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Adams Pech, die Welt zu retten

Adams Pech, die Welt zu retten

Titel: Adams Pech, die Welt zu retten
Autoren: Arto Paasilinna
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Frauen. Von ihren Gehirnfunktionen ließ sich sehr viel einfacher Material beschaffen. Wenn Sorjonen mit dem steinreichen Aatami Rymättylä unterwegs war, erboten sich Scharen weiblicher Probanden, sich in den Dienst der Wissenschaft zu stellen. Es war ganz normal, dass Sorjonen am Vormittag beispielsweise den Tierpark von Pretoria besuchte, um die Gehirnströme eines Gib-bonaffen zu messen, und dass er seine Forschungen abends im Kasino der Stadt fortsetzte, wo sich jede Menge schöner weißer Frauen aufhielt. Nach dem Din-ner dann lud Sorjonen seine Dame ein, gemeinsam mit ihm draußen auf der Terrasse unter dem Sternenhimmel ein wenig Luft zu schnappen. Dort pflegte er, neben anderen Aktivitäten, ein EEG-Messgerät zu zücken und die Elektroden auf die Locken der Schönen zu setzen, um ihre elektrischen Gehirnfunktionen zu messen. Es muss erwähnt werden, dass Sorjonen nicht etwa für Affen und Frauen dieselben Elektroden benutzte. Da passte er auf, denn er wollte ja nicht, dass durch die Messgeräte die Flöhe und Milben von den Affen auf die Frauen übersprangen. In der Medizin ist es wichtig, streng auf die Asepsis zu achten.
    Der Titel seiner Dissertation lautete »Vergleichende Untersuchung über die Bedeutung der elektrischen Gehirnfunktionen der männlichen Affen und der weiblichen Menschen«.
    Seppo Sorjonen hatte sich im Frühjahr sowohl an der Universität Helsinki als auch an der Universität von Zürich eingeschrieben und damit begonnen, Prüfungen in Teilbereichen der Medizin abzulegen. Er engagierte mehrere Professoren, mit deren Hilfe er sich auf die Lizenziatprüfung vorbereitete und seine Doktorarbeit schrieb. Für die Kosten kam Aatamis und Eevas Akkufirma auf.
    Zum Doktor der Medizin zu promovieren erwies sich als anspruchsvolles Vorhaben. Sorjonen musste den ganzen Sommer für seine Studien opfern. Er legte bei den Professoren Prüfungen in Teildisziplinen ab, zum Beispiel in Physiologie, Biochemie, Histologie, Patholo-gie, Anatomie, danach konnte er sich dann auf die Inne-re Medizin, die Neurologie, die Chirurgie, die Pädiatrie, die Gynäkologie und die Geburtshilfe sowie auf viele andere Spezialgebiete der Medizin konzentrieren. Er vertiefte sich in die entsprechende Fachliteratur: Bereits auf der Bahnfahrt nach Sibirien hatte er die »Angewand-te und topografische Anatomie« von G. Töndury studiert, längst bekannt war ihm W. F. Ganongs »Medizinische Physiologie«, und seit seinen Zeiten als praktischer Arzt blätterte er immer wieder mit Spannung in einem bestimmten Lehrbuch für Chirurgie, nämlich Max Saeges-sers »Spezielle chirurgische Therapien«. Es gab wirklich einen Haufen Bücher auf diesem Gebiet, sagte sich Sorjonen mit rauchendem Schädel. Orthopädie studierte er zum Beispiel anhand von Campbells »Operative Or-thopaedic«, und Innere Medizin anhand der Werke von Robert Hegglin. Außerdem las er sorgfältig die finnische Zeitschrift »Orthopädie und Traumatologie«, die ausgezeichnete Beiträge zum Thema brachte.
    Während der besonders heißen Phasen des Studiums zog sich Sorjonen mit seinen Professoren manchmal nach Lappland, manchmal aber auch bis nach Tahiti zurück. Auf diesen Reisen hatten die Lehrer die Gelegenheit, sich auszuruhen und zu erholen. Konrad Kägi, Professor für Haut-und Geschlechtskrankheiten, führte die Prüfung auf Tahiti durch, in einem Fischrestaurant, das am Ufer der Insel Moorea über dem Wasser errichtet worden war. Die neurologische Theorie nahm Sorjonen mit Professor Alfred Angst in einer Reisighütte am Oberlauf des Flusses Ounasjoki durch, nachdem sie eine furchterregende Wildwasserfahrt gemacht hatten.
    Das Studium der Anatomie bedingte detaillierte Un-tersuchungen an menschlichen Körpern überall in der Welt. Besonders Walter Wurmli, Professor für Radiolo-gie, neigte dazu, seine anatomischen Lehrsätze plastisch deutlich zu machen, wenn gerade geeignetes weibliches Anschauungsmaterial zur Stelle war. Großen Eifer leg-ten diesbezüglich auch der Kieferchirurg Jirka Pollak, der Psychiater Ernst Hui sowie Peter Gordon, Professor für Pädiatrie, an den Tag. In ihren Methoden, sich die Patienten aus Nachtklubs und Massagesalons zu an-geln, waren die Professoren sehr erfinderisch.
    Als Unterrichtssprache wurde Deutsch verwendet, so-dass Seppo Sorjonen diese Sprache am Ende gut beherrschte. Sie half ihm auf seinen Reisen, nicht nur nach Deutschland und in die Schweiz, sondern auch nach Tschechien, Ungarn, Polen und Südafrika.
    Im
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