Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aerzte zum verlieben Band 55

Aerzte zum verlieben Band 55

Titel: Aerzte zum verlieben Band 55
Autoren: Alison Roberts , Judy Campbell , Meredith Webber
Vom Netzwerk:
ansetzte.
    Er schloss die rechte Hand zur Faust, öffnete sie wieder, spreizte die Finger, um die Blutzirkulation in Gang zu bringen. Er nahm den Faden entgegen, sah ihn auf dem Daumen liegen – aber er spürte ihn nicht! Mit bleischweren Fingern versuchte er, die Naht zu setzen, aber der Faden entglitt ihm. Finn fluchte, wollte ihn aufnehmen, ließ ihn wieder fallen.
    Schlanke Finger schoben sich ins Operationsfeld, drückten ihm den Absauger in die linke Hand und hoben den Faden auf. Mit wenigen flinken und geschickten Bewegungen führte Hayley zu Ende, was er begonnen hatte, und übernahm wieder den Sauger.
    Finn war drauf und dran, sie anzufahren, was zum Teufel sie sich einbildete. Aber er schluckte seinen Zorn hinunter. Zorn auf sich selbst, weil er sich hatte helfen lassen müssen! „Klemme entfernen“, befahl er.
    Hayley tat, was er sagte. Alle blickten gebannt auf das Operationsfeld.
    Es trat kein Blut mehr aus.
    â€žGute Arbeit, Finn“, sagte David hinter dem Tuch.
    Aber er hatte nicht gesehen, wer die Blutung gestoppt hatte.
    Braune Augen über dem Mundschutz suchten seinen Blick. Finn las weder Triumph darin noch die Aufforderung nach Anerkennung. Schließlich hatte nicht er, sondern Hayley Grey dem Patienten das Leben gerettet. Aber die stumme Frage setzte Finn viel mehr zu. Auch Luke hatte ihn schon einmal so angesehen. Und Evie.
    Denk nicht daran. Er starrte Hayley an. „Und jetzt, Dr. Grey?“
    â€žWir vollenden die rechtsseitige Teilresektion der Leber?“
    â€žHaben Sie das schon mal gemacht?“
    â€žJa, aber es war eine reguläre OP, kein Notfall.“
    Der Schmerz in seinem Arm strahlte heftiger aus, und das Taubheitsgefühl in Finger und Daumen blieb. Finn gab sich keinen Illusionen hin … innerhalb der nächsten Minuten würde sich daran nichts ändern. „Gut, dann haben Sie jetzt die Gelegenheit, es noch einmal zu tun.“ Er trat vom OP-Tisch zurück, streifte sich die Handschuhe ab. „Ach ja, ehe ich es vergesse“, fügte er hinzu. „Als chirurgische Oberärztin sind Sie verpflichtet, sich die Vorlesungsreihe anzuhören, die heute beginnt. Die Zeit wird Ihnen angerechnet.“
    Ihre Antwort wartete er nicht ab. Als leitender Chefarzt hatte er das Recht, jemanden aus seinem Gefolge zu bestimmen, der den Eingriff zu Ende führte.
    Dass er heute jedoch gezwungen war, es in Anspruch zu nehmen, jagte ihm eine Höllenangst ein.
    Hayley bestellte den stärksten Kaffee, den die freundliche Bedienung im Coffeeshop zu bieten hatte. Sie brauchte dringend etwas, um munter zu werden.
    Ursprünglich hatte sie sich zu Hause ins Bett legen und schlafen wollen, bis sie um sechs zur Vorlesung musste. Aber kaum hatte sie sich hingelegt, klingelte das Telefon. Sie sollte für einen erkrankten Kollegen einspringen.
    Im OP-Saal traf sie auf den Leiter der Chirurgie, von dem sie viel gehört, den sie aber noch nicht persönlich kennengelernt hatte.
    Finn Kennedy war genau so, wie alle sagten: ein großer, gut aussehender Mann und ein brillanter Arzt. Wie er mit den Fingern die Leber eines Patienten geteilt hatte, um die lebensgefährliche Blutung zu stoppen, das war atemberaubend gewesen! Aber mit seiner barschen Art, den knappen, schneidenden Anweisungen sorgte er dafür, dass die Atmosphäre im OP alles andere als entspannt war.
    Da er jedoch ihr direkter Vorgesetzter war, hatte sie sich bemüht, einen guten Eindruck zu hinterlassen. Was wahrscheinlich völlig schiefgegangen war, weil sie ihm während des Eingriffs einfach die Arbeit aus der Hand genommen hatte. Es war rein instinktiv geschehen, als sie sah, dass er die Naht nicht setzen konnte.
    Hayley erwartete, dass er sie aus dem OP werfen würde, aber stattdessen ging er. Sie fragte sich, ob er sich das Donnerwetter für später aufhob.
    Wahrscheinlich. Seufzend schob sie den Gedanken beiseite, wie so viele andere auch, mit denen sie sich nicht befassen wollte – reine Überlebenstaktik, die sie sich im Alter von elf Jahren angewöhnt hatte.
    Außerdem stand jetzt Wichtigeres an: Sie hatte vierundzwanzig Stunden nicht geschlafen. Wie sollte sie da einen stundenlangen Vortrag durchstehen? Manche Referenten hielten so langweilige Vorträge, dass Hayley schon im ausgeruhten Zustand Mühe hatte, die Augen offen zu halten. Hoffentlich war es spannend, sonst würde sie innerhalb der ersten fünf Minuten anfangen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher