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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind
Autoren: Stefanie Gercke
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ihrer Herrin aufgetragen worden war.
    Das Singen brach ab. »Die Würmer haben unseren Salat gefressen«, sagte stattdessen eine sahnige Frauenstimme. Catherine glaubte, sich verhört zu haben, stürzte vorwärts, und da stand sie. Ihr Haar war hochgezwirbelt und mit eisenhaltiger Erde rot gefärbt, ihre Brüste schwangen frei, um ihre Mitte schlang sich ein reich verzierter Perlengürtel, und der Rindslederrock war von feinster Machart.
    »Jabisa!«, schrie Catherine. »Wo kommst du her?«
    Die üppige Schwarze bog prüfend die Blätter eines welken Salatkopfs auseinander und warf ihn dann zur Seite. »Du hast mich gerufen, ich habe dich gehört, ich bin gekommen. Was sonst?« Das stimmte zwar nicht, denn Solozi hatte sie auf der Suche nach Katheni aufgestöbert und sie mit nach Inqaba geschleppt, aber sie gedachte nicht, Kathenis Glaube an ihre übersinnlichen Kräfte zu zerstören.
    Gelegentlich hatte es sich als recht nützlich erwiesen, erklärte Dinge, die sie nicht zu erklären wünschte. Missbilligend musterte sie die zerrissene Bluse Catherines, den verschmierten Lederhosenrock.
    »Hast du keine ordentliche Kleidung? Du bist eine verheiratete Frau, Katheni, die Nkosi von Inqaba.«
    Catherine hatte plötzlich Tränen in den Augen. Wie warmer Sirup floss die Erleichterung durch ihre Adern. Warum Jabisa gerade jetzt hier aufgetaucht war, würde die Zulu ihr irgendwann erzählen. Oder auch nicht. Fragen würde sie nicht. Umlungus fragen zu viel, hatte Jabisa einmal bemerkt, als Timothy Robertson sie nach ihren Gewohnheiten im Umuzi ausfragte. Daraufhin war sie verfallen in konsequentes Schweigen, hatte den armen Timothy nur mit einem derart giftigen Blick angestarrt, dass dieser sich verwirrt zurückgezogen hatte. »Wir brauchen Gemüse«, sagte sie und machte sich an die Arbeit.
    Johann fand noch drei Flaschen Wein in dem tiefen, mit Felssteinen ausgekleideten Schacht, den er in den Hang unterhalb des Wasserreservoirs getrieben hatte. Aus dem Kamin des Kochhauses kräuselte sich Rauch, und aus der geöffneten Tür strömte der höchst appetitliche Duft nach Schmorbraten mit Rosmarin.
    Aber bevor sie aßen, wollte er Catherine dem Gefangenen gegenüberstellen. Vielleicht würde das ihr Gedächtnis zurückbringen. Er ging zu ihr ins Kochhaus. »Du musst dir jemanden ansehen und mir sagen, ob du ihn kennst und ob du weißt, was mit ihm passiert ist.«
    Erst jetzt entdeckte er Jabisa, zog die Brauen hoch. »Sawubona, Jabisa«, sagte er, mehr nicht. Heute überraschte ihn nichts mehr.
    Er führte Catherine hinüber zum Geräteschuppen. Der Mann lag zusammengekrümmt auf dem Boden und wimmerte. Sie beugte sich über ihn, fuhr aber zurück, als sie seine Wunden sah. »Was ist denn mit dem geschehen? Sieht ja fast so aus, als hätte ihn eine große Katze angegriffen …« Ihre Stimme verrann plötzlich wie Wasser im Sand, und ihre Augen weiteten sich. »Ein Löwe …?«, flüsterte sie. »Es ist Tulani, ich erkenne ihn. Ich habe ihn gesehen, ihn und seine Männer. Aber nicht hier, nicht auf der Farm, es war …« Sie ließ ihren Blick über die Bäume laufen, fand aber nichts, was eine Saite in ihr anschlug. »Es war woanders. An einem Fluss, da war ein Baum …« Sie stockte. Wie Blitze in dunkler Nacht schössen ihr Erinnerungsfetzen durch den Kopf, aber sie ergaben kein ganzes Bild.
    »Er wollte nach Inqaba … Angeblich wird Inqaba nach dem Krieg seins sein … Er wird es umbenennen in Esasa. Triumph. Daran entsinne ich mich ganz genau, und danach bin ich weggerannt, vermutlich hierher.« Sie rieb einen Ellbogen, der eine Schürfwunde und einen beeindruckenden Bluterguss trug. »Ich muss hingefallen sein.« Frustriert biss sie sich auf die Lippe, die prompt wieder aufplatzte. »Dann weiß ich nichts mehr, auch nicht, warum ich mir so sicher bin, dass diese Wunden von einem Löwen verursacht wurden.«
    »Weil sie eben genau so aussehen wie Wunden, die von Löwen verursacht werden«, kommentierte Johann trocken. »Wir haben sein Gebrüll gehört.«
    »Ibhubezimkhulu … Ibhubezimkhulu …«, geiferte Tulani.
    Plötzlich stand Catherine ganz still und musterte den am Boden liegenden Zulu scharf, wurde sich der Gegenwart Mangalisos bewusst, der im Hintergrund stand und sie unverwandt aus funkelnden, schwarzen Augen anstarrte. Ihre Blicke verhakten sich, dann schaute sie wieder den Gefangenen an, der immer noch unverständliches Zeug babbelte. »Der Löwe. Sicelo«, flüsterte sie. Ihr lief ein Schauer den Rücken
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