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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind
Autoren: Stefanie Gercke
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die seine Geheimkammer verschloss, wagte lange Sekunden nicht, die Planke anzuheben, so sehr fürchtete er sich davor, das Versteck leer vorzufinden, fürchtete sich vor dem, was er vorfinden würde. Er wollte Gewissheit haben, aber gleichzeitig graute ihm vor der Endgültigkeit.
    Er drückte auf die Planke, die die Bodenklappe entriegelte. Nichts.
    Sie schien zu klemmen. Mit fliegenden Händen löste er sein Jagdmesser vom Gürtel, schob die Klinge in den Spalt und hebelte das Brett allmählich hoch. Knarrend löste es sich aus seiner Verankerung.
    Erst erkannte er nichts, es war zu dunkel. Dann passierten zwei Dinge gleichzeitig. Ein gellender Schrei brach aus dem schwarzen Loch, und eine blutige Hand streckte sich ihm entgegen. Sekunden später hielt er sie in den Armen, konnte nicht reden, konnte nicht atmen, konnte nicht denken. Konnte sich nicht vorstellen, sie je wieder loszulassen.
    »Was ist geschehen?«, krächzte er, als er seine Stimme wiederfand.
    »Wieso bist du in die Geheimkammer gekrochen? Warum hast du dich nicht bemerkbar gemacht?«
    Sie antwortete nicht gleich, versuchte mit aller Kraft, diesen schwarzen Nebel zu durchdringen, der ihr den Zugang zu ihrem Gedächtnis verwehrte. »Ich weiß es nicht. Mir war ja anfänglich nicht einmal bewusst, wo ich war. Mir ist nur noch gegenwärtig, dass ich auf einem Baum geschlafen habe, irgendwo im Busch. Danach ist mein Gedächtnis ein schwarzes Loch. Verstehst du, ich kann mich überhaupt nicht erinnern! Es ist, als wäre diese Zeit aus meinem Leben herausgeschnitten, und ich weiß nicht, ob es Stunden, Minuten oder gar Tage sind.«
    »Tage nicht«, murmelte er. »Höchstens eine Nacht.« Grimmig schaute er sich um. »Im Haus hat ein Kampf stattgefunden. Überall liegen weggeworfene Waffen herum, Pangas, Assegais, aber auch ein Gewehr. Dort, sieh.« Er hob einen Assegai auf, der am Schaft blutverschmiert war. »Überall ist Blut … ich dachte … ich hatte so furchtbare Angst… du wärst…«
    Sie stellte sich rasch auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf den Mund. »Aber ich bin hier, mir ist nichts passiert.« Sie löste sich aus seiner Umarmung, und plötzlich fiel ihr Stefan ein, die Willingtons und Konstantin von Bernitt, und die Helligkeit des Tages erlosch. Schnell senkte sie den Kopf, um ihm nicht in die Augen sehen zu müssen. Sie wünschte, dass auch diese Zeit für immer aus ihrem Gedächtnis gelöscht worden wäre. Für diese wenigen Minuten in Johanns Arm war ihr Leben in Ordnung gewesen. Doch jetzt war der Moment gekommen, den sie mehr fürchtete als eine hungrige Löwenherde.
    Ohne dass es ihr bewusst wurde, klammerte sie sich an seine Hand.
    Immer noch den Kopf gesenkt haltend, holte sie tief Luft.
    »Ich muss dir etwas sagen, Johann …«
    »Nein, das brauchst du nicht«, fiel er ihr ins Wort. Er ahnte, was jetzt kommen würde.
    »Doch, bitte …« Sie sah ihn gequält an.
    Er zog sie fest in den Kreis seiner Arme. »Nein, sag nichts, es ist nicht nötig. Ich habe mit unserem Sohn gesprochen. Eigentlich habe ich es schon gewusst, seit Stefan klein war.« Er erzählte ihr von seiner Begegnung mit dem Jungen in Durban, der sich als Nicholas Willington herausstellte. »Damals habe ich entschieden, dass Stefan unser Sohn ist. Mich interessierte nicht, wer sein Erzeuger war. Er ist unser Sohn, und nichts wird je etwas daran ändern können.«
    Ihr liefen die Tränen übers Gesicht, und es dauerte lange, ehe sie wieder ihre Stimme und Worte fand. »Da ist noch etwas, was viel schlimmer ist. Es gab eine entsetzliche Szene zwischen Stefan und mir …«
    »Stefan hat sie mir geschildert, und glaube mir, jedes Wort, das er zu dir gesagt hat, tut ihm heute Leid.« Stefans Worte trieben ihm im Nachhinein noch die Zornesröte ins Gesicht. »Mach dir keine Gedanken darüber. Er wird sich bei dir entschuldigen.« Dafür würde er sorgen.
    Ihre Hand flatterte durch die Luft wie ein verletzter Vogel. »Aber wie könnte er das? Weißt du denn nichts davon? Stefan und Benita … hast du nichts bemerkt? Er wird fortgehen, Johann, unser Sohn wird uns für immer verlassen, weil er Benita nicht wiedersehen kann, weil sie seine Halbschwester ist … Versteh doch, ich habe nicht nur sein, sondern auch ihr Leben zerstört.«
    Ihr Schluchzen zerriss ihm schier das Herz, und er hoffte, dass Konstantin von Bernitt für ewig in der Hölle schmorte für das, was er Catherine angetan hatte. Er legte seine Hand unter ihr Kinn, zwang sie, ihm in die Augen zu sehen. »Das
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