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Ackerbau und Unzucht

Ackerbau und Unzucht

Titel: Ackerbau und Unzucht
Autoren: Carter Brown
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nicht, ich stelle lediglich Tatsachen fest.«
    »Bleiben Sie mir gestohlen mit
Ihrem mottenzerfressenen Profil«, antwortete sie unbeeindruckt. »Ich habe noch
nie gehört, daß ein Profil Brillanten kaufen kann. Oder können Sie es in
Zahlung geben für einen weißen Chinchilla? Man kann es nicht einmal essen.«
    Wenn ich etwas erkenne, dann
den Moment, wann ich passen muß — und dies war so ein Augenblick. Ich schritt
also hinaus in die dunkle Nacht, heim in mein Apartment. Dort trank ich einen
Aperitif und aß eine Büchse geräucherte Austern zum Abendbrot. Die Zeit schien
stillzustehen, wie ich so meinen verdienten Feierabend genoß, doch plötzlich
war es neun Uhr, und ich mußte mich auf den Weg machen.
    Punkt halb zehn parkte ich
meinen Wagen am Beekman Place, und eine halbe Minute
später öffnete mir Martha Hazelton die Wohnungstür.
    »Treten Sie ein, Danny«, sagte
sie und lächelte mich strahlend an. »Sie ahnen nicht, wie ich mich freue, Sie
wiederzusehen.«
    Ich hängte sorgfältig meinen
Mantel auf und folgte ihr in das Wohnzimmer, das ich schon kannte. Ein
loderndes Feuer brannte in dem weißen Marmorkamin, vor den eine weiche Couch
geschoben war. Das Zimmer war überheizt. Wie ich erst jetzt feststellte, war
Martha entsprechend gekleidet. Sie trug einen weißseidenen Kimono lose über passenden
Pyjamahosen. Der Kimono war am Hals mit schwarzen Paspeln besetzt, die in den
Aufschlägen ausliefen. Es sah sehr hübsch aus. Die Hose war hauteng von der
Hüfte an, und das sah noch hübscher aus.
    Neben der Couch stand ein
kleiner Tisch mit wohlsortierten Flaschen.
    »Kommen Sie, Danny, setzen Sie
sich hier auf die Couch, es ist so schön warm am Feuer. Geben Sie uns was zu
trinken, und dann wollen wir es uns gemütlich machen.« Ihre Stimme klang
seltsam verschleiert.
    »Gute Idee«, sagte ich. »Was
wollen Sie trinken?«
    »Für mich Scotch«, sagte sie.
»Guten zuverlässigen Scotch — und bitte kein Eis.«
    Ich blickte sie prüfend an,
während ich die Gläser füllte. » Wieviel von diesem
guten zuverlässigen Whisky haben Sie denn schon getrunken?« fragte ich.
    »Seien Sie doch nicht albern.
Glauben Sie, ich zähle meine Drinks?«
    »Nein, aber sie zählen. Doch
Sie sind alt genug, um zu wissen, was Sie tun.«
    »Siebenundzwanzig«, gab sie zu.
»Ich bin alt genug, um zu tun, was ich mag — und reich genug, um mir alles zu
leisten. Warum tue ich nicht, was ich mag? Antworten Sie mir, Danny Boyd.«
    Ich balancierte die beiden
Gläser in den Händen und ließ mich auf die weiche Couch sinken. Mit einem
Schwupp entriß sie mir das Glas, das ihr am nächsten war, ohne auch nur einen
Tropfen zu verschütten.
    »Auf uns, Mr. Boyd«, sagte sie.
»Heil und Sieg und fette Beute! Sagt man nicht so?«
    »Wer sagt das?«
    Sie zog die Nase kraus. »Sie
sind ein Spießer, Danny.«
    »Und Sie sind wieder Miss
Hochnäsig.«
    Sie kicherte. »Sie haben ja so
recht, ich werde mich bessern. Trinken Sie aus, Danny. Man lebt nur einmal.«
    »Man braucht nur alles auf die
leichte Schulter zu nehmen und lebt noch eine Weile länger.«
    Sie kippte das Glas und trank
es in einem Zug leer, als sterbe sie vor Durst mitten in der Sahara. Sie
blickte träumerisch in das leere Glas, dann warf sie es mit einem Schwung in
den Kamin. Es zersplitterte in tausend Scherben an dem weißen Marmor; die
Splitter fielen auf die lodernden Hölzer.
    »Mein Großvater war ein
Kosake«, sagte sie mit schwerer Zunge. »Er raubte Frauen und tötete ihre
Männer. Dennoch erreichte er das hohe Alter von neunzig Jahren. Sie kennen die
Moral dieser Geschichte, Danny?«
    »Sie werden sie mir erzählen.«
    »Niemals mordend durch die
Gegend ziehen. Das Leben ist zu kurz, um seine Zeit mit solchen Nichtigkeiten
zu vertrödeln.« Sie brach in haltloses Gelächter aus.
    Da fragte ich mich, was es für
einen Sinn hatte, nüchtern zu bleiben. Ich trank mein Glas in einem Zuge leer
und füllte gleich nach.
    Martha hörte plötzlich auf zu
lachen. »Wie spät ist es?« fragte sie leise.
    »Fünf nach zehn«, erwiderte ich
nach einem Blick auf meine Uhr.
    »Der Abend ist noch jung, und
ich habe nichts zu trinken«, lärmte sie wieder.
    »Sofort. Ich bin gerade dabei
aufzuholen.«
    Eine halbe Stunde später meinte
ich, sie eingeholt zu haben. Ich spürte ein leichtes Klopfen in den Schläfen,
und das Teppichmuster wackelte gelegentlich.
    »Danny?« Ihre Stimme überspülte
mich lässig von rechts.
    »Sie haben gerufen?«
    »Wann bekomme ich endlich etwas
zu
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