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Ahoi Polaroid

Ahoi Polaroid

Titel: Ahoi Polaroid
Autoren: Sobo Swobodnik
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vergewaltigen?«
    Das war das Letzte, was sie sagte. Vinzi stopfte ihr einen alten Socken in den Mund und zog ihr eine gebrauchte Unterhose aus dem Koffer über den Kopf, so dass die Augen in den Beinlöchern saßen und der Gummizug genau über dem Mund. Folge: ausspucken der Socke unmöglich.
    Der Blick Swantjes war nun so gefährlich wie die Pistole. Vinzi schmunzelte. Plotek auch.
    »Bis bald.«
    »Und schön artig sein, klar?«
    Vinzi warf ihr eine Kusshand zu. Plotek einen fast mitleidigen Blick.

13
    Bis zur Endstation der Reise, dem Hafen in Kirkenes, den sie am Morgen erreichen sollten, waren es noch fünf Stunden. In dieser Zeit galt es, den mörderischen Liebermanns, die nicht allzu gut auf Plotek und Vinzi zu sprechen waren, nach Möglichkeit nicht mehr über den Weg zu laufen. Zum anderen war Hubertus C. Bruchmeier, neben Vinzi der letzte Überlebende im Stasi-Fünferbund, natürlich hochkarätig bedroht. Den beiden war klar, dass sie die Einzigen waren, die Bruchmeier, diesen arroganten Kotzbrocken, vor den Liebermanns zwar nicht unbedingt schützen, aber auf jeden Fall warnen konnten. Mehr noch. Sie waren sogar der Überzeugung, dass es diesem selbstherrlichen Provinzprinzipal mit der großen Klappe einmal ganz guttäte, die Ohren etwas langgezogen zu bekommen. Nach dem Motto: Kritik und Selbstkritik, passend zu seinem sozialistischen Vorleben. Aber Mord war ihnen dann doch eine zu finale Disziplinierung. Da bliebe dann gar kein Spielraum mehr für Selbstkritik. Auch wenn Bruchmeier Selbstkritik eher im Bereich der nicht erlernbaren Sprachen ansiedelte, beschlossen sie, dem badischen Intendanten zumindest einen Tipp zu geben, sich bis zur Ankunft in Kirkenes rar zu machen, um dem zu allem entschlossenen Liebermannkommando nicht in die Hände zu fallen.
    Bruchmeiers Kabine war auf Deck 6. Plotek und Vinzi, ohne Rollstuhl, aber auf seinen Stummelbeinen und mit Swantjes Heckler & Koch in der Hand, fanden die Kabinentür angelehnt vor. Sie stießen sie auf und blickten in eine verlassene Suite, die aussah, als wäre sie der Tatort eines Verbrechens, kurz bevor die Spurensicherung eintrifft. Spuren von Bruchmeier gab es genug. Er selbst hingegen war verschwunden. Womöglich war er bereits vor dem Liebermannkommando geflohen, dachte Plotek.
    »Dann hätte er doch sein Herrentäschchen mitgenommen!«, antwortete Vinzi, als hätte er seine Gedanken gehört, und schwenkte dasselbige in der Luft herum. »Oder?«
    Da hatte er auch wieder Recht.
    »Und die Brille!« Vinzi zeigte auf die randlosen Gläser Bruchmeiers, die auf einer Ablage neben dem Bett lagen. Die beiden standen jetzt mitten in der etwa dreißig Quadratmeter großen Suite. Von der sogar eine Glastür hinaus zu einem Balkon führte.
    »Hier kann man es aushalten«, sagte Plotek mit neidischem Blick auf das große Doppelbett und den Balkon.
    »Das Bett ist noch warm«, stellte Vinzi fest, nachdem er eine Hand unter das zerwühlte Plumeau geschoben hatte.
    »Vermutlich von Bruchmeier.« Vinzi legte die Heckler & Koch beiseite und drehte das Kopfkissen um. »Und er hat geblutet«, sagte er, so wie man sagt: »Und Hämorrhoiden sind es nicht!«
    »Du meinst, die Liebermanndelegation hat ihn . . .«
    »Exakt.«
    »Scheiße!« Plotek ließ sich in die Sitzgruppe neben dem Fernseher fallen.
    »Ja, ich fürchte mal!« Vinzi stöberte in Bruchmeiers Schrank herum. »Ich nehme mal an, IM Broiler brutzelt bereits.« Vinzi knöpfte sich den Koffer von Bruchmeier vor.
    Plotek erschrak. »Hast du gerade brutzelt gesagt?«
    »Was?« Vinzi zog ein paar rosa Perlen, die an einer elastischen Plastikschnur hingen und in einer durchsichtigen Hülle verpackt waren, aus dem Koffer hervor und hielt sie hoch.
    »Brutzelt!?«
    »Ja!«, sagte Vinzi. Wobei Plotek sich erstens fragte, was das denn da in Vinzis Hand sein sollte. Und zweitens schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf, der ihn überdurchschnittlich beunruhigte.
    »Lustkugeln«, sagte Vinzi, dem Ploteks ahnungsloser Blick nicht verborgen geblieben war. »Oder auch Analperlen genannt. Die steckt sich unser Intendant in den Arsch.« Er lachte. Wobei sich Plotek fragte, warum? Nicht, warum Vinzi lachte, sondern warum sich Bruchmeier die Kugeln. . ..
    »Stimulation!«, klärte Vinzi ihn auf. »Steigerung der sexuellen Erregung, du weißt schon.« Wusste Plotek nicht. Aber er musste beim Blick auf die Analperlen an seine eigene augapfelgroße Vorsteherdrüse denken. Seine akzessorische Geschlechtsdrüse. Und daran, ob die
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