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Airborn 02 - Wolkenpiraten

Titel: Airborn 02 - Wolkenpiraten
Autoren: Kenneth Oppel
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Posten und halt den Mund! Und wegen dieser Gehorsamsverweigerung werde ich einen Vermerk in deine Akte schreiben. Ich habe keinerlei Geduld mit rotznäsigen Akademiegören.«
    Mit brennendem Gesicht ging ich zum Kartentisch zurück. Nur eine Meuterei könnte Kapitän Tritus aufhalten.
    »Wir machen den heimwehkranken Engel«, teilte der Kapitän seiner Mannschaft mit.
    Heimwehkranken Engel nannte man einen steilen und sehr schnellen Aufstieg – wie ein Engel, der zum Himmel strebte –, der normalerweise nur in Notfällen durchgeführt wurde. Ich vermutete, dass der Kapitän hoffte, wir würden dann beim Aufsteigen weniger unter Höhenkrankheit leiden. Er versuchte, Mutter Natur zu überlisten.
    »In weniger als zehn Minuten sind wir da«, versicherte Tritus seiner Mannschaft. »Wir packen uns die Bugseile der Hyperion und nehmen sie ins Schlepp. Mr Curtis, blasen Sie unseren vorderen Tank leer!«
    Durch das Fenster konnte ich sehen, wie sich die Luke vor der Führergondel öffnete und unser kostbarer Ballast in Schwaden ins Meer stürzte. Nun war der Bug erheblich leichter als das Heck und das Schiff richtete die Nase nach oben. Ich hörte die kraftvollen Motoren der Treibgut bei ihrer Mühe, uns hoch in den Himmel zu befördern, laut aufheulen.
    »Geschwindigkeit: zweiundzwanzig Luftknoten«, sagte Mr Curtis.
    »Zwölftausendfünfhundert Fuß«, meldete Mr Schultz.
    »Das ist der reine Wahnsinn«, raunte ich Mr Domville zu. Der nickte nur kurz, und ich konnte erkennen, dass er sich sehr zusammennahm, um nicht am ganzen Leib zu zittern.
    Die Quecksilbersäule des Thermometers am Fenster neben uns fiel gerade unter den Gefrierpunkt. Geschickt brachte Mr Domville die Karte auf den letzten Stand und notierte Länge und Breite der Position der Hyperion . Ich betrachtete die Zahlen.
    Das Gelächter des Kapitäns ließ mich herumfahren, denn dieses Geräusch hatte ich noch nie gehört. Ein raues und gequältes Krächzen – kein Geräusch, das man in der Öffentlichkeit von sich geben sollte.
    »Stellt euch ihre Gesichter vor, wenn wir mit der Hyperion im Schlepp in den Hafen einfliegen!«, sagte Kapitän Tritus hocherfreut.
    Er griff nach seinem Fernglas und ließ es fallen. Als er sich danach bückte, taumelte er einen Augenblick lang unbeholfen. Dann erwischte er es, lachte wieder und hielt es sich vors Auge.
    »Was für ein erstaunlicher Glücksfall«, sagte Tritus. »Da hat sie all die Jahre einfach auf uns gewartet, nicht wahr, Mr Beatty?«
    »So ist es«, antwortete Mr Beatty vergnügt vom Steuerrad her und lächelte.
    Es ging los. Ich erkannte die Symptome aus meinem Lehrbuch. Die Höhenkrankheit kann mit einem enormen Wohlgefühl bis hin zur Euphorie beginnen, so dass man nicht bemerkt, wie sich das Wahrnehmungsvermögen verschlechtert und man unbeholfen und schwach wird. Man spürt die Kurzatmigkeit nicht einmal und wird plötzlich ohnmächtig, während Gehirn und Körper nach Sauerstoff gieren. Wenn man gesund ist, kann man es etwas länger aushalten, aber Kapitän Tritus und seine Mannschaft waren nicht gesund. Sie waren alle zu dick, rauchten zu viel und würden es nicht bis auf zwanzigtausend Fuß schaffen. Besorgt wandte ich mich zu Mr Domville. Um seine Gesundheit stand es besonders schlecht. Seine Augenlider flatterten, und sein Atem ging stoßweise, als würde er rennen.
    »Mr Domville?«
    »Ich brauche einen Stuhl«, keuchte er.
    Schnell zog ich einen heran und half ihm, sich auf die Kante zu setzen, den Oberkörper ließ er auf den Kartentisch sinken. Es schien ihm Mühe zu machen, den Kopf zu heben. Ich zog meine Jacke aus und legte sie ihm um die Schultern.
    »Vierzehntausend Fuß, Sir!«
    Minus drei Grad waren es nun. An den Fenstern hatten sich feine Eisblumen gebildet.
    »Sir«, rief ich dem Kapitän zu. »Mr Domville geht es nicht gut.«
    Der hörte es nicht, oder wenn er es doch tat, kümmerte er sich nicht darum.
    »Da ist sie, meine Herren«, sagte er und deutete aus dem Fenster. Wir waren jetzt weniger als eine Meile entfernt und ich konnte die Hyperion sehr viel deutlicher sehen. Sie war ein riesiges Schiff altmodischer Bauart, die ich nur von Fotografien kannte. Sie schien sowohl für das Wasser wie für die Luft gebaut zu sein und ähnelte einer alten spanischen Galeone, deren Masten und Segel entfernt worden waren.
    »Fünfzehntausend!«
    Der Druck auf meine Schläfen war stärker geworden, mein Herz raste.
    »Nur noch ein paar Minuten«, versprach der Kapitän seiner Mannschaft, »dann
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