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Agenten lieben gefährlichen

Agenten lieben gefährlichen

Titel: Agenten lieben gefährlichen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Cascal.«
    »Warten Sie's ab. An dieser Stelle ist die Mauer nur noch einen Zentimeter dick. Von draußen haben wir ein Loch herausgebrochen und nur noch von innen den Putz stehenlassen, damit die Posten bei ihrem Rundgang nichts merken konnten. Wenn ich das Signal gebe, fällt der Putz zusammen.«
    »Dann blasen Sie das große Halali, Cascal. Ich frage mich nur: warum solche Umstände? Machen Sie den Finger krumm und wenn das leise Plopp vorbei ist, haben Sie keine Probleme mehr.«
    »Ich muß ein Versprechen erfüllen, Cliff.« Cascals Miene verzog sich zu einer Fratze. »Glauben Sie mir: Ohne dieses Versprechen lägen Sie längst auf dem Gesicht.« Er stieß einen hellen Pfiff aus, der Haller zu einem breiten Grinsen reizte. Das ist alles so unwirklich, dachte er. So lächerlich. So kolportagehaft. Und doch ist es der Vorhof zum Tod.
    Er überlegte, was er unternehmen konnte, um sich aus dieser prekären Lage zu befreien. Jenseits der Steinwand hörte Cliff jetzt Geräusche. Ein leises Hämmern und Schaben, dann einen Stoß … die Mauer brach auf fast einen Meter fünfzig Höhe zusammen, ein Loch war entstanden, durch das ein Mensch bequem hindurchschlüpfen konnte. Cascal winkte mit der Pistole.
    »Hinaus, Cliff!«
    Haller sprang durch das Mauerloch. Aber aus seinem Plan, gleich weiter mit einem gewaltigen Satz sich in den Schutz der Nacht zu tauchen, wurde nichts.
    Neben dem Loch stand ein Mädchen. Lange, schwarze Haare, mit roten Blumen verflochten wie zu einem Fest. Brennende, große Augen, deren Blick sich an Haller festsaugte. Ein vor Aufregung zitternder, schlanker und doch üppiger Körper. Eine Hand, die sich ihm mit einer Pistole entgegenstreckte. Grellrot bemalte Lippen, die wie zu einem stummen Schrei geöffnet waren.
    »Rita!« entfuhr es Cliff. Er blieb stehen.
    Eine Sekunde, ein Wort, mit denen er sein Leben verschenkte.
    »Ja«, sagte Rita. Ein Stoß in den Rücken ließ Haller vorwärtstaumeln. Cascal war durch das Mauerloch nachgekommen. »Nun bist du da. Ich habe es mir gewünscht – als das schönste Geschenk, das José zu unserer Hochzeit bringen kann. Er hat Wort gehalten … Ich werde ihn dafür heiraten.«
    »Seid glücklich und bekommt viele Kinderchen.« Cliff lehnte sich an die Mauer. Die Ahnung von einem schrecklichen Ende verkrampfte nun doch seinen Hals und ließ seine Stimme verzerrt klingen. »Findest du nicht, daß das eine merkwürdige Einladung zur Hochzeit ist?«
    »Komm mit«, befahl Rita und winkte mit der Pistole. Sie ging voraus. Cliff folgte ihr schweigend und ohne weitere Verzögerung. Er wußte in seinem Rücken Cascals schußbereite Waffe.
    Zehn Schritte weiter wartete ein unbeleuchteter Wagen auf dem Pfad, der sich durch den lichten Wald wand. Rita riß die Tür auf und sah Haller mit flatternden Augen an.
    »Steig ein!«
    »Man wird mich spätestens in einer Stunde vermissen.«
    »So lange dauert es nicht, Cliff«, sagte Cascal. »Außerdem wird man denken, Sie wären mit einem schönen Mädchen im Park.«
    »Fehlspekulation, Cascal. Ich habe Ellen bei mir.«
    Rita gab ihm einen Stoß, er fiel auf die Polsterbank und schlug mit dem Kopf an die gegenüberliegende Tür. Der Angriff erfolgte so plötzlich, daß er sich nicht mehr um sein Gleichgewicht kümmern konnte.
    »Ich hasse sie!« schrie Rita ihm ins Gesicht. Ihr heißer Atem wehte über ihn. Mit der flachen Hand schlug sie ihm viermal auf die Augen, bis er ihren Arm ergriff und wegstieß. »Das ist für sie. Für sie! Diese blonde, kuhäugige Hure! Oh, wie wird sie schreien und jammern, wenn sie dich finden, Cliff. Ich möchte dabeisein, wenn sie zusammenbricht, wenn sie deinen Namen ruft, aber du wirst keine Antwort mehr geben können, denn du wirst nur noch ein Gerippe sein, ein ekliges, abgenagtes, blankes Gerippe …«
    Cliff Haller setzte sich zurecht. Ritas Stimme überschlug sich und erstarb in einem Schluchzen. Cascal legte den Arm um sie, vergaß aber nicht, gleichzeitig auf Haller zu zielen.
    »Beruhige dich«, sagte er zärtlich. »Mein Gott, beruhige dich. Du hast ihn ja jetzt. Du kannst mit ihm machen, was du willst. Behalte die Nerven, favorita …«
    »Ich würde sie an Ihrer Stelle zu einem guten Arzt fahren«, sagte Cliff mit zugeschnürter Kehle. »Sie ist verrückt geworden.«
    »Das stimmt – verrückt vor Haß. Und nur Sie werden sie heilen können. Ihr Todesschrei, Cliff, wird die Medizin für Rita sein.« Cascal setzte sich neben Haller und drückte ihm die Pistole gegen die Schläfe.
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