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Affaere in Washington

Affaere in Washington

Titel: Affaere in Washington
Autoren: Nora Roberts
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starrte aus dem Fenster. Kann ich Shelby zwingen? Soll ich heftig werden oder bitten und flehen? Welches Mittel ist mir noch geblieben? Ohne Shelby hat mein Leben seinen Sinn verloren. Wenn sie mich tatsächlich verlässt, bin ich nur noch ein halber Mensch.
    Mein Herz hat sie gestohlen und läuft einfach fort. Nein, das zu behaupten wäre ungerecht. Ich gab ihr meine Liebe freiwillig, musste mich ihr geradezu aufdrängen, denn sie zögerte und wies mich ab. Doch jetzt ist es zu spät, und nichts lässt sich mehr rückgängig machen. Auch wenn sie nie wieder auftaucht, wird der Schmerz bleiben.
    Panik ergriff Alan. Bestand die Möglichkeit wirklich? Jemand wie Shelby würde das fertigbringen. Den Koffer nehmen und spurlos verschwinden. Zum Teufel mit ihr!
    Wütend betrachtete Alan das schweigende Telefon. Er musste Shelby finden, und wenn es auch noch so kompliziert wäre, sie aufzuspüren. Und anschließend würde sich ein Ausweg ergeben, denn sie gehörten zusammen. Darüber war Shelby sich ebenso klar wie er selbst.
    Ich werde ihre Mutter anrufen, vielleicht hat sie inzwischen von Shelby Nachricht. Anschließend probiere ich sämtliche Leute durch, die sie kennen. Alan lachte bitter. Das könnte allerdings Wochen dauern.
    Als er den Hörer abnahm, klingelte es an der Haustür. Fluchend legte Alan wieder auf. McGee war in Schottland, er musste also selbst öffnen.
    Ein Eilbote stand vor ihm und lächelte freundlich. »Eine Zustellung für Sie, Senator. Vorsicht, sehr empfindlich.« Er grüßte und war im nächsten Moment wieder verschwunden.
    Alan blickte verblüfft auf den durchsichtigen Plastikbeutel in seiner Hand. Er war mit Wasser gefüllt und verknotet. Ein kleiner hellroter Goldfisch schwamm aufgeregt in dem engen Gefängnis herum.
    Mehr ärgerlich als erstaunt über die Störung suchte Alan nach einem geeigneten Gefäß. Die dickbäuchige Kristallbowle in der Vitrine schien ihm passend. Als er die verschlungenen Zipfel aufknüpfte, fiel ein Kärtchen heraus.
    Im nächsten Moment hatte Alan den Fisch samt seinem Wasser in das kostbare Glas geschüttet und griff mit unsicheren Fingern nach der Mitteilung.
    Senator,
    wenn es dir möglich ist, im Goldfischglas zu leben,
    dann kann ich es auch.
    Dreimal musste Alan den einfachen Satz lesen, bis er begriff. Dann schloss er die Augen. Sie war zurückgekommen. Die Karte fiel zu Boden, mit wenigen Schritten hatte er die Tür erreicht. Im gleichen Moment, als er sie weit aufriss, ertönte die Klingel.
    »Hallo.« Shelby lächelte unsicher. »Darf ich eintreten?«
    Er wollte sie an sich reißen, an sich drücken, um sicher zu sein, dass sie blieb. Aber das war keine Art, Shelby zu halten. »Sicher«, sagte er. Er wollte auf sie zutreten, doch stattdessen trat er einen Schritt zurück und ließ sie vorbei. »Du warst verreist.«
    »Nur für eine kurze Pilgerfahrt.« Shelby schob die Hände tief in die weiten Taschen ihrer Leinenjacke. Es fiel ihr auf, dass Alan müde und abgespannt aussah. Gern hätte sie sein Gesicht gestreichelt, aber sie beherrschte sich.
    »Komm herein und setz dich.« Beinahe förmlich wies er auf das Sofa im Salon, den sie mittlerweile erreicht hatten. »McGee hat Urlaub. Soll ich Kaffee machen?«
    »Nein, für mich nicht.« Shelby ging langsam bis zum Kamin in der Ecke. Wie soll ich nur beginnen? überlegte sie. Wie ihm erklären, was mit mir los war? Ihr Blick fiel auf das grüne Tongefäß. Es stand zwischen den Fenstern, und das hereinströmende Licht ließ die hellen Punkte aufleuchten.
    Shelby hatte sich noch vor wenigen Minuten allerlei Sätze zurechtgelegt, aber jetzt fiel ihr nichts ein. »Wahrscheinlich müsste ich mich zuerst entschuldigen«, begann sie zögernd, »dass ich neulich derart die Nerven verloren habe.«
    »Warum?«
    »Warum?« Sie schaute erstaunt auf. »Warum was?«
    »Warum entschuldigen?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich heule nicht gern, lieber würde ich fluchen oder gegen etwas treten.« Ihre Verlegenheit wuchs, und Alans ruhiger Blick war nicht dazu angetan, die Peinlichkeit der Situation zu erleichtern. Nervös fragte sie: »Du bist mir böse, nicht wahr? Sag mir ruhig die Wahrheit!«
    »Nein.«
    »Aber du warst es.« Shelby ging im Raum rastlos hin und her. »Ich hatte kein Recht, mich so aufzuführen. Ich …« Ihr Blick fiel auf den Goldfisch in der Kristallbowle. »Na, der hat sich ja mächtig verbessert.« Sie lachte. »Ich glaube nicht, dass er das zu schätzen weiß, Alan.« Sie drehte sich zu ihm um
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