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Aeternum

Aeternum

Titel: Aeternum
Autoren: Andrea Bottlinger
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Schatz gefunden!
    Romans Augen blitzten, als er ohne Zweifel überschlug, was für ein Vermögen in diesem Raum lagerte. »Wir hätten einen Lastwagen mitbringen sollen.«
    Mit einem leisen Lachen knuffte sie ihn in die Rippen. »Nun komm mal wieder runter. Aber es spricht wohl nichts dagegen, wenn wir abgesehen von der Statue auch noch andere Dinge mitnehmen, wenn sie besonders wertvoll aussehen.«
    Aufgeregt wie zwei kleine Kinder an Weihnachten schwärmten sie aus. Amanda zog ihre eigene kleine Lampe aus der Tasche und leuchtete in die Vitrinen. Das Zeug darin sah wirklich alt aus, bronzezeitlich, falls die wenigen Kenntnisse, die sie beim Stehlen alter Kunstschätze erworben hatte, zu irgendwas taugten. Sie entdeckte kleine Tafeln, auf denen Männer mit langen Bärten auf ihre unglücklichen Feinde einschlugen oder zwischen Kornähren standen. Viele der Statuetten hielten eine Keule in der Hand und trugen etwas auf dem Kopf, das aussah wie eine verunglückte Zipfelmütze. So in der Art hatte auch die Statue auf dem Foto ausgesehen, das der Japaner ihnen gezeigt hatte. Nur war sie aus Gold gewesen.
    »Ich hab sie!« Romans leiser Ruf schreckte Amanda aus ihren Betrachtungen.
    Sie eilte zu ihm hinüber. »Fass auf keinen Fall irgendwas an! Ich wette, die Vitrinen sind noch mal extra mit Alarmanlagen gesichert.«
    Er grinste und salutierte nachlässig. »Jawohl, Frau Expertin!«
    In diesem Moment flog die Doppeltür auf. »Keine Bewegung!«
    Amanda erstarrte, für einen Augenblick setzte ihr Denken aus. Wie betäubt drehte sie sich zum Eingang der Bibliothek um. Sie hatte es geahnt, irgendwas war beim Lahmlegen der Alarmanlage schiefgelaufen. Es musste doch einen stummen Alarm gegeben haben. Ihr Magen krampfte sich zusammen. Man hatte sie erwischt, und es war ihre Schuld.
    Dann flammte das Deckenlicht auf, und sie blinzelte gegen die plötzliche Helligkeit. Schließlich klärte sich ihr Blick, und sie starrte in die Mündungen mehrerer Sturmgewehre. Keine Pistolen. Gewehre. Und die Leute dahinter sahen auch nicht aus wie Polizisten. Sie trugen militärisch anmutende Uniformen, und ihre Mienen waren grimmig, als warteten sie nur darauf, dass Amanda oder ihr Bruder eine falsche Bewegung machten.
    Unwillkürlich tastete sie an einer der Vitrinen nach Halt und schluckte schwer gegen die aufsteigende Übelkeit. Waren sie, ohne es zu wissen, in das Haus eines Mafiabosses eingestiegen? Amanda warf ihrem Bruder einen Blick zu. Vielleicht hatte er einen Plan, wie sie aus dieser Situation wieder herauskamen. Doch auch in seinen Augen stand die Angst.
    »Mitkommen!«
    Mit vorgehaltenen Gewehren führten die Männer sie in die Eingangshalle, trieben sie unter die geschwungene Treppe. Dort öffnete sich eine Tür auf Betonstufen, die so gar nicht zum protzigen Rest des Hauses passte. Je tiefer sie stiegen, desto kühler wurde es. Die Luft war feucht, und es roch muffig.
    Amandas Knie zitterten bei jedem Schritt stärker. Sie stolperte, und Roman packte sie am Arm, stützte sie. »Wenn sich die Gelegenheit ergibt, lauf«, raunte er. »Egal ob ich hinter dir bin oder nicht.«
    »Könntest du bitte nicht so klingen, als wären wir in einem Film und du kurz davor, einen heldenhaften Tod zu sterben?« Auch ihre Stimme zitterte. Allein bei dem Gedanken, zu fliehen und ihren Bruder zurückzulassen, wurde ihr schon wieder übel.
    »Nicht quatschen. Weitergehen!« Ein Gewehrlauf traf sie im Rücken, stieß sie weiter, einen kurzen Gang hinunter und in einen kahlen Raum. Eine nackte Glühbirne beleuchtete schmucklose Betonwände. Und waren das alte Blutflecken auf dem Boden? Nein. Das durfte einfach nicht sein. Es waren nur Wasserflecken oder Farbreste oder irgendetwas anderes, das unter keinen Umständen mit Blut zu tun hatte. Ganz sicher.
    Roman schob sich vor sie, während sie immer weiter in den Raum zurückwichen. Zum ersten Mal war Amanda froh über seinen Beschützerinstinkt, auch wenn sie wusste, dass er ihr nicht mehr als die Illusion von Sicherheit geben konnte. Dieser Raum besaß nicht mal Fenster. Sie saßen in der Falle.
    »Durchsucht sie nach Tattoos.«
    Tattoos? Was hatte das denn zu bedeuten? Die Mitglieder der japanischen Mafia trugen Tattoos, aber dass sie keine Japaner waren, lag doch auf der Hand. In was für einen Alptraum waren sie da bloß hineingeraten?
    Während zwei der Männer Roman packten und von Amanda fortzerrten, näherte sich ihr der Kerl, der die ganze Zeit die Befehle gegeben hatte. Das Gewehr hing an
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