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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind
Autoren: Stefanie Gercke
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sich zum wiederholten Mal, dass ein so großer Mann so elegant Walzer tanzen konnte. Über ihnen hing ein Gecko kopfüber von den verkohlten Dachsparren und lachte sein zartes Lachen. Er war hübsch, mit glänzenden Knopfaugen und durchsichtig rosafarbener Haut.
    Sie wiegten sich und drehten sich, flogen wie auf Flügeln durch die Nacht, und der Mond strahlte und malte flirrende Muster auf die Holzbohlen.
    »Lass uns auf dem Mondstrahl weitertanzen«, flüsterte sie, »einfach immer weiter, bis die Zeit zu Ende ist.«
    »Ich verspreche dir, wir werden ewig tanzen«, sagte er und blieb stehen und küsste sie, streifte ihr die Bluse von den Schultern, entdeckte, dass sie kein Unterhemd trug, scheiterte an der Schnalle ihres Hosenbunds, bis sie zärtlich seine Hände führte und die Hose um ihre Knöchel fiel. Das trockene Gras unter ihnen raschelte und knisterte und roch süß nach Sonne und Leben.
    Mangaliso und Ziko, die nachgesehen hatten, ob ihre Rinder gesund und vollzählig waren, schauten hinüber. Mangaliso kicherte, sagte etwas, was nur Ziko verstehen konnte. Der lachte laut. Dann liefen sie den mondhellen Weg hinunter zu ihren Hütten, wo ihre Frauen warteten.
    Catherine und Johann schliefen, bis die Sonne die Sterne verschluckte und die ansässigen Hadidahs sie mit lautem Geschrei weckten.
    Der Befehl des Königs jedoch galt. Auch sie mussten Zululand verlassen. Der Moment des Abschieds kam, und Catherine wurde von der Heftigkeit des Schmerzes überrascht, der sie überfiel. Ein letztes Mal ging sie durchs Haus. Im Schlafzimmer blieb sie stehen, berührte die verkohlten Vorhänge. Sie zerfielen unter ihren Händen. »Gelb wäre hübsch, so sonnig. Meinst du nicht auch?«
    Sein Blick streichelte sie. »Gelb wäre ganz und gar wunderbar«, sagte er.
    Schweigend ritten sie im Schritt die lange Kiaatallee hinunter. Vom Tal her warf Catherine einen letzten Blick zurück. Der starke Regen der vergangenen Tage hatte mehrere kleinere Erdrutsche verursacht, die lange, rostrote Schneisen ins Grün gerissen hatten.
    Als weinte der Hügel rote Tränen, dachte sie, blinzelte, als sie die Silhouette eines großen, breitschultrigen Mannes auf dem höchsten Punkt Inqabas zu sehen meinte, die eines Zulus, die ihr seltsam vertraut vorkam. Irritiert schüttelte sie den Kopf und wischte sich über die Augen. Als sie wieder hinschaute, stand da nur Ziko und sah ihnen nach.
    Auch Johann schaute zurück, lange. Dann wandte er sich schroff ab. »Gebe Gott, dass der Krieg dieses Land verschont«, murmelte er.
    »Amen«, flüsterte sie.
    Hand in Hand ritten sie nebeneinander, Mangaliso und Solozi liefen leichtfüßig vor ihnen her. Das Wetter war ruhig, die Luft warm und klar.
    »Hier riecht es gut«, sagte Johann nach einiger Zeit in die Stille.
    »Ganz eigenartig, ein heller, würziger Duft.«
    Ein strahlend glückliches Lächeln erhellte ihr Gesicht.
    »Anis«, sagte sie. »Es ist Anis.«
    Ihr Weg wurde von vielen heimlichen Augen begleitet, der Wind trug ein Wispern durch Zululand, einer erzählte es dem anderen: Jontani und Katheni von Inqaba waren unterwegs, und der König hat seine Schutzdecke über sie gebreitet. Unbehelligt kreuzten sie krokodilverseuchte Flüsse, schliefen in samtigen Nächten gebettet auf Gras, und kein Lebewesen wagte es, sich ihnen zu nähern.
    Wenige Tage später überquerten sie den Tugela nach Natal. Sie wurden in ihrem Haus von ihrer Familie erwartet. Auch von Stefan und Benita. An diesem Tag begriffen Johann und Catherine, dass alles, was ihnen in ihrem langen Leben zugestoßen war, einen Sinn ergab.
    In den ersten Minuten nach Sonnenaufgang des 12. Januar 1879 hob Lord Chelmsford den Arm, zeigte nach Norden auf die Hügel Zululands, die hinter einem Regenvorhang lagen, und über siebzehntausend britische Soldaten überschritten den Tugela. Ihr Ziel war Ondini.
    Der Kriegsgesang der Zulus rollte wie Donner über die Hügel, sie stampften den Boden, und die Erde dröhnte. Dann griffen die Krieger, die sich durch die starke Medizin ihrer Sangomas unverwundbar wähnten, in vollkommener Furchtlosigkeit an und liefen, bewaffnet mit Assegais und Kampfstöcken, geradewegs in den Kugelhagel der Briten. Diejenigen, die Gewehre besaßen, hatten zu wenig Pulver und kein Blei, um Kugeln zu gießen, und die meisten waren im Umgang mit Schusswaffen nicht geübt.
    Es sollte einer der blutigsten Kriege werden, um Land, selbstverständlich, und auch um Bodenschätze, aber tatsächlich ging es um Andersartigkeit, um
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