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Ackerbau und Unzucht

Ackerbau und Unzucht

Titel: Ackerbau und Unzucht
Autoren: Carter Brown
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sehr gerade, und sein Schnurrbart sträubte sich wieder;
seine eben noch müden Augen funkelten.
    »Haben Sie noch mehr solche
Tatsachen auf Lager, Mr. Boyd?« fragte er und saugte sich an Houstons Blick
fest.
    »Das hieße Eulen nach Athen
tragen, aber bitte«, sagte ich bescheiden. »Als Sie erfuhren, daß ich Clemmie
von hier fortgeschafft hatte, war es Houston, der Tolvar herbeizauberte, um sie
zurückzuholen. War es nicht auch Houston, der vorschlug, daß Sie alle zusammen
hier auf der Farm leben sollten, mit Tolvar als zusätzlichem Schutz?«
    Langsam ging Hazelton auf den
Kartentisch zu und wandte kein Auge von Houstons fahlem Gesicht.
    »Ich glaube, Greg, ich bringe
Sie um.«
    »Das würde ich dem Gesetz
überlassen, Mr. Hazelton.«
    »Sind denn hier alle wahnsinnig
geworden?« schrie Houston ängstlich mit hoher Stimme. »Was hätte ich denn für
ein Motiv, Philip und Clemmie zu ermorden?«
    »Ich würde sagen, die Antwort
liegt bei der Treuhandverwaltung der Erbschaft«, sagte ich lässig. »Wenn das
Geld unangetastet ist, brauchen Sie nichts zu befürchten.«
    »Ich habe doch gesagt, daß noch
alles vorhanden ist«, winselte er. »Wieder und wieder habe ich das gesagt. Hört
mir denn niemand zu? Ich bin bereit, die Bücher jederzeit vorzulegen.«
    »Das ist nicht mehr nötig«,
belehrte ich ihn. »Leutnant Greer hat sich schon darum gekümmert.«
    »Jeder, der Einblick wünscht,
kann jederzeit...« Er brach ab und sah mich bestürzt an. »Was — was haben Sie
eben gesagt?«
    »Leutnant Greer hat die New
Yorker Polizei um Amtshilfe gebeten. Die Bücher werden in diesem Augenblick
geprüft.«
    Zum erstenmal entdeckte ich
einen Ausdruck in seinen toten Krötenaugen. Sie blickten krank drein —
schwerkrank. Nervös nahm er einen Stapel Karten auf und begann rastlos zu
mischen.
    »Ach du mein Gott, wer wird mir
jetzt noch glauben?« stöhnte er auf.
    Sylvia West begann plötzlich zu
weinen. Lautlos liefen ihr die Tränen übers Gesicht.
    »Jetzt ist der rechte
Augenblick, Leutnant Greer anzurufen«, sagte ich zu Hazelton.
    »Ja.« Er nickte. »Ich habe mich
getäuscht, Mr. Boyd, und weiß nicht, wie ich mich entschuldigen soll. Sie
hatten mehr Vertrauen zu meiner Tochter als ich. Das ist mir eine bittere
Lehre, ich werde sie nie vergessen.«
    »Darüber würde ich mir keine
grauen Haare wachsen lassen. Wenn Martha die Wahrheit erfährt, wird alles
wieder gut. Sie haben sich gegenseitig nichts vorzuwerfen. Sie hielt Sie für
den Täter, und auch Sie glaubten für einen Augenblick an ihre Schuld.«
    »Ich hoffe, Sie behalten
recht«, sagte er, und ein warmer Glanz trat in seine Augen. »Ich rufe jetzt
Leutnant Greer an.«
    »Ich werde nach Martha schauen.
Je eher sie die Wahrheit erfährt, um so besser für sie.«
    Ich wandte mich noch einmal
nach Houston um. »Ein Fluchtversuch ist zwecklos, die Farm ist von Polizei
umstellt.« Das war maßlos übertrieben. »Sie kommen keine zehn Meter weit.«
    Da sah ich, daß ich meine Zeit
verplemperte. Er saß still in seinem Sessel und stierte ins Leere, seine Hände
mischten und mischten noch immer die Karten, ohne Unterlaß .
Mr. Houston würde nicht fliehen. Mr. Houston war erledigt.
     
    Ich konnte Martha nirgends
finden, in jedes Zimmer hatte ich geschaut, doch sie war nicht im Haus. Ich
ging zur Hintertür und rief laut ihren Namen, sie antwortete nicht. Die Farm
lag friedlich in gelbes Mondlicht getaucht, die Nacht war still, jeder Laut
mußte weit zu hören sein. Wenn sie sich irgendwo auf der Farm aufhielt, mußte
sie mein Rufen vernommen haben. Doch warum antwortete sie nicht?
    Plötzlich griff eine eiskalte
Hand nach meinem Herzen, der Atem stockte mir: Sylvia West und Pete waren doch
Komplizen von Houston, sie im Haus, Pete draußen. Es war Pete, der den
mysteriösen Unfall bei der Polizei gemeldet hatte. Vielleicht war er jetzt in
Panik geraten, als Martha ihm ihre Beschuldigungen an den Kopf warf?
    Ich machte mir Vorwürfe, daß
ich ihr nicht gleich nachgelaufen war, daß ich sie mit diesem Ungeheuer Pete
allein gelassen hatte. An zwei Orten mußte ich zuerst nachschauen — in der
Scheune und am Teich. Ich weigerte mich, an die letzte Möglichkeit zu denken.
In der Stimmung, in der Martha aus dem Haus gestürzt war, konnte sie alles
getan haben. Es war nicht unmöglich, daß sie sich in das Wasser gestürzt hatte,
in dem ihre Schwester ertränkt worden war. Dieser Gedanke war mir schrecklich,
da zog ich schon Pete vor; vielleicht konnte ich hier noch das
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