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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind
Autoren: Stefanie Gercke
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schweigsam, nur seine schwarzen Augen glitzerten, als wäre er auf Jagd.
    Johann stand in dem zerstörten Schlafzimmer neben den verkohlten Betten. »Mangaliso, alter Freund, sieh dich genau um, setze deine ganze Kunst ein, nur lass sie uns finden. Sieh, da ist Blut, dort scheinen Spuren einer großen Schlange zu sein, hier, diese Abdrücke könnten von einem Löwen stammen, obwohl das nicht wahrscheinlich ist, und sie werden durch andere überdeckt, menschliche …« Hilflos zuckte er mit den Schultern, während Mangaliso mit leerem Blick ins Zimmer schaute, offenbar völlig desinteressiert.
    Johann aber kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass sein Begleiter hochkonzentriert die Atmosphäre des Raums in sich hineinsog, sie erschnüffelte, durch die Poren in sein Inneres aufnahm.
    Mangaliso sah den Raum in einer vierten Dimension, die jenseits dessen lag, was für andere Menschen sichtbar war. Er schien Farben zu riechen und Gerüche zu sehen, hatte ihm erklärt, dass die Schatten derer, die sich vor Stunden darin aufgehalten hatten, für ihn erkennbar waren. Damals hatte er das als Fantasterei abgetan, aber jetzt hoffte er mit jeder Faser seines Seins, dass Mangaliso tatsächlich diese Gabe besaß. Frustriert beobachtete er seinen schwarzen Freund. Seine eigenen Sinne waren im Vergleich zu denen Mangalisos stumpf. Es waren die Sinne eines normalen Europäers, der, obwohl er Jahre im Busch zugebracht hatte, es nie zu dieser Meisterschaft bringen würde.
    Auf diesem Weg konnte er Mangaliso nicht folgen, er musste sich nur auf seine Augen und seine nüchterne Kombinationsgabe verlassen.
    Und auf die Hoffnung.
    Leise, um Mangaliso nicht zu stören, untersuchte er jeden Zoll der verbrannten Betten, voller Angst vor dem, was er finden würde. Bei jedem verkohlten Stück Holz zitterte er, dass es ein Knochen sein könnte, aber jedesmal war es nur Holz. Sein Herz jagte, als wäre er Meilen gerannt. Rußverschmiert richtete er sich endlich auf. Im Bett war sie nicht verbrannt.
    Vorsichtig stieg er über die Trümmer bis zur Wohnzimmertür, vermied, in die Pfützen zu treten, in denen sich Ruß mit Regen zu einer schwarzen, klebrigen Soße vermischt hatte. Langsam ließ er seinen Blick über den Raum wandern. Es hatte sich nichts verändert.
    Die Türen des Stinkwoodschranks standen noch immer offen, das Bücherregal war mit dickem Staub bedeckt, nur seine eigenen Fingerspuren waren zu sehen. Durch das freigelegte Fenster im Wohnzimmer fielen Sonnenstrahlen in den Raum. Tisch und Stühle standen da, wo er sie hingestellt hatte. Im Dach raschelte ein Gecko.
    Er schaute hoch, entdeckte mehrere der kleinen Reptilien, die an der Wand klebend mit neugierigen, schwarzen Knopfaugen zu ihm heruntersahen. Er wandte sich ab, stellte sich an die Verandatür und schaute hinaus, sah nichts, weil ihm die Tränen aus den Augen liefen.
    Aufgeregte Rufe, Schreie, Geräusche von einem Handgemenge, ließ ihn aufhorchen. Energisch wischte er sich mit dem Handballen über die Augen und lauschte. Ziko, dessen Aufgabe es war, die Umgebung abzusuchen, schien jemanden gefunden zu haben. Er wünschte, Sihayo wäre jetzt hier, wäre hier gewesen, als Catherine gekommen war, aber er hatte ihn in Stanger bei den Rindern gelassen.
    Wo Maboya sich aufhielt, wusste er nicht. Vielleicht war er bei seiner Rinderherde oder auf den Feldern, vielleicht war er auch einfach im Umuzi seiner Familie.
    Der Tumult wurde lauter, eine Frauenstimme kreischte. Johann rannte hinüber zum Weg, der ins Dorf der Farmarbeiter führte. Er bückte sich, hob einen weggeworfenen Panga auf und hackte damit durch die Luft.
    Zwei Männer schleppten zwischen sich einen dritten heran, der schlaff in ihrem Griff hing. Einer der Träger war Ziko, aber erst nach genauerem Hinsehen erkannte er in dem zweiten den ältesten Sohn Mangalisos. Ihr Gefangener war ein untersetzter Schwarzer mit schmalem Brustkasten. Sein Kopf war nach vorn gefallen, die Füße schleiften auf der Erde. Um seine Hüften war ein Lederband geschlungen, an dem noch ein einzelner zerfledderter Ginsterkatzenschwanz baumelte, der polierte Kopfring war ihm tief in die Stirn gerutscht. Er machte einen abwesenden, teilnahmslosen Eindruck, sein Blick ging ins Leere, seine Lippen bewegten sich, aber zu verstehen war nichts. Auf beiden Armen trug er lange, tiefe Kratzwunden, ebenso auf dem Rücken.
    »Sixpence, sawubona, usaphila na?«, grüßte ihn Johann. »Es ist gut, dich zu sehen.« Er musterte den gefangenen Schwarzen.
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