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Affaere in Washington

Affaere in Washington

Titel: Affaere in Washington
Autoren: Nora Roberts
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schlimmer als unnütz.« Shelby nahm ihre Wanderung durch das Zimmer wieder auf. »Wenn ich versuchen müsste, mich immerfort anzupassen, würde ich verrückt. Mir fehlt die Geduld für Schönheitssalons, Friseure und Sekretärinnen. Ich kann unmöglich vierundzwanzig Stunden hintereinander taktvoll sein! Was wäre ich für eine schlechte First Lady, wenn ich die meiste Zeit nicht einmal eine Lady bin?«, fuhr sie auf. »Und verdammt, Alan, du wirst gewinnen, daran gibt es keinen Zweifel. Und ich finde mich im Weißen Haus wieder, wo ich vor Eleganz und Protokoll ersticken werde.«
    Alan wartete, bis Shelby ausgesprochen hatte. »Willst du damit sagen, dass du mich heiratest, wenn ich nicht kandidiere?«
    Sie fuhr herum, ihre Augen schimmerten von Tränen, die ganze Qual stand in ihnen. »Tu mir das nicht an! Du würdest mich hassen. Es darf keine Wahl zwischen deiner Bestimmung und mir geben, Alan, das darf es einfach nicht!«
    »Aber eine Wahl zwischen dem, was du bist, und mir«, entgegnete er. Der ganze unterdrückte Ärger brach aus ihm heraus. Er sprang vom Sofa auf und ergriff Shelbys Arme. Dieser Wutausbruch überwältigte sie. Sie wusste, dass Alan zu dieser Stimmung fähig sein konnte, hatte bereits Anzeichen dafür erkannt. Trotzdem kam sie sich hilflos vor. »Du kannst wählen, mich mit einem einfachen Nein aus deinem Leben zu streichen, aber du kannst nicht erwarten, dass ich das akzeptiere, denn du liebst mich, das weiß ich. Wofür, zum Teufel, also hältst du mich eigentlich?«
    »Es ist keine Frage der Wahl«, erwiderte Shelby leidenschaftlich. »Ich kann nicht anders. Ich wäre nicht richtig für dich, Alan. Du musst das einsehen.«
    Alan schüttelte Shelby so heftig, dass ihr Kopf zurückflog. »Lüg mich nicht an! Und erspare dir deine Ausflüchte! Wenn du mir tatsächlich den Rücken kehren willst, dann sei wenigstens ehrlich.«
    Shelbys Knie gaben so plötzlich nach, dass sie gefallen wäre, hätte Alan sie nicht festgehalten. »Ich könnte es nicht ertragen.« Tränen traten ihr in die Augen, rollten die Wangen hinunter. »Ich könnte es nicht wieder durchmachen, Alan. Zu warten, nur darauf zu warten, dass es wieder passiert, dass sich alles wiederholt …« Aufschluchzend schlug sie die Hände vors Gesicht. »Oh Gott, bitte, ich halte es nicht aus. Ich wollte dich nicht so sehr lieben, wie ich es tue. Ich wollte nicht, dass du mir so viel bedeutest. Ich kann es nicht wieder geschehen lassen. All diese Menschen um einen herum, all diese Gesichter, der Krach, die Aufregung. Ich habe gesehen, wie jemand, den ich liebte, vor meinen Augen starb. Ich kann es nicht wieder durchleben. Ich kann es nicht!«
    Alan hielt sie eng an sich gedrückt, wollte sie beruhigen, wollte sie trösten. Doch was sollte er sagen, welche Worte gebrauchen, um diese tief sitzende Angst und diesen schrecklichen Kummer zu verscheuchen? Es war ihre Liebe zu ihm, die all dieses Vergangene wieder herausbrachte. Und es gab keinen Weg, Shelby verständlich zu machen, dass es Wiederholungen im Leben nur selten gab.
    »Shelby, bitte … Ich werde nicht …«
    »Nein!«, unterbrach sie ihn und befreite sich aus seiner Umarmung. »Sag es nicht! Bitte! Ich kann es nicht ertragen, Alan. Du musst bleiben, was du bist, und für mich gilt das Gleiche. Wenn wir uns änderten, wären wir nicht die Menschen, die einander lieben könnten.«
    »Ich bitte dich ja nicht darum, dich zu ändern«, sagte er ruhig, obwohl er wieder anfing, die Geduld zu verlieren. »Ich bitte dich nur, mir zu vertrauen und an mich zu glauben.«
    »Du verlangst zu viel von mir. Bitte, bitte lass mich allein!« Bevor er noch etwas sagen konnte, verschwand Shelby im Schlafzimmer und schlug die Tür hinter sich zu.

12. K APITEL
    Maine war im Juni wunderschön, grün, wild und einsam. Shelby fuhr die Küstenstraße entlang und zwang sich, an nichts zu denken. Durch das weit geöffnete Wagenfenster hörte sie, wie die Wellen sich an den Felsen brachen. Leidenschaft, Wut und Trauer drückte das Geräusch aus. Es passte zu Shelbys Gemütsverfassung.
    Von Zeit zu Zeit leuchteten bunte Frühlingsblumen am Straßenrand. Zähe, widerstandsfähige Pflanzen mussten das sein, die sich hier gegen Salz und Wind behaupteten. Doch meistens sah man nur Steine, die von den unermüdlich anprallenden Wogen glatt gewaschen worden waren. Jetzt bildeten sie einen Teil der Küste, wenig später würde das Wasser ansteigen und sie erneut für sich beanspruchen.
    Shelby holte tief Luft. Hier
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