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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind
Autoren: Stefanie Gercke
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»Wer ist es, erkennt ihr ihn?«
    Ziko schüttelte den Kopf.
    Der Mann, die Augen blutunterlaufen und trübe, reagierte nur mit einem kurzen Zucken. »Bhubezimkhulu … Bhubezimkhulu …«, nuschelte er, dabei lief ihm der Sabber aus dem Mund.
    »Was redet er da von einem großen Löwen? Was ist dem Mann geschehen?« Seine Stimme stockte plötzlich. Mit wenigen Schritten war er bei dem Verwundeten und untersuchte ihn, fand neben den tiefen Kratzern auch unverkennbare Zahnspuren. Beide waren nicht von Menschen verursacht worden, sondern konnten nur von einem großen Raubtier stammen. Das blutige Gemetzel im Tal stand ihm plastisch vor Augen. Catherine!
    »Ein Löwe«, flüsterte er. »Es müssen Löwen auf Inqaba gewesen sein.« Unbewusst rieb er seinen Zeigefinger, an dem noch das Blut aus der Lache im Schlafzimmer klebte. Es war verkrustet und bröckelte herunter. Ihm wurde schlecht, und er musste sich an einen Baumstamm lehnen. »Ziko, bring aus ihm heraus, was hier vorgefallen ist.«
    »Ich denke, ein Löwe wollte ihn fressen«, bestätigte Solozi und wies stumm auf die Kratzer am Arm des Mannes, die bereits stark angeschwollen waren. »Das hat ihn so erschreckt, dass er sein Leben vorher vergessen hat. Vielleicht weiß er nicht einmal mehr, wer er ist.«
    Er schob sein Gesicht ganz nah an das des Mannes und blickte ihm forschend in die Augen, als könne er dadurch ins Innere des Kopfs sehen. Dann nickte er. »Scheint leer zu sein.«
    »Wir haben niemanden sonst gesehen, nur diesen Kerl, dessen Geist verwirrt ist und der sabbert wie ein neugeborenes Kind. Aber die Dorfbewohner haben mir berichtet, sie hätten elf Pangas gefunden, die diese Angsthasen offensichtlich auf ihrer Flucht verloren haben, eine Anzahl Assegais und ein paar schöne, brauchbare Kriegsschilde.« Er grinste böse. »Sie haben Gebrüll gehört, sagen die Leute im Dorf, schwören, dass es ein Löwe war. Dann haben sie die Männer wegrennen sehen. Als sie sich hergewagt haben, war kein Löwe zu sehen, nur Blut haben sie gefunden und die weggeworfenen Waffen.« Er ließ den Mann los, der sich prompt in den Sand setzte.
    »Bringt ihn in den Geräteschuppen«, sagte Johann, »gebt ihm etwas zu trinken und sucht weiter nach Katheni.« Er ging zurück zum Haus, lehnte sich in die Fensteröffnung vom Wohnzimmer und starrte hinein, bis ihm die Tränen kamen. Ungewohnte Hilflosigkeit lähmte ihn. Alles, was er erfahren hatte, waren Gerüchte und vage Vermutungen. Seiner Catherine war er noch keinen Schritt näher gekommen.
    Sein Blick wanderte zu dem Loch im Dach. Was war hier geschehen? Der Brand war offenbar von einem Blitzschlag verursacht worden, die Frage war nur, ob Catherine vorher oder nachher das Haus betreten hatte. Ob sie überhaupt im Haus gewesen war. Doch dessen war er sich auf unerklärlicher Weise sicher, in seinen Knochen fühlte er es, als hinge ihre Aura noch in den Räumen. Er hatte gelesen, dass die Aura eines lebenden Menschen noch wahrzunehmen ist, auch wenn er körperlich nicht mehr anwesend war. Eines lebenden Menschen! Er ballte die Fäuste. Grimmig beschloss er, notfalls das Haus Stein für Stein, Bohle für Bohle abzutragen, bis er herausgefunden hatte, was sich hier abgespielt hatte. »Und wenn ich ganz Inqaba umgraben muss«, murmelte er.
    Unterschwellig wurde er gewahr, dass Mangaliso neben ihm auftauchte. Er stand reglos wie aus Stein gehauen, hob den Kopf und sog die Luft ein, dann heftete er seine Augen auf den Boden, als wollte er mit seinem Blick die dicken Bohlen durchbohren.
    »Sie ist unter dem Boden, aber nicht bei den Schatten«, wisperte er, seine Stimme zarter als ein Windhauch.
    Johann erstarrte. Was hatte Mangaliso gesagt? Unter dem Boden, aber nicht bei den Schatten? Erst verstand er nicht richtig, dann traf es ihn wie ein Blitz. Unter dem Boden, aber nicht bei den Schatten!
    Nicht bei ihren Ahnen. Nicht in einem Grab! Er fuhr herum und fixierte den Tisch, der ordentlich ausgerichtet an seinem Platz stand.
    Dort hatte er ihn hingeschoben, vorhin, als er zum ersten Mal dieses Zimmer durchsucht hatte. Vorher war der Tisch beiseite gerückt gewesen, und ein Stuhl war umgefallen. Beide hatte er eigenhändig zurechtgerückt. Laut fluchend verwünschte er seinen vermaledeiten Ordnungssinn, der ihn völlig automatisch hatte handeln lassen. Er hatte den Vorgang überhaupt nicht registriert. Mit einem gewaltigen Ruck schob er den Tisch beiseite und kniete sich hin. Mit brennenden Augen starrte er auf die Holzplanke,
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