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Acht Augen sehen mehr als vier

Acht Augen sehen mehr als vier

Titel: Acht Augen sehen mehr als vier
Autoren: Ravensburger
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Originalkarton, runtergesetzt. Stapelweise Sonnenschirme, Gartenbänke und Grillkörbe … aber kein Finn. Auch sonst niemand. Geradeaus geht’s nicht weiter. Die Halle macht einen Knick. An den Betonbau schließt ein großer, heller Lagerraum an. Die nach außen verschiebbaren Glaswände sind schon geschlossen. Holzstapel, riesige Rollen aus Folie, Steinfiguren und Brunnen. Kein Finn.
    Also schnell zum Hinterausgang mit dem großen Rolltor. Da fahren tagsüber die Lieferwagen vor, wenn sie neue Ware bringen. Aber das Rolltor ist zu.
    Was jetzt? Ich bin gefangen. Meine einzige Chance ist der Bewegungsmelder über dem gläsernen Durchgang zum Freigelände. Draußen erkenne ich ein Regal mit Gasflaschen. Da könnte ich über den hohen Drahtgitterzaun klettern.
    Plötzlich höre ich Stimmen und Wagengerassel aus der Betonhalle. Ich zucke zusammen. Komm schon, dämlicher Bewegungsmelder! Schweißausbruch. Die Stimmen klingen bereits näher. Ich erkenne Buddys Fistelstimme. Jemand hustet. Endlich! Die Türen rucken und gleiten auseinander. Ich schlüpfe hindurch. Und wohin jetzt?
    Panik! Ich brauche dringend ein Versteck! Die Stimmen sind ganz nahe.
    Drüben am Zaun sind Blockhütten und Alu-Gerätehäuser aufgebaut. Nichts wie hin, quer über den Hof. Hässlich laut klingt es, als ich die Türen des erstbesten Schuppens aufschiebe. Stimmen, Schritte, jetzt ganz in der Nähe. Schleifgeräusche von einem Palettenwagen.
    Macht schon, verdammte Schiebetüren, schließt euch! Verdammt! Ich zerre sie mit aller Kraft aufeinander zu. Mein Rücken presst gegen irgendwelche Kartons. Die Hütte ist voller Zeug. Und stockdunkel.
    Der Palettenwagen rasselt in gefährlicher Nähe. Die Türen sind nur noch einen Spaltbreit offen. Ich hocke zwischen Kanistern auf flachen Plastiksäcken. Es riecht krass nach Unkrautvernichter und Dünger. Im Halbdunkel sehe ich, dass sich die Kartons hinter mir bis zur Decke stapeln. Einer ist aufgerissen. Kabelsalat quillt raus und die Ecke von einem Flachbildschirm. Seit wann verkaufen Baumärkte denn Computer?

    Der Wagen rasselt bis vor die dünne Tür und hält quietschend an. Wenn die merken, dass die Türen nicht richtig zu sind! Das ist mein Ende!
    Buddys hohe Fistelstimme: „Mach mal auf, Michi.“
    Was? Meine Tür? Bitte, bitte nicht!
    Jemand hustet und antwortet mit Raucherstimme: „Ganz ruhig, Alter.“
    Das Herz schlägt mir bis zum Hals. Das Klopfen dröhnt in meinen Ohren. Sie sind immer noch genau vor der Hütte. Da geht mein Handy los.
    Nein, bitte nicht jetzt!
    Fummeln, zittrige Finger, weggedrückt. Ein Tor – wo genau? – fährt scheppernd auseinander. Stille. Weiter weg Parkplatzgeräusche. In meiner Nase kitzelt es. Hoffentlich muss ich jetzt nicht niesen. Draußen ist es still. Ich klemme mir mit Daumen und Zeigefinger die Nasenflügel zusammen. Im Hals kratzt ein Gefühl wie Husten. Es riecht immer heftiger nach Unkrautvernichter. Total giftig! Bestimmt sterbe ich gleich.
    „War das eben dein Handy?“ Die Raucherstimme lehnt sich ausgerechnet an die Aluwand, hinter der ich hocke, räuspert sich und zündet sich eine Zigarette an.
    „Nee, ich hab nichts gehört“, fistelt Buddy. „Ich schau mal nach. Wo hab ich’s nur wieder?“
    Rascheln, Knistern. Die Folie von Papiertaschentüchern?
    „Nee, der Leitner hat sich noch nicht wieder gemeldet, der holt doch das Zeug.“ Geh bitte weiter, Buddy. Nur ein paar Schritte!
    „Huby Leitner, ist der wirklich zuverlässig?“ Die Raucherstimme klingt zweifelnd.
    Bitte, bitte, geht endlich! Gleich muss ich husten. Und noch mal niesen.
    „Ich denk schon. Allerdings … Er hat was von einer großen Bande gefaselt, mit der er seit Neustem zusammenarbeitet.“
    „Was? Seit wann macht der bei denen mit? Sag bloß! Das sind die Leute, die Supermärkte und Elektronikfachgeschäfte abräumen?“
    „Keine Ahnung.“
    Buddy schweigt.
    „Haaatschiii!“ (Ich)
    „Was war das jetzt?“ (Die Raucherstimme)
    „Draußen hat einer geniest.“ (Buddy)
    „Das war hier, ganz nahe. Fehlt noch, dass einer von den Angestellten uns belauscht.“ Die Raucherstimme klingt grimmig.
    Dieselmotor. Bremsen, Motor dieselt weiter. Eine Autotür knallt.
    „Da ist der Leitner.“
    Huby! Jetzt sind sie zu dritt. Mit dreien werd ich niemals fertig, wenn sie mich entdecken.
    „Dem fühl ich mal auf den Zahn!“ Ich spüre eine leichte Druckwelle, als Raucherstimme und Buddy ihre Rücken von meiner Wand abstoßen. Halblaute Begrüßung. Dann stellt
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