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Advocatus Diaboli

Titel: Advocatus Diaboli
Autoren: Romain Sardou Hanna van Laak
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schickte sich gerade an, die üblichen Formeln zu deklamieren, als ein lautes Krachen das Kirchenportal erbeben ließ und in dem bescheidenen Schiff widerhallte.
    Alle drehten den Kopf um.
    Aranjuez, der Dekan von Cantimpré, verließ seine Sitzreihe, um nachzusehen, was vor sich ging.
    Er fand die Tür von außen verschlossen.
    Furcht breitete sich in der Kirche aus. So sehr die Männer sich auch abmühten und an dem Tor stießen und zerrten, sie mussten erkennen, dass sie eingeschlossen waren.
    Im Pfarrhaus bemerkte Pater Aba nicht sofort die schweren Tritte der Pferde, die sich seinem Haus näherten.
    Plötzlich übertönte ein Wiehern die Worte der Kinder, er blickte auf und hob den Arm. Die Kinder verstummten.
    Jemand rüttelte an der Tür des Pfarrhauses.
    Es handelte sich um die Hintertür, die Augustodunensis benutzt hatte und die in den Holzverschlag führte. Sie war immer verschlossen, denn wenn der Riegel nicht vorgelegt war, drang die Kälte ins Innere. Augustodunensis hatte sie verriegelt, bevor er sich in die Kirche begab.
    Alle Dorfbewohner wussten, dass die Tür zu dieser Jahreszeit immer verschlossen war. Nur ein Fremder konnte sie benutzen wollen.
    Die Kinder ängstigten sich beim Anblick von Abas Gesicht, der sichtlich erbleichte.
    »Kommt näher«, befahl er ihnen, während er sich mit seinem Schürhaken bewaffnete.
    In diesem Augenblick zersplitterte die Hintertür. Die Kinder schrien auf und pressten sich an Guillem Abas Beine.
    Zwei Gestalten drangen in den Raum ein.
    Sie verschafften sich so gewaltsam Zutritt, dass sie dabei den Tisch, die Schüsseln, den Krug und die Bänke umwarfen. Die Tiere stoben in Panik davon.

    Die beiden Männer waren von Kopf bis Fuß schwarz gekleidet, ihre Stiefel schwer vor Schlamm, und eine über die Stirn gezogene dunkle Kapuze verbarg ihre Gesichter. Mit einem Kurzschwert in der Hand gingen sie auf Aba zu.
    Gleichzeitig drangen zwei weitere ähnliche Gestalten durch die Tür zum Garten herein.
    Wind und Kälte breiteten sich in dem Raum aus.
    Aba wollte die Kinder schützen, indem er seinen Schürhaken schwenkte.
    »Wer seid Ihr?«
    Einer der Männer drängte ihn zurück und entriss ihm das Werkzeug. Der Priester wehrte sich.
    »Hör auf, um dich zu schlagen, Pfaffe«, rief der Mann in Schwarz. »Wir sind nicht hinter dir her.«
    Aba war nicht gewillt, sich aufhalten zu lassen, und stieß den Mann mit der flachen Hand zurück.
    »Bring ihn zur Ruhe«, sagte ein anderer Angreifer.
    Der Angerempelte packte ein Kind am Kragen und hob es hoch, um es seinen Kumpanen vorzuführen.
    Einer von ihnen nickte bejahend.
    »Nein!«, schrie der Priester, der begriffen hatte.
    Er wollte nach vorn stürzen, doch ein Mann riss ihn zurück.
    Der, der den Kleinen hielt, drückte ihn an einen Balken und trieb ihm sein Schwert in den Körper. Er stieß mit solcher Gewalt zu, dass die Waffe in das Holz eindrang und sich auch unter dem Gewicht des Jungen nicht löste; dieser blieb zuckend in der Luft hängen, während das Blut aus seinem Körper strömte.
    Der grässliche Anblick ließ Aba und die Kinder erstarren.
    »Wenn du noch eine Bewegung machst, Pfaffe, dann spieße ich noch ein paar so an die Wände«, brüllte der Mörder den Priester an.
    Doch Aba war für Drohungen taub, empört warf er den Mann
um, der ihn festhielt, und wollte dem Mörder an die Gurgel springen. Dieser aber drängte ihn zurück, indem er ihm ein Messer an den Hals setzte. Blut floss auf die Klinge. Der Priester wich nicht zurück. Er knurrte, brüllte und tobte: »Für dieses Verbrechen werdet Ihr bezahlen!«
    Die schwarz gekleideten Männer waren überrascht von seiner ungezügelten Wildheit. Mit einer heftigen Bewegung befreite der Angreifer seine Faust und versetzte Aba einen Schwerthieb von der Schläfe zur Nase, der sein linkes Auge aufschlitzte, und sofort danach einen Hieb auf das Kinn.
    Pater Aba verlor das Bewusstsein und stürzte zu Boden.
    Die schreckensstarren Kinder wussten nicht mehr, wohin sie schauen sollten. Sie blickten gleichermaßen entsetzt auf ihren bewusstlosen Lehrer wie auf ihren Kameraden, dessen Blut stoßweise hervorquoll. Nach den Schreien des Priesters herrschte nun plötzlich eine drückende Stille, die nur durch das schwache Röcheln des Jungen gestört wurde.
    Die Männer reihten die Kinder gewaltsam nebeneinander auf. Einer der vier, der mit einem Zeichen die Ermordung des Jungen bewilligt hatte, trat näher. Seine mit Leder und Eisen behandschuhte Hand strich langsam
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