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Aerzte zum verlieben Band 55

Aerzte zum verlieben Band 55

Titel: Aerzte zum verlieben Band 55
Autoren: Alison Roberts , Judy Campbell , Meredith Webber
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mit Evie hätte er gut und gern verzichten können. Der vorwurfsvolle Blick in ihren warmen rehbraunen Augen, das trotzig vorgeschobene Kinn, der schnippische Unterton, all das erinnerte ihn daran, wie sehr er Evie verletzt hatte, als er mit einer der OP-Schwestern geschlafen hatte.
    Ich hatte keine Wahl.
    Man hat immer eine Wahl. Du hast dich entschieden, Evie wehzutun, um dich selbst zu schützen.
    Das Schuldgefühl wurde stärker. Ja, er hatte zugelassen, dass Evie ihn berührte, dass sie sich aneinanderlehnten und beim anderen einen Moment des Friedens und der Geborgenheit fanden. Es war zur richtigen Zeit am richtigen Ort passiert. Was danach kam, die Gefühle, die sich mit Macht in den Vordergrund drängten … das war falsch.
    Finn wusste aus Erfahrung, dass es wenig Sinn hatte, Menschen nahe an sich heranzulassen. Das endete nur in Kummer und Verzweiflung, also hatte er das Richtige getan. Trotzdem blieb das schlechte Gewissen wie ein feiner Stachel – nicht nur Evie, sondern auch der OP-Schwester gegenüber, deren Namen er schon wieder vergessen hatte.
    Er knurrte ein Danke, als die Oberärztin das Blut absaugte, während er ein weiteres Gefäß verödete. Der Blutverlust schien nicht mehr so stark. Blieb der Kreislauf weiterhin so stabil, war Finn zuversichtlich, dass er den Kampf gewinnen würde. „Sie sind neu“, fragte er die Ärztin. „Wie heißen Sie?“
    Müde Augen, die ihn daran erinnerten, wie seine eigenen sich anfühlten, sahen ihn über den Mundschutz hinweg an. „Hayley Grey. Ich bin seit ein paar Wochen am Harbour, aber meistens in der Nachtschicht.“
    Die Blutungen wurden wieder stärker. Finn fluchte stumm. Diese Leber ist die reinste Katastrophe. „Sie müssen mir nicht Ihre Lebensgeschichte erzählen“, antwortete er barsch.
    â€žDas hatte ich auch nicht vor“, entgegnete sie ruhig. „Dies ist mein letztes Praktikum. Ende des Jahres habe ich meinen Facharzt in der Tasche.“
    â€žHoffen wir’s. Die Prüfung ist mörderisch.“ Die Tupfer um die Leber hatten sich mit Blut vollgesogen. „Mehr Tupfer!“ Er entfernte die alten, und sofort sprudelte Blut ins Operationsfeld. Die Überwachungsgeräte jaulten in ohrenbetäubendem Alarm auf.
    â€žVerdammt, Finn, was hast du gemacht?“ David klang angespannt. „Er braucht mehr Blut. Und zwar sofort.“
    â€žAlles unter Kontrolle.“ Aber das stimmte nicht. Ein derart starker Blutverlust konnte nur eins bedeuten: Eine Lebervene war gerissen. Finn hatte es nicht bemerkt, weil die Tupfer den Schaden verborgen hatten. Er schob die Leber beiseite und nahm die Vene zwischen Daumen und Zeigefinger. „David, ich klemme das Gefäß ab, bis du mehr Blut in ihn gepumpt hast.“ Er sah auf, ins blasse Gesicht der Oberärztin. „Haben Sie schon mal gesehen, wie man bei einem solchen Notfall schnellstens eine Leber teilresektiert?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Mittels Laser?“
    â€žDafür ist keine Zeit.“ Mit der linken Hand deutete er auf einen Riss in der Leber. „Das habe ich beim Militär gelernt. Man fängt hier an und nimmt eine Fingerresektion vor. Ich kann aus dieser Leber in dreißig Sekunden zwei Teile machen.“ Finn spürte, wie Daumen und Zeigefinger langsam taub wurden, so fest hielt er die Vene zugedrückt. „Fertig, David?“
    â€žNoch eine Einheit.“
    â€žBeeil dich.“ Er presste stärker, obwohl er kaum noch ein Gefühl in den Fingern hatte. „Ich brauche eine Klemme und einen Prolenefaden 4-0.“
    Die OP-Schwester hielt das Gewünschte bereit.
    â€žUns läuft die Zeit davon, Finn.“ Dem Anästhesisten war die Sorge anzuhören.
    â€žIch weiß. Halten Sie den Absauger bereit, Dr. Grey.“
    Er lockerte den Griff um die Vene und zerteilte mit den Fingern die Leber. Das Taubheitsgefühl verschwand jedoch nicht, seine Finger fühlten sich dick und schwer an. „Klemme!“
    Er packte sie mit der linken Hand und sah, wie die Schwester verwundert die Brauen hochzog.
    â€žSchneller, Finn“, drängte David. „Sonst haben wir gleich mehr Blut im Absauger als im Patienten.“
    Das Blut sprudelte weiter, die Monitore schlugen schrill Alarm. Schweiß rann Finn in die Augen. Du verlierst ihn. „Mach du deinen Job, und ich mache meinen“, zischte er, während er die Klemme
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