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Adams Pech, die Welt zu retten

Adams Pech, die Welt zu retten

Titel: Adams Pech, die Welt zu retten
Autoren: Arto Paasilinna
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hinaus in den Oktoberabend mit seinem Schneeregen. Aatami legte sich zufrieden zur Ruhe. Er hatte schon lange nach einer geeigneten Methode gesucht, die finnischen Arbeitslosen zu unterstützen. Nun war auch das endlich erledigt.
    In der Nacht hatte es geschneit. Feine Herrenschuhe hinterließen am Morgen ihre Spuren im Schnee vor dem Haupteingang von Hvitträsk, als eine dreiköpfige inoffizielle Abordnung der schwedischen Akademie bei Aatami vorsprach. Ihr Anliegen war, ihm mitzuteilen, dass ihm der diesjährige Nobelpreis für Chemie nicht mehr überreicht werden könnte, dafür aber im nächsten Jahr. Die schwedischen Akademiker bedauerten außerordentlich, ja es war ihnen fast peinlich, dass der Preis für Chemie zunächst an einen anderen gehen würde. Grund war der langwierige Prozess, der diesen Entscheidungen vorausging. Sie sprachen den Wunsch aus, dass Aatami Rymättylä nicht beleidigt sein möge, wenn sich seine Ehrung verschob und ihm der Preis erst nächstes Jahr zuerkannt werden könnte.
    Aatami sagte sich, dass es schlimmere Nachrichten gäbe, die man nach dem Aufstehen zu hören bekommen kann. Er bedankte sich bei den Herren und bat sie, bis zum Mittagessen zu bleiben. Er schlug ihnen einen Spaziergang in der freien Natur, im frisch gefallenen Schnee, vor. Würde den Herren Akademikern zum Mittagessen ein Hasenbraten munden? An dem Essen werde auch ein französischer Gast teilnehmen, einer der Chefs eines dortigen Raumfahrtprogramms.
     

Einunddreißig
     
    Es war Heiligabend, Aatamis und Eevas Namenstag. Die verschneiten Fichten von Hvitträsk standen in der blau-en Dämmerung feierlich da, wie es sich vor dem größten Fest des Jahres gehört. Drinnen in der schönen Villa war es warm, im Kamin loderte ein Feuer, die Hausan-gestellten waren mit den letzten Vorbereitungen be-schäftigt, Koch und Köchinnen schnupperten an damp-fendem Wildbraten und ergötzten sich an den leckeren Düften. Der Schinken wurde aus dem Ofen genommen, der Kohlrübenauflauf in die Stube getragen. Die Kinder liefen aufgeregt herum, alle waren feingemacht: Aatamis Drillinge Anneli, Annikki und Aulikki, jetzt bereits sechs Jahre alt, die Kinder Liisa, 14, Tauno, 12, und Leena, 9, aus der Ehe mit Laura. Der bärenhafte Grenzleutnant Pekka, der äußerlich an seinen Vater erinnerte, stand draußen auf der großen verschneiten Terrasse und spähte besorgt mit einem Fernrohr in den Himmel. Es herrschte klares Frostwetter, die Milchstraße war deutlich am Himmelszelt zu sehen, die hellen Sterne funkel-ten, alles war märchenhaft schön, so wie stets zu Weihnachten.
    »Wo ist Vater, wo ist Vater?«, wollten die kleinen Mäd-chen von Eeva wissen, die die zahlreichen Geschenkpa-kete unter dem Weihnachtsbaum ordnete.
    »Vater ist auf Reisen, liebe Kinder … er ist sehr weit weg, aber er sieht uns, Vater ist ganz hoch oben und sieht uns.«
    Ihr brach fast die Stimme, als sie an Aatami dachte, ihren Bräutigam, ihren Mann, den Vater all dieser und womöglich noch vieler anderer Kinder. Auch Eeva selbst war schwanger, als alternde Frau, zu jedermanns Verwunderung. Mit gutem Glück würde sie im Frühjahr Zwillinge zur Welt bringen. Sie las das Weihnachtstele-gramm, das Aatami an all seine Kinder gerichtet hatte.
    Aatami war bereits vor gut einem Monat aufgebrochen. Er hatte den Atlantik überquert und war nach Französisch-Guayana geflogen, einen ehemaligen Ver-bannungsort für Verbrecher an der Nordostküste des südamerikanischen Kontinents, wo sich ein französischer Raumfahrtstützpunkt befand, der für kommerzielle Zwecke bestimmt war. Er hatte mit einem französischen Weltraumforschungsunternehmen einen Vertrag über die Nutzung von Akkus in Satelliten abgeschlossen und dafür das Recht erhalten, in einer Kapsel die Erde zu umrunden.
    Man hatte Aatami vor dem Aufbruch ins All mehrfach getestet: hatte ihn rasend schnell in einer Zentrifuge gedreht, ihn in einer Druckkammer eingeschlossen, ihn psychologischen Tests unterzogen. All das hatte er ohne Beanstandungen hinter sich gebracht. Seine physische und psychische Konstitution war bei den Explosionen in Tattarisuo so häufig auf die Probe gestellt worden, dass ihm die Tests vor dem Weltraumflug keine Probleme bereiteten.
    Endlich war er in den steifen Weltraumanzug gesteckt und zum Lift geleitet worden. Tropische Hitze hatte über den Regenwäldern gelegen, es war Abend gewesen, die silberglänzende Rakete hatte flüssigen Sauerstoff in den Dschungel geatmet. Es war ein
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