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Achtsam leben, lieben, handeln - ein spiritueller Begleiter durch das Jahr

Achtsam leben, lieben, handeln - ein spiritueller Begleiter durch das Jahr

Titel: Achtsam leben, lieben, handeln - ein spiritueller Begleiter durch das Jahr
Autoren: Echter
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Hände, die das ursprüngliche Begreifen fortsetzen. Vor allem, wenn wir das Gesicht der Mutter, des Vaters betasten, wenn wir die Haut des Geliebten streicheln. Das alles geschieht in großer Offenheit. Jede Berührung, die wir zulassen oder verschenken, zeigt zugleich unsere Verletzlichkeit, die immer besteht. Schließlich signalisiert der Tastsinn auch den Schmerz, der uns ganz unmittelbar überrascht und an unsere Grenzen bringt.
    Der Tastsinn spricht seine eigene Sprache. Wenn wir einem Menschen sexuell begegnen, dann lässt er uns in seine Welt hinein und wir öffnen uns ihm in großer Freiheit. Es kann ein heiliger Raum entstehen, denn es wird eine Zärtlichkeit verschenkt und empfangen, wie sie größer kaum sein kann.
    Doch dürfen wir nicht übersehen, dass die Heiligkeit dieses Geschehens erst wieder entdeckt werden muss. Denn nur dann werden Berührungen als etwas Großes und Heiliges empfunden, wenn sie nicht mit Gewalt und damit als Missbrauch daherkommen. Wobei die Gewalt von leidenschaftlicher Ursprünglichkeit und Wildheit weit entfernt ist, weil diese immer Achtsamkeit und Zärtlichkeit bewahren.
Blind
    Ein junger Mann, der von Geburt an blind war, fand ein Mädchen und verliebte sich in sie. Er betastete ihr Gesicht und ihren Leib, liebte ihre Stimme, er streichelte ihre Haut, er genoss ihren Geruch. Die Menschen freuten sich über die beiden Verliebten und man sprach schon von ihrer Hochzeit, bis ein Bekannter dem Blinden so nebenbei sagte, dass das Mädchen nicht sonderlich hübsch sei. Da trennte sich der junge Mann von ihr. Leider konnte dem Blinden niemand sagen, dass er die junge Frau eigentlich richtig gesehen hatte, sein Bekannter in Wirklichkeit aber blind war
.
    Du aber nimm uns an!
Wir kommen mit zerknirschtem Herzen
und demütigem Sinn.
    Daniel 3,36
    Ich glaube nicht, dass Gott,
der uns Sinne, Vernunft und Verstand gab,
uns ihren Gebrauch verbieten wollte.
    Galileo Galilei
    Die freie Natur kann, wie kaum sonst etwas, unsere Sinne mobilisieren. Gerade in ihrer unbekümmerten Einfachheit fühlen wir uns wie zu Hause. Erst recht in ihrer unverdorbenen Wildheit, wo der Ozean rauscht und die Felsen schweigen, wo die Frische des Regens einen unnachahmlichen Duft erzeugt, ein Baum uns aufrichtet, wilde Beeren nach dem Paradies schmecken. Dann fühlen wir uns Gott ganz nahe. Das wird oft übersehen oder selten zum Ausdruck gebracht: Die Natur hat eine starke erotische Kraft. Bäume, Quellen, Flüsse sind von göttlicher Gegenwart durchdrungen. In der Natur wird ein anerkennender Gedanke schnell zum Gebet.
    Manchmal gibt es keinen besseren Weg, wieder zu sich selbst zu finden, als die Natur sprechen zu lassen, den Waldboden zu riechen, die glatte Rinde einer Buche zu streicheln, einem wogenden Weizenfeld zuzusehen oder das Kunstwerk einer Spinne zwischen den Zweigen zu betrachten. Still zu werden und zu danken. Dann werden die Sinne uns Brücke vom Unfassbaren zum Fassbaren, vom Gewöhnlichen zum Wunderbaren.
    Mit allen Sinnen leben heißt, alle Sinne zu gebrauchen und keinen verkümmern zu lassen. Daraus kann sich die abendliche Gewissenserforschung ergeben, ob alle Sinne zu ihrem Recht gekommen sind oder ob sie unter unserer einseitigen Arbeit, unter vorsichtiger Zurückhaltung, gar unter falschen Überzeugungen zu leiden hatten. Die Achtsamkeit bündelt unsere Sinne zu einem wunderbaren Organ. Sie hilft uns, dass nichts und niemand unbeachtet bleibt.
Unbemerkt
    Ein Mönch studierte Tag für Tag in der Bibliothek, lediglich durch die vorgeschriebenen Gebetszeiten unterbrochen. Darüber war er sehr müde geworden. Er strich sich über die Augen und seufzte: „Mein Gott!“ Da hörte er neben sich eine Stimme: „Die ganze Zeit sitze ich schon neben dir. Du liest ein Buch nach dem anderen, um mich zu suchen. Du zerbrichst dir den Kopf, um mich zu erklären. Du schreibst deinen Gedanken über mich seitenlang auf. Wann endlich wirst du ruhig und siehst zur Seite, um mich zu spüren und auf mich zu achten?“
    Lauterer Sinn im Verborgenen gefällt dir,
im Geheimen lehrst du mich Weisheit.
    Psalm 51,8

Eine Handvoll Monatsimpulse
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    Als Christ zum Beginn des Tages das Kreuzzeichen
    Ã¼ber sich machen oder am Morgen innehalten,
    dankbar dafür sein, zu sehen, zu hören, zu fühlen,
    zu schmecken und zu spüren.
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    Einmal am Tag die Hände zu Fäusten ballen, so fest
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