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Agenten lieben gefährlichen

Agenten lieben gefährlichen

Titel: Agenten lieben gefährlichen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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»Noch vier Tage Zeit für Cascal, mich zu töten. Er muß sich verdammt schnell etwas einfallen lassen.«

Neuntes Kapitel
    Im Zentralbüro des brasilianischen Geheimdienstes in Rio de Janeiro war die Stimmung weniger lässig als bei den Amerikanern. Während Cliff Haller und Ellen sich in der Villa des kleinen Cook unter die Brause stellten und den fauligen Geruch von Urwald und Dschungel zum x-tenmal von sich spülten und sich einseiften, als könnten sie die vergangenen Monate damit von sich abwaschen, saßen ein paar tausend Meter weiter einige ernste Männer um einen ovalen Tisch, rauchten schweigend, tranken Kognak und hörten auf den Bericht, den José Cascal vortrug.
    Cascal hatte sich für diesen Auftritt gut vorbereitet. Jedes Wort war genau überlegt. Die Schuld am Versagen aller Sicherheitsmaßnahmen schob er geschickt dem Geheimdienst selbst zu. »Es ist unmöglich, daß ein Projekt wie die Raketenbasis unbemerkt bleibt«, sagte er am Schluß seiner Verteidigung. »Die Zeiten, in denen man Versteck spielen kann und die anderen herumlaufen wie blinde Kühe, ist vorbei. Wo mehr als zwei Augen etwas sehen, gibt es keine Geheimnisse mehr. Der Fehler liegt allein in der Dimension, Señores: Einzelne Raketen, verteilt über größere Gebiete, das läßt sich verdunkeln, aber eine ganze Basis mit eigenem Flugplatz … wie soll man so etwas schützen?«
    Die Generale sahen schweigend auf die große Karte des Tefé-Gebietes, die wie eine Decke den Tisch bedeckte. General Aguria kaute an der Unterlippe. Für ihn war die Karriere beendet. Er erwartete auch keine Gnade. Ein Posten irgendwo in einem Urwaldkommando, das war schon eine Auszeichnung, mehr, als er erhoffen durfte. Früher waren unfähige Offiziere einfach verschwunden. Wohin, danach fragte niemand, denn vieles Fragen war gefährlich.
    »Ich habe nur Befehle ausgeführt, weiter nichts«, verteidigte er sich müde. »Ich bekam die Pläne und realisierte sie.«
    »Señores!« Der Chef des Geheimdienstes, ein Mann, den alle nur unter dem Namen Dariques kannten und von dem jeder wußte, daß er falsch war, fächelte sich mit einem Blatt Papier Kühlung zu. »Uns interessiert nur: Was sagen wir den Amerikanern?« Er schwenkte wieder den Zettel. »Hier ist der offizielle Protest aus Washington. Blitzschnell arbeiten die Burschen dort! Neben der Note haben sie sogar schon einige Fotos der Basis an unser Außenministerium gefunkt. Übrigens gute, klare Aufnahmen. Dieser Haller ist ein absoluter Könner!« Er warf einen Seitenblick auf Cascal. Über Cascals Gesicht zuckte es wie Wetterleuchten. Der Haß zerfraß ihn von innen wie Säure. »Das ist die Lage: Die USA verlangen die sofortige Zerstörung der Basis und eine offizielle Vollzugsmeldung.«
    »So tief es uns trifft, so sehr unsere vaterländischen Herzen auch dabei bluten werden – wir zerstören die Basis!«
    »Und das … das … diese Entehrung will man auf sich nehmen?« stotterte einer der Generale. Seine Mundwinkel zitterten, als unterdrückten sie mit letzter Kraft das Weinen.
    »Nein. Das ist der Teil der Forderung, den wir den USA nicht erfüllen. Die Basis wird nächste Woche gesprengt, in aller Stille; dann kann von mir aus die Kommission landen und den Trümmerhaufen besichtigen. Wir werden verhindern, daß sie die Herkunft der Waffen erfahren. Das wird unser kleiner Triumph der Niederlage sein!«
    »Und was geschieht mit Cliff Haller?« fragte Cascal in die Stille hinein, die den Worten Dariques folgte. Eine Stille wie nach einer Begräbnisrede. Die Gedenkminute für den verlorenen Traum von Macht und nationaler Größe.
    »Haller?« Dariques winkte ab. »Er interessiert uns nicht mehr. Sollen sich seine zukünftigen Gegner mit ihm herumschlagen!«
    »Er allein hat unser Vaterland geschädigt!«
    »Hinter ihm standen die USA, Cascal. Wie hinter Ihnen Brasilien stand. Sie haben verloren. Vergessen Sie nicht die sportliche Note unseres Berufes: Im Kampf den Gegner mit allen Mitteln schlagen … nach dem Kampf die faire Anerkennung des Siegers.« Dariques lehnte sich zurück und trank einen Schluck Kognak. »Ich wünschte, ich hätte einen Cliff Haller in meinem Dienst. Washington hat einige hundert von seiner Art.«
    »Ich werde ihn töten!« sagte Cascal laut. Die Köpfe der schweigend rauchenden Offiziere fuhren zu ihm herum. Dariques beugte sich vor.
    »Ich gebe Ihnen dazu keinen Auftrag, Cascal!«
    »Das habe ich erwartet. Trotzdem werde ich ihn töten.«
    »Sie handeln dabei auf eigene
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