Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aeternum

Aeternum

Titel: Aeternum
Autoren: Andrea Bottlinger
Vom Netzwerk:
Stimme klang mühsam beherrscht, und Amanda verspürte Mitleid mit demjenigen, der sich als das Informationsleck erweisen würde. »Glückwunsch, du wirst die Ewigkeit lediglich in Langeweile verbringen müssen. Bann ihn in den Ring, Amanda.«
    Mit einem Mal ging ein Vibrieren durch Amandas Füße, erfasste ihren ganzen Körper. An der Wand klirrten alte phönizische und syrische Kunstschätze unisono mit dem Glas der Fensterscheiben. Putz rieselte von der Decke.
    Im ersten Augenblick bildeten ihre Gedanken einen erschrockenen Knoten. Dann erst verstand sie, was geschah. Ein Erdbeben! Wie war das möglich? Balthasars Villa stand schließlich in Berlin, nicht in San Francisco.
    Doch diese Frage verlor für sie schlagartig an Bedeutung, als sich der gefangene Dämon zum Sprung duckte. Gebannt beobachtete er die Kreidelinien, die ihn gefangen hielten. Nur ein feiner Riss im Parkett, und er wäre frei. Frei, die Nachricht von der Magierin in Balthasars Haus in die Welt zu tragen.
    Nein. Das durfte nicht geschehen. Ohne nachzudenken, wirbelte sie herum. Der Ring lag etwas abseits neben der Kreide auf dem Boden, denn sie hatte nicht damit gerechnet, so schnell danach greifen zu müssen. In einer fließenden Bewegung klaubte sie den goldenen Reif vom Parkett, eilte zum Pentagramm zurück. Dort war der Kreidekreis, in den er gehörte. Ihre Hände zitterten, als sie den Ring hineinlegte, und beinahe hätte sie die Linien verwischt. Sie musste das Schmuckstück festhalten, damit es nicht verrutschte. Sie atmete tief durch. Dann griff sie erneut nach dem magischen Glühen in ihrem Inneren. Die Furcht um ihr Leben war der beste Konzentrationsfokus, den sie sich wünschen konnte. Dreimal sprach sie den wahren Namen des Dämons.
    Die Kreatur heulte auf. Winzige Stücke lösten sich von seiner Haut wie Ascheflocken von verbranntem Holz. Darunter kamen seine Knochen zum Vorschein und zerstoben binnen Sekunden zu Staub. In einem Strudel, als würden sie in ein schwarzes Loch gesogen, wirbelten die feinen Teilchen auf den Ring zu. Das Heulen wurde immer dünner. War schließlich nicht mehr laut genug, das Klirren der Fensterscheiben zu übertönen. Verstummte.
    Das Beben hielt noch eine Weile an. Scheppern. Irgendwo im Haus aufgeregte Stimmen. Dann beruhigte sich die Erde wieder.
    Amanda kniete vor dem nun leeren Pentagramm auf dem Boden, hustete, als Gipsstaub den Weg in ihre Lungen fand. »Was zur Hölle war das?«
    Balthasar trat neben sie und bückte sich, um den Ring aufzuheben. »Fest steht, dass das Beben nichts mit unserem Gast zu tun hatte.« Er wog den goldenen Reif in der Hand und steckte ihn dann achtlos in die Hosentasche. Seine Stirn lag in nachdenklichen Falten. »Viel mehr Gedanken mache ich mir über die Gerüchte, die er erwähnt hat. Ich werde dir einen Schutzzauber beibringen, mit dem du dein Zimmer versiegeln kannst. Und du brauchst einen Vorkoster. Soweit es geht, wirst du ab jetzt in meiner Nähe bleiben, wenn ich das Haus verlasse.«
    Amanda nickte schwach. Sie rappelte sich auf und klopfte sich den Staub von Jeans und Oberteil. Es war eine seltsame Erfahrung, dass Balthasar sich um sie sorgte. Möglicherweise hätte ihn das in ihren Augen ein wenig sympathischer gemacht, hätte sie nicht gewusst, dass seine Sorge nicht ihr als Person galt. Sein Interesse an ihr war mit dem eines Menschen vergleichbar, der auf die Sicherheit seiner Geldanlagen bedacht war. Nicht mehr. Aber immerhin auch nicht weniger.

3
    E s fiel Jul noch immer schwer, die einfache, weiß gestrichene Wohnungstür mit dem Gefühl von zu Hause zu verbinden. Zu Hause war kein Ort, sondern die Schar. Die Schar, zu der er nicht mehr gehörte.
    Die Geräusche des Fernsehers drangen durch das Holz, während er den Schlüssel ins Schloss schob. Die elektronischen Stimmen bedeuteten, dass Karin da war und mal wieder ihr gemeinsames Wohnzimmer besetzte. Doch obwohl das Erdbeben inzwischen über eine Stunde zurücklag, bedeckten noch immer weiße Krümel und einige größere Stücke Putz den Teppich des Flurs. Sie knirschten unter Juls Sohlen, als er die Wohnung betrat und sich dabei aus der Jeansjacke schälte.
    Es sah Karin ähnlich, die Auswirkungen des Erdbebens nicht wegzuräumen. Andererseits … Sein Blick fiel auf ein besonders großes Stück Putz und wanderte dann hoch zur Flurlampe, die ein wenig schiefer hing, als er sie in Erinnerung hatte. Während des Bebens war sicher einiges von der Decke gefallen …
    »Karin?« Sorge war ein einfaches
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher