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Aetherhertz

Aetherhertz

Titel: Aetherhertz
Autoren: Anja Bagus
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Zoller.“ Er nahm ihre Hand und versuchte sich an einem Handkuss.
    „ Lassen Sie das“, scheuchte sie ihn belustigt weg.
    „ So kommen wir nicht weiter“, versuchte er zu necken und nahm ihr den Mantel ab.
    „ Gut, dass wir nirgendwo hin müssen“, entgegnete Annabelle und zog ihren Laborkittel an.
    Er grinste verlegen und ging zurück an seinen Arbeitsplatz, auf dem stapelweise Papiere und Präparate unordentlich herumlagen. Er schien immer noch viel Arbeit zu haben.
    Sie wollte schon umdrehen, um den Professor zu suchen, da kam ihr eine Idee: „Herr Zoller, ich brauche Ihre Hilfe.“
    Sein Gesicht hellte sich auf: „Nennen Sie mich endlich Hans, Fräulein Annabelle“, forderte er. “Was kann ich für Sie tun? Sie wissen, ich würde alles für Sie tun.“
    „ Ich weiß, Hans. Darüber reden wir aber lieber ein anderes Mal.“ Sie hatte keine Ahnung, warum er ausgerechnet heute so forsch war. Sie hatte ihm nie Anlass gegeben, sie für etwas anderes zu halten, als eine wissensdurstige Biologin.
    „ Hören Sie zu: Ich muss mit Professor Schmidt sprechen“, begann sie zu erklären.
    „ Warum?“
    „ Sie werden meinen Vater für tot erklären.“
    Hans nahm die Brille ab: „Sie wollen aufhören?”
    „ Was?“ Seltsame Schlussfolgerung. “Wie kommen Sie darauf?“
    „ Na, wenn Ihr Vater tot ist, dann ...“
    „ Ja?“ Sie ahnte, was er jetzt sagen würde.
    „ Na, dann, ich meine, dann werden Sie doch, dann brauchen Sie doch, Sie können doch nicht ...“ Er gestikulierte wild mit den Händen.
    Annabelle schüttelte grinsend den Kopf: „Nein, Hans. Ich muss nicht heiraten. Ich kann auch ohne Mann in meinem Leben.“
    „ Aber warum?“ Jetzt setzte er die Brille wieder auf und musterte sie verwirrt.
    „ Hans, ich will das jetzt nicht mit Ihnen besprechen. Ich wollte von Ihnen nur wissen, ob es Ihnen recht ist, wenn ich weiterhin hier forsche.“ Sie wollte ihn auf ihrer Seite haben.
    „ Warum soll es mir nicht recht sein?“ Hans war noch verwirrt. Dann leuchtete sein Gesicht auf. „Dann habe ich ja noch Zeit Sie zu überzeugen.“
    Sie hatte keine Lust noch weiter über Männer und heiraten zu sprechen.
    „ Der freut mich!”, sagte sie. “Ich habe eben gedacht, wenn Sie jetzt so viel Arbeit haben, dann brauchen Sie vielleicht meinen Platz, oder womöglich wird jemand Neues eingestellt, der Ihnen helfen soll, der meinen Platz braucht … “ Sie machte eine bedeutungsschwangere Pause. “Ich geh dann jetzt zu Professor Schmidt.“
    „ Warten Sie bitte!“, hielt Hans sie auf. Er rieb sich die Hände.
    „ Warum?“ Sie hoffte, dass er die Andeutung verstanden hatte.
    „ Wenn Sie weiter hier bleiben wollen, dann könnten Sie sich wirklich nützlich machen. Schauen Sie sich bitte mal mein Präparat an und sagen mir Ihre Meinung.“
    „ Gerne!“ Sie freute sich, dass der Groschen gefallen war. Es war ihr ziemlich egal, ob Hans nur wollte, dass sie nicht ging, weil er sie als Kollegin schätzte, oder ob er andere Absichten hatte. Hauptsache, er würde sich auch stark dafür machen, dass sie bleiben konnte.
    “ Um was handelt es sich denn?“, fragte sie und beugte sich über sein Mikroskop.
    “ Das ist Epithel der Speiseröhre”, erklärte er.
    Sie stellte das Bild scharf und betrachtete die Schleimhautzellen durch die Okulare seines Mikroskops.
    “ Ich sehe eindeutige Veränderungen, die auf eine Exposition von toxischen Stoffen schließen lassen. Das Plattenepithel ist schon durch zylindrische Zellen ersetzt worden. Es sieht aus, als wäre es durch eine Säure verursacht, könnte es Magensäure gewesen sein? Hatte die Person Sodbrennen?“ Sie sah hoch und begegnete Hans' verblüfftem Blick. Er schüttelte den Kopf.
    „ Sie haben die Marsh'sche Probe gemacht?“, fragte sie dann.
    „ Ja, Arsen scheidet aus.“
    „ Was zeigt die Dragendorf Reagenz? Können Sie auch die anderen Alkaloide ausschließen? Es könnten eine Unmenge von Giften gewesen sein …” Annabelle ging im Kopf die vielen Möglichkeiten durch: Strychnin, Solanin, Ergotamin, Colchicin und viele mehr.
    „ Die Dragendorf Reagenz ist mir ausgegangen. Ich muss sie erst bestellen.“ Annabelle sah ihn an und wunderte sich, dass Hans die einfachsten Nachweismittel nicht vorrätig hatte.
    „ Was waren die Symptome?“
    „ Das weiß ich nicht. Sie starb unter der Geburt, aber jemand scheint zu vermuten, dass es noch eine andere Ursache gab. Ich soll nun eine Vergiftung oder Infektion ausschließen.“
    „ Aber das können
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