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Aerzte zum verlieben Band 55

Aerzte zum verlieben Band 55

Titel: Aerzte zum verlieben Band 55 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Roberts , Judy Campbell , Meredith Webber
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keiner checkte Mails oder SMS am Handy. Die meisten saßen vornübergebeugt da, um ja kein Wort zu verpassen.
    Bald darauf kam Tom zum Schluss, und Hayley verspürte eine leichte Enttäuschung. Sie hätte ihm viel länger zuhören können. Aber er gewährte seinen Zuhörern noch eine Viertelstunde, in der sie Fragen stellen konnten, und beendete dann die Veranstaltung.
    Die meisten verließen den Saal sofort, manche zögerten merklich, als wollten sie noch mit Tom sprechen. Aber sie verschwanden wie die anderen, leicht verlegen und mit mitfühlender Miene. Was sollten sie auch zu jemandem sagen, dessen vielversprechende Karriere von einem Tag auf den anderen beendet worden war?
    Finn Kennedy wechselte auf seine knappe Art ein paar Worte mit ihm, verzog sich jedoch schnell, als Evie und Theo auf Tom zukamen. Sie begrüßten ihn herzlich und unterhielten sich eine Weile mit ihm. Als sie gegangen waren, kamen zwei Männer vorbei, die anscheinend nicht merkten, dass sie noch in Hörweite waren.
    â€žWas für ein Jammer“, sagte der eine. „Er war der Beste, und jetzt …“
    Hayley sah, wie Toms breite Schultern steif wurden.
    Er hat ihn gehört, dachte sie bestürzt.
    Um der gedankenlosen Bemerkung den Stachel zu nehmen, sagte sie spontan: „Das war ein beeindruckender Vortrag!“
    Es kam lauter heraus, als sie beabsichtigt hatte.
    Tom zuckte zusammen und wandte sich ihr zu. Sein Gesicht wirkte wie aus Stein gemeißelt. „Ich bin blind, Hayley, aber nicht taub.“
    â€žIch weiß, ich wollte nur …“ Sie schwieg. Er wird nicht hören wollen, dass du dieses verrückte Bedürfnis verspürst, ihn zu trösten, dachte sie. Außerdem hat er kein Problem damit, auf deinen Gefühlen herumzutrampeln. „Ich war in England, als ich von der Operation erfuhr. Mir war nicht klar, dass Sie das Team geleitet haben.“
    â€žJetzt wissen Sie es.“ Er drehte sich um und klappte seinen Laptop zu.
    Immer noch unter dem Eindruck der großartigen Vorlesung, antwortete sie fast ehrfürchtig: „Es muss ein unglaubliches Gefühl gewesen sein, als Ihnen klar war, dass Sie es geschafft haben.“
    â€žEs ist etwas, das man nicht mehr vergisst.“
    â€žIch wünschte, ich hätte Ihnen beim Operieren zusehen können.“
    â€žDamit ist es endgültig vorbei“, sagte er tonlos.
    â€žEntschuldigung, ich wollte Sie nicht daran erinnern, dass …“ Beschämt verstummte sie.
    â€žDass ich nicht mehr operieren kann, wollten Sie sagen? Wie außerordentlich einfühlsam und taktvoll Sie doch sind, Hayley.“
    Die bissige Antwort ließ sie zusammenzucken. Hayley straffte die Schultern. „Lassen Sie mich noch einmal von vorn anfangen. Ich wollte sagen, dass Ihr Vortrag der beste war, den ich je gehört habe. Wirklich.“ Sie lächelte. „Und glauben Sie mir, ich habe in den letzten zehn Jahren viele todlangweilige Vorlesungen über mich ergehen lassen müssen. Sie sind ein toller Redner. Hier im Harbour können sie froh sein, dass sie Sie haben.“
    Er hängte sich die Laptoptasche um. „Also wirklich, jetzt machen Sie mich aber verlegen.“
    Der eisige Tonfall jedoch strafte seine Worte Lügen. Tom ließ seinen Stock vorschnellen, und Hayley musste zur Seite springen, um nicht getroffen zu werden.
    â€žEs ehrt mich sehr, dass Sie mich für einen tollen Redner halten“, fuhr er zynisch fort. „Immerhin habe ich darauf die letzten zwanzig Jahre meines Lebens hingearbeitet. Vergessen wir die Neurochirurgie. Vergessen wir, dass ich Leben gerettet und Menschen von Schmerzen befreit habe. Was ist das schon im Vergleich dazu, ein toller Redner zu sein?“ Er ging los.
    Seine Worte waren wie schallende Ohrfeigen. Was bildete er sich ein? Als wäre er der Einzige, dem das Schicksal böse mitgespielt hatte! Hayley wusste nur zu gut, was es bedeutete, etwas Kostbares zu verlieren. Leid, das kaum zu ertragen war – und das Leben ging trotzdem weiter.
    â€žWaren Sie, bevor Sie erblindet sind, auch so rüde?“
    Tom Jordan blieb stehen. „Ich war Neurochirurg!“ Wie ein Aufschrei hallte die Antwort in dem nun leeren Vortragssaal wider.
    â€žDas heißt also Ja.“
    Er schwieg einen Moment. „Rein aus Neugier, Hayley“, sagte er dann. „Sind Sie neu am Harbour, weil man Ihnen an Ihrem letzten Arbeitsplatz nahegelegt

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