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Achtsam leben, lieben, handeln - ein spiritueller Begleiter durch das Jahr

Achtsam leben, lieben, handeln - ein spiritueller Begleiter durch das Jahr

Titel: Achtsam leben, lieben, handeln - ein spiritueller Begleiter durch das Jahr
Autoren: Echter
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Wachstum neue Möglichkeiten. An den Pflanzen auf unserem Fensterbrett können wir das mit einiger Geduld sehr gut beobachten. In jedem Menschen ist sehr viel grundgelegt und verborgen. Es müsste verkümmern, gäbe es die Entschlossenheit zum Aufbruch nicht. Kardinal Newman formuliert es so: „Wachsen heißt, sich ändern. Vollkommen sein, sich oft geändert haben.“
    Sich auch im Alter noch ändern können ist ein Zeichen der Reife. Alles andere führt in die Absonderung und Verschlossenheit, letztlich in die Erstarrung. In gewisser Weise wird schon in der Jugend grundgelegt, was uns im Alter glücklich macht oder beschwert. Es kommt darauf an, was wir in uns groß werden lassen; wem wir Nahrung geben, was wir zulassen oder fördern.
    Der Aufbruch zu Neuem ist immer ein Risiko, aber das muss keinesfalls bedrohlich sein. Wer die Gefahren eines neuen Weges scheut, bleibt sitzen. Doch er bringt sich um Erfahrungen, die ihn für Größeres öffnen, vielleicht sogar für ein Wunder, von dem er noch nicht einmal zu träumen wagte und das ihm unversehens geschenkt wird.
    Jeder Tag ist anders. Deswegen will sich der Aufbruch nicht mit dem Ballast von gestern behindern lassen. Er weigert sich auch, sich die Sorgen und Ängste von morgen aufzuladen. Er geht offen und erwartungsvoll in jeden neuen Tag. Jesus sagt: „Jeder Tag hat genug an eigener Last.“ Aber auch genug an eigener Freude. Wir übersehen sie leicht. Wir sollten lernen, die Freuden eines Tages jeden Abend zusammenzuzählen.
Das Floß
    Ein Mensch kam nach langer, beschwerlicher Wanderung an einen Fluss. Den musste er noch überqueren. Aber da waren weder Weg noch Steg und auch kein Boot zum Übersetzen. Der Wanderer baute sich ein Floß aus Baumstämmen, Ästen und Zweigen. Damit konnten er und seine bescheidene Habe ans andere Ufer kommen. Drüben angekommen, schulterte er zu seinem schweren Rucksack auch noch das Floß und trug es schnaufend und schwitzend über Land. Ein Mensch, der ihm entgegenkam, meinte: „Haben die Dinge unseres Lebens ihren Zweck erfüllt, lassen wir sie dankbar los, sonst wird die Last zu schwer.“
    Ist der Mensch am Ende angelangt,
steht er noch am Anfang,
wenn er es aufgibt, ist er ratlos.
    Jesus Sirach 18,7
    Wer aufbrechen und Neues finden will,
muss zuvor Abschied nehmen.
    Wir fürchten uns vor dem Abschied. Unwiederbringlich muss mit jedem Abschied etwas aufgegeben werden, was uns lieb und wertvoll war. Besonders schmerzlich ist der letzte Abschied von einem Menschen, der uns nahestand. Wenn es keine Abschiede gäbe, würde unser Leben zur überfüllten Rumpelkammer, zum qualvoll engen Gefängnis. Meist wird uns gar nicht bewusst, wie oft wir an jedem Tag Abschied nehmen und Menschen wie Sachen für immer loslassen. Wer am Abend einmal darüber Bilanz zieht, wird überrascht sein.
    â€žAde“ ist ein Wort des Aufbruchs. Wir gebrauchen es meist zu oberflächlich. Ade kommt vom Französischen Adieu und meint „Geh mit Gott“. Das bedeutet heute so viel wie „Lebe wohl“, in der Ahnung, den zu verabschiedenden Menschen oder die aufzugebende Sache nicht mehr wiederzusehen. Jedenfalls nicht mehr so, wie wir sie losgelassen haben. Was und wen wir loslassen, geben wir mit einem Ade getrost in die Hände Gottes.
    Ohne Abschied kein Aufbruch. Das Neue will offenbar unter Schmerzen geboren werden. Das macht es so wertvoll. Die Schmerzen markieren das Neue und sorgen dafür, dass es nicht geringgeschätzt wird. Wie bei der Geburt eines Menschen oder bei seinem Tod ist deswegen der Schmerz unser Begleiter. Damit die Abschiedsschmerzen nicht zu groß werden, gilt es ein Leben lang in vielen kleinen Schritten das Loslassen zu üben und zur Gelassenheit zu finden. Wo die Schmerzen des Neuen oder des Verabschiedens zugelassen werden, geschieht im Leben des Menschen etwas Heilsames, eine Art Verwandlung auf das große Ziel hin.
Abbruch
    Ein Pilger wanderte eine Straße entlang. Er kam an einem Mönch vorbei, der meditierend am Rande des Weges saß. In der Nähe arbeiteten Männer an einem großen Gebäude. „Du siehst wie ein Mönch aus“, sagte der Pilger. „Ich bin einer“, antwortete der Mönch. „Was sind das für Leute, die an dieser Abtei arbeiten?“ „Meine Mönche“, sagte der Mann; „ich bin der Abt.“ „Oh, das ist wunderbar“,
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