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African Queen

African Queen

Titel: African Queen
Autoren: Helge Timmerberg
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schwimmen.»
    «Ach so.»
    Der Malawisee ist 570 Kilometer lang und bis zu 75 Kilometer breit, auch bis zu 704 Meter tief. Wie lange wir schwimmend bis zum nächsten Hafen bräuchten, ist mir deshalb nicht ganz klar, die «Ilala» wird es in sieben Stunden schaffen. Aber selbst wenn wir mit Schwimmwesten und Gottes Hilfe durchkämen, wäre das nicht das Ende aller Probleme, denn die Ufer des Malawisees sind mit Krokodilen, Nilpferden und Seepythons verseucht. Dabei würden die Nilpferde allein schon reichen, sie sind die gefährlichsten Tiere überhaupt, obwohl sie Vegetarier sind. Aber Hitler war ja auch einer. Ich esse ebenfalls weder Fleisch noch Fisch, und darüber freuen sich alle, die unter uns sind. Dieses Gewässer ist das fischartenreichste der Erde. Vierhundertfünfzig Arten insgesamt, Buntbarsche, Nilhechte, Welse, Karpfen, Salme und diese kleinen Flitzer, deren Name ich vergessen habe, die aber weltweit als der Mercedes unter Aquaristen gelten. Weil sie so bunt sind, so schnell, so geil, so unterhaltsam. Die Männchen jagen die Weibchen, bis denen die Kiemen platzen. Darum hält man in Aquarien auf jeweils einen männlichen Malawisee-Zierfisch drei weibliche. Eins wird gejagt, zwei können Pause machen.
    Zurück in der Kabine, variieren wir das Thema Liebe auf unsere Weise. Ich liege lange wach auf meiner Pritsche und bin so scharf wie Nachbars Zierfische, aber will Lisa nicht belästigen, weil ich glaube, dass sie schläft. Und Lisa erzählt mir am nächsten Morgen, dass sie ebenfalls die halbe Nacht wach gelegen hat und mich nicht wecken wollte. Liebe ist, wenn beide unbefriedigt bleiben. Und so beginnt ein weiterer, wunderschöner Tag in Afrika.

3. DIE LODGE
    D as weiße Speedboot der Lodge liegt wie ein Gefährt von Außerirdischen zwischen den Einbäumen und Fischerbooten im Hafen von Likoma Island. Fünf Sterne kleben auf ihm, und die beiden Bootsleute tragen Uniformen. Kurze blaue Hosen und beige Poloshirts mit blauen Kragen und blauen Bündchen an den Ärmeln. Sie sind wahnsinnig nett. «Welcome», sagt der jüngere von beiden. «My name Andrew, I speak English, my brother Jackson no speak English.» Nachdem das geklärt ist, bringen sie uns zu einem kleinen Rohbau aus Beton, der die Einwanderungsbehörde beherbergt. Likoma ist die letzte Insel von Malawi vor Mosambik, wir müssen uns abmelden, bevor es weitergeht. Tuuuuuuuuuuut. Das ist die «Ilala». Sie dampft gerade ab.
    Auf dem Speedboot bekommen wir Cola aus der Kühlbox und Schwimmwesten. Zurzeit ist es windstill, der See erholt sich vom Sturm der Nacht, aber Jackson gibt Gas und verprügelt mit dem Bug die Wellen. Zwanzig Minuten später ankern wir am Strand von Cobue, ein Nest, das noch kleiner als der Hafen von Likoma ist. Wir krempeln die Hosen bis zu den Knien hoch, springen aus dem Boot und folgen Andrew barfuß zum hiesigen Passbüro. Es ist Sonntag, und es ist nichts los. Ein paar Ziegen, ein paar Kinder, ein Hängebauchschwein, und auch das Büro ist nicht besetzt. Andrew geht los, um den Beamten zu finden, und kommt mit dessen Frau zurück. «Bom dia», sagt sie, «Bom dia», antworte ich. Damit sind wir in Mosambik.
    Noch mal dreißig Minuten mit dem Speedboot, aber jetzt parallel zur Küste. Sie ist bergig, wild und grün. Hohe Schilfwiesen am Ufer, dichter Busch dahinter, dazwischen, wie hingesprenkelt, die Grashütten der Fischer, und überall stehen uralte Affenbrotbäume, wie schwarze Riesen, und bewachen die Zeit. Am Himmel sind große, weiße Vögel mit schwarzen Köpfen und schwarzen Flügelspitzen unterwegs. «Seeadler!», ruft Lisa entzückt. Noch entzückender finde ich die bizarren Felsformationen aus Vulkanstein, die wie Finger aus dem Wasser ragen und von Dalí gemalt sein könnten oder von Tolkien beschrieben. Abstrakte Natur, Magie aus Stein, grau zumeist und die Spitzen weiß, und keiner steht allein, sondern immer nur in Gruppen, in familiären Verbänden. Manchmal fahren wir zwischen ihnen hindurch, manchmal müssen wir sie umrunden, und es hört nicht auf. Filigrane Klippen schmücken diese Küste, und dann, fast habe ich es vergessen, bilden sie ein Tor, und dahinter liegt eine kleine Bucht mit einem Anlegesteg, und am Ufer stehen Collin und Rose und winken uns zu.
    Wir betreten den heiligen Boden aus Lisas Träumen. Seitdem ich sie kenne, redet sie von der Lodge wie von einem anderen Leben. Und ich redete dagegen. Ich bin dein neues Leben, wir sind die Veränderung, und die Liebe ist das Paradies, nicht
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