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Aeternum

Aeternum

Titel: Aeternum
Autoren: Andrea Bottlinger
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Nervosität. Sie blendete ihre Umgebung aus, wie sie es so mühsam gelernt hatte, bis es nur noch das Pentagramm vor ihr gab.
    Ihre magische Kraft ruhte als sanftes Glühen in ihrem Inneren, genau wie an dem ersten verfluchten Tag, als sie sie entdeckt hatte. Doch diesmal griff sie bewusst danach, beschwor in Gedanken das Bild eines Bandes herauf, das zwischen ihr und der Mitte des Pentagramms entstand. Ihre Stimme schien tiefer, als sie den wahren Namen desjenigen aussprach, den zu rufen Balthasar ihr befohlen hatte. Dreimal kamen die Silben über ihre Lippen. Dann hielt sie erwartungsvoll den Atem an.
    Sie hatte eine Stichflamme erwartet, Schwefelgeruch, irgendetwas Beeindruckendes. Doch nur ein leichter Wind verwirbelte ihr Haar. Von einem Moment auf den anderen stand der Dämon im Inneren des Kreises. Überraschung spiegelte sich in seinen Zügen, dann Wut.
    Der Zauber zwang den Beschworenen in seine wahre Gestalt, und so sah Amanda spitze Zähne, als er die Lippen verzog, um ein Knurren auszustoßen. Ledrige Flügel ragten über seinen Schultern auf. Selbst die Hörner fehlten nicht, ebenso die glühenden Augen. Krallen an seinen Füßen zogen Furchen ins Parkett.
    Amanda spürte ein hysterisches Kichern in ihrer Kehle aufsteigen und schluckte es eilig herunter. Sie hatte kein solches Klischee erwartet, kein Bild, das genau dem entsprach, was so gut wie jeder beschreiben würde, den man fragte, wie er sich einen Dämon vorstellte. Doch irgendwo mussten diese Vorstellungen wohl ihren Ursprung haben.
    Der Dämon spreizte leicht die Schwingen und trat einen Schritt auf Amanda zu. Unwillkürlich zuckte sie zurück. Doch es war, als pralle das beschworene Wesen gegen eine unsichtbare Wand, noch bevor es einen der Kreidestriche übertreten konnte. Erleichterung durchflutete sie, und nun erst merkte Amanda, dass ihre Knie zitterten.
    Hinter ihr lachte Balthasar. »Es hat funktioniert!«
    Mit schnellen Schritten näherte er sich dem Pentagramm und umrundete es, um den gefangenen Dämon von allen Seiten zu betrachten. Dessen Augen weiteten sich bei seinem Anblick. »Du! Also ist an den Gerüchten doch etwas dran.«
    Balthasar verhielt mitten im Schritt. Alle Freude über das gelungene Experiment wich mit einem Schlag aus seiner Miene. »Was für Gerüchte?«
    Auch Amandas Erleichterung war wie weggeblasen. Die Beschwörung dieses Dämons hatte ein erster Test sein sollen. Balthasar hatte sie nicht in seine Pläne eingeweiht, doch sie ahnte, dass er als Nächstes die wahren Namen derjenigen herausfinden wollte, die in der Rangordnung über ihm standen. Es gab wahrscheinlich kaum einen einfacheren Weg, Konkurrenten loszuwerden, als sie zu beschwören und zu binden. Doch wenn irgendeiner dieser Konkurrenten erfuhr, wozu Amanda in der Lage war, würde er ohne Zweifel sicherstellen wollen, dass sie ihm nicht mehr gefährlich werden konnte. Sie würde einen tragischen Unfall erleiden. Irgendetwas Unauffälliges, das dem Rest der Menschheit die Anwesenheit von Dämonen auf der Erde nicht verriet.
    Mehr als je zuvor wünschte sich Amanda, einfach kündigen und verschwinden zu können.
    Der Dämon schenkte ihr ein spitzzahniges Grinsen, als wisse er genau, was in ihr vorging. »Du ahnst, von welcher Art von Gerüchten ich spreche, nicht wahr?«
    Amanda öffnete den Mund, doch Balthasar fuhr wütend dazwischen. »Wer verbreitet diese Gerüchte?«
    Der Dämon verschränkte die Arme vor der Brust. »Wieso sollte ich Namen nennen, Balthasar?«
    »Um deinen verdammten Arsch zu retten. Sie kennt Möglichkeiten, dich bis in alle Ewigkeiten leiden zu lassen.« Balthasar nickte in ihre Richtung, und Amanda hätte beinahe gelacht, als ihr klarwurde, dass er bluffte. Balthasar besaß nur theoretisches Wissen über Magie, und es war mühsam genug für ihn gewesen, ihr das wenige beizubringen, das sie inzwischen beherrschte. Sie wurde immer besser darin, instinktiv zu erahnen, wie etwas funktionierte, doch von allzu ausgefeilten Zaubern war sie noch weit entfernt.
    Dennoch ging sie auf sein Spiel ein, schob das Kinn vor und hoffte, selbstsicher genug zu wirken, damit der andere Dämon Balthasar seine Lüge abnahm. Zumindest dieses eine Mal zogen sie am selben Strang. Das Grinsen des Beschworenen war mit einem Mal wie fortgewischt, auch wenn er sich bemühte, seinen Schreck hinter einem abfälligen Schnauben zu verbergen. »Ich habe es von einem meiner Diener erfahren. Einer der deinen wird geplaudert haben.«
    »Gut zu wissen.« Balthasars
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