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Adams Pech, die Welt zu retten

Adams Pech, die Welt zu retten

Titel: Adams Pech, die Welt zu retten
Autoren: Arto Paasilinna
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dem Essen führte Aatami den Gedanken fort und äußerte, dass er, wenn es sich so ergab, die Mur-mansker Bahn und sämtliche Brücken und Dämme von Donau und Themse kaufen könnte, und, wenn er gerade Lust dazu habe, für den Sommerurlaub ein paar Inseln im Stillen Ozean … fürs Erste wenigstens Tahiti und Moorea.
    Die anderen Anwesenden konnten diese Bemerkungen nicht wirklich mit Humor nehmen, denn sie wussten nur allzu gut, dass für Aatami Rymättylä, wenn er es ernst meinte, nichts unmöglich war.
    »Aber vielleicht kaufe ich doch lieber sämtliche finnischen Apotheken und Pfarrhäuser auf, und den Russen knöpfe ich den Ural und den Baikalsee ab, alle Leute, die schon mal dort waren, schwärmen von dem See und sagen, dass er so schön ist und so klares Wasser hat.«
    Später daheim in Hvitträsk meldete das Stubenmäd-chen, dass draußen eine fünfköpfige Abordnung Arbeitsloser wartete, die einen Termin vereinbart hatte. Sie waren mit ihrem eigenen Suppenzug bis zum Halte-punkt Luoma gefahren und baten jetzt um eine Audienz.
    »Ich bin bereit«, sagte Aatami. Aus dem Schneeregen und der Dunkelheit heraus traten fünf stämmige Män-ner ins Haus, sie begrüßten den leicht beschwipsten Hausherrn mit Handschlag und setzten sich dann ne-beneinander auf die lange Bank im Atelierzimmer. Sie bekamen Tee und belegte Brote, und als Aatami mit ihnen allein war, fragte er, wie er ihnen helfen könnte.
    Diese fünf durchnässten Männer vertraten eine nationale Arbeitslosenorganisation, hinter der fünfhunderttausend Mitglieder standen. Sie hatten vergebens versucht, vom Staat Unterstützung zu bekommen, sie waren von Pontius zu Pilatus, vom Reichstag bis zur Regierung gelaufen, aber das Ergebnis waren nur bloße Versprechungen und Bekundungen des Mitgefühls gewesen. Die wenigen Leistungen für die Arbeitslosen waren sogar noch gekürzt worden. Nun hatten sie sich gedacht, dass vielleicht Aatami Rymättylä ihnen helfen und ihr Los erleichtern könnte, indem er finnische Arbeitslose in seinen Fabriken einstellte, die dem Vernehmen nach überall auf der Welt entstanden. Auch direkte finanzielle Unterstützung wäre nicht übel.
    Aatami versprach, Baufacharbeiter auf den Standorten in Tjumen einzustellen, die Turkuer Werften wiederum könnten ein paar Tausend Schiffbauer aufnehmen, wenn die Tanker zu Akkutransportschiffen umgerüstet würden. Arbeit fände sich gewiss, es müsste nur erst Sommer werden. Als Sofortmaßnahme könnte er jedem finnischen Arbeitslosen ein angemessenes Weihnachts-geld spendieren. »Daran hatten wir auch schon gedacht. Wir haben bereits mit der Sozialversicherung abgespro-chen, dass sie Ihnen die Adressen der Arbeitslosen liefert. Das macht die Auszahlung der Spende einfacher.«
    »An wie viel hatten Sie denn per Arbeitslosen gedacht?« »Nun, einen Hunderter vielleicht … aber wir wollen durchaus nicht nur betteln, wir beabsichtigen, Sie für Ihre Hilfe irgendwie zu entschädigen. Sie müssen uns nur eine Arbeit nennen, die wir dann für Sie ma-chen.«
    Aatami sagte, dass mit einem Hunderter niemandem gedient sei, diese kleine Summe würde den Empfänger nur demütigen, er wolle tausend Mark für jeden der fünfhunderttausend Arbeitslosen spenden. Damit ließe sich auch in einem armen Haushalt ein anständiges Weihnachtsfest ausrichten, glaubte er.
    Zusammen rechneten sie aus, auf wie viel sich die Unterstützung beliefe, wenn man den Tausender mit fünfhunderttausend multiplizierte.
    »Läppische fünfhundert Millionen Mark«, konstatierte Aatami.
    Erleichtert schlug der Anführer der Gruppe vor, dass die Arbeitslosen Aatami Rymättylä für seine Freigiebig-keit damit entschädigen könnten, dass sie ihm fünfhunderttausend Schneemänner bauten.
    Über den Scherz wurde herzlich gelacht, aber Aatami war in der Stimmung, dass er beschloss, das Angebot anzunehmen. Er erhob sich und streckte die Hand aus:
    »Abgemacht. Ich zahle Ihnen über die Sozialversicherung fünfhundert Millionen Mark, und Sie bauen zu Weihnachten eine halbe Million Schneemänner. Sie können sie ja als Karikaturen von Wirtschaftsbetrügern, Bankdirektoren und anderen Schwindlern gestalten, was immer Sie möchten. Und stecken Sie am Heiligabend noch jedem der Schneemänner eine Kerze in die Hand.«
    »Alles klar. Sie bekommen rechtzeitig die Adressenlis-ten, und ich garantiere Ihnen, dass es zu Weihnachten keinen Mangel an Schneemännern geben wird«, versprach der Leiter der Abordnung. Dann gingen die Män-ner wieder
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