißen.
    »Aus den Gaszellen fünf Prozent ablassen.«
    Alle Schultern entspannten sich bei dieser Order. Die Treibgut strebte weiter in den Himmel. Nicht mehr so schnell, aber wir stiegen noch immer.
    Bei neuntausend Fuß durchpflügte die Treibgut mit einem heftigen Ruck die Wolken und wir ließen den Sturm hinter uns. Plötzlich war es so hell, dass ich blinzeln musste. Die Sonne leuchtete vom westlichen Himmel. Ich drehte mich um und blickte durch die Rückfenster der Führergondel auf die dunkle, aufgewühlte Wolkenwand der Faust des Teufels.
    »Gut.« Das war alles, was Kapitän Tritus sagte. Ohne Zögern zündete er sich die nächste Zigarette an und hielt sogar Mr Curtis, Mr Beatty und Mr Schultz sein Päckchen hin – was ich bei ihm noch nie gesehen hatte. Er war ganz eindeutig in Feierstimmung.
    »Jetzt kann keiner mehr behaupten, man könnte die Faust des Teufels nicht durchqueren, oder? Lassen Sie die Gaszellen auf dreiundneunzig Prozent ab. Die Höhe halten.«
    Ein Glück, dass wir so leicht waren, sonst wäre es schwierig geworden, mit unseren geplünderten Gaszellen in der Luft zu bleiben. Aber praktisch ganz ohne Ballast würden wir noch mehr Gas ablassen müssen, wenn wir in Ägypten landen wollten. Das würde eine kostspielige Reise für die Treibgut , denn Hydrium war teuer.
    Doch im Moment schien sich nicht einmal Kapitän Tritus über sein Missgeschick zu ärgern. Wir hatten Glück, noch am Leben zu sein. Zum ersten Mal erwischte ich mich bei dem Wunsch, an Land zu sein. Kapitän Tritus war leichtsinnig, ich traute ihm nicht. Der Sturm hätte uns leicht in Stücke reißen können wie einen Drachen. Nur noch fünf Tage und ich wäre wieder zurück auf der Akademie.
    »Geht es Ihnen nicht gut?«, fragte ich Mr Domville. Seine Finger waren sehr blass und die Fingernägel schimmerten bläulich.
    »Ich vertrage große Höhe nicht so gut«, sagte er.
    Ich selbst hatte wenig Erfahrung damit, in solcher Höhe zu fliegen, aber ich hatte über die möglichen Auswirkungen auf die Besatzung gelesen. Höhenkrankheit, auch Hypoxie, wirkt bei jedem anders. Sie kann Kopfschmerzen verursachen oder einen umbringen, je nachdem, wie gesund man ist und in welcher Höhe man sich befindet. Alles, was ich im Moment spürte, war ein leichter Druck auf den Schläfen.
    »Wir sollten bald wieder etwas tiefer fliegen«, meinte ich, »wo wir nun den Sturm glücklich hinter uns haben.«
    Mr Domville gab keine Antwort, er sparte das
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