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Acht Augen sehen mehr als vier

Acht Augen sehen mehr als vier

Titel: Acht Augen sehen mehr als vier
Autoren: Ravensburger
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ich gesagt habe.
    Der Tätowierte rast jetzt die lange schwierige Bahn hinunter. Er springt, dreht sich, nutzt den Schwung aus und rattert wieder nach oben. Wolli zögert immer noch.
    „Idiot!“, kreischt der Tätokerl. „Wird’s bald?“ Mit der flachen Hand haut er Wolli Bauer auf den Hinterkopf.
    Wolli schreit natürlich: „Aua!“ Er duckt sich ängstlich, rollt aber vorsichtig bahnabwärts. Unten bleibt er wackelig stehen.
    „Feigling!“ Der Große brüllt wie ein Stier.
    Allmählich werde ich wütend. Das gibt’s doch nicht! Er schubst Wolli auch noch, dass der von der Bahn fliegt und im dreckigen Sand landet. Das geht so nicht. Wolli hat zwar das Gehirn eines Sauriers, aber deswegen muss der Typ ihn nicht wie Dreck behandeln. Noch ein Wort und ich knall ihm eins vor den Latz!
    „Das gibt Rache, Huby!“, jault Wolli.
    Huby lacht hässlich. Dann rast er wieder die Bahn entlang, springt, dreht sich und rollt ein Stück weit hoch. Im selben Moment schießt Wolli ihm plötzlich auf seinem Skateboard entgegen. Peng! Sie rasseln zusammen, dass die Funken sprühen. Und dann haut’s beide von der Bahn.
    „Hast du das gesehen?“ Kommissar Finn klopft mir auf den Rücken.
    „Aua!“ Ich zucke zusammen. „Pass doch auf! Mir tut alles weh. Mich hat’s vorhin der Länge nach hingeschmissen, als das Rad abgesprungen ist.“
    Das Skateboard erhoben wie einen Ritterschild, stürzt sich Wolli auf seinen Quälgeist. Der weicht endlich zurück und lässt Wolli erst mal in Ruhe.
    Im Schwimmbad johlen die Kids.
    Schwimmen wär jetzt echt angesagt.
    Reiche Eltern wären super.
    Finn notiert die Namen Wolli und Huby in seinem Kalender. Was das nützen soll, weiß ich nicht, und als ich ihn frage, knurrt er nur: „Du sollst das nicht lesen. Das sind streng geheime Aufzeichnungen.“
    Aufzeichnungen , was für ein Wort! Aber wenn man einen Bibliothekar zum Vater hat, muss man wohl so viel lesen wie Finn und kennt jede Menge hochgestochener Wörter. Finn zieht sich pausenlos Krimis für Erwachsene rein. Keine Comics, echte Wälzer. Er hat sie nicht alle, aber okay. Er ist und bleibt mein bester Freund. Ich schau also nicht mehr auf sein Gekritzel.
    „Hey, guck mal, wer da kommt!“ Finn pikst mir seinen spitzen Ellbogen in die Rippen. „Kennst du die noch?“
    „Klar kenn ich die.“
    Das Mädel mit der weißblonden Mähne unterm Strohhut war mal in unserer Klasse. Das ist aber lange her. Zwei Jahre.
    „Laura von Wiesenhügel“, murmelt Finn und schreibt schon wieder was auf. Laura guckt sich um. Uns nimmt sie bestimmt nicht zur Kenntnis. Für diese Prinzessin in Pink und Weiß sind Finn und ich bessere Brüllaffen oder so. Jetzt wiegt sie ihr behütetes Haupt und schüttelt den Kopf über Wolli und Huby, die sich schon wieder fetzen. Und dann streift ihr Blick uns unter der Kastanie. Sie nimmt ihre Sonnenbrille ab, steckt sie in die Badetasche und fixiert uns. „Hey, Finn! Hey, Milan! Habt ihr zufällig Emily gesehen?“, kreischt sie fröhlich. „Wir sind zum Schwimmen verabredet!“
    Hallo? Laura tut ja, als wären Finn und ich ihr erst gestern begegnet. Ich wusste gar nicht, dass sie meinen Namen noch kennt.
    Und Emily? Wow, Emily, die Inderin. Die war anders. Nett war die. Mehr als nett! Wenn ich an Emily denke, krieg ich Fieber.
    Ich streife mein Käppi ab und kratze mir den Kopf. Zum Glück hab ich nicht so eine wollige Matte wie Finn. Streichholzschnitt, frisch gemäht. Eine Glatze wär noch besser bei der Bullenhitze.
    Finn schüttelt die kaffeebraunen Locken. „Nee, hier war sie nicht!“
    Ich trau mich kaum, Laura anzuschauen. Sie sieht super aus. Knallenge weiße Shorts, lange braune Beine, weiße Markenturnschuhe. Was die kosten, albtraumhaft! Über der Schulter baumelt eine schicke pinkfarbene Badetasche mit angesagtem Logo.
    „Okay, dann warte ich bei euch im Schatten.“
    Unglaublich, Laura hockt sich genau zwischen Finn und mich ins Gras.
    „Die weißen Shorts kriegen bestimmt Dreckflecken“, murmele ich.
    „Ist nicht dein Problem, oder?“ Sie grinst mich an. Ihr Atem riecht nach Kaugummi-Minze. „Was schreibst du da, Finn?“ Laura beugt sich über ihn, stützt den Arm auf seine angewinkelten Knie.
    „Nix“, brummt Finn und klappt sein Buch zu.
    Laura dreht den Kopf, ihre langen Haare streifen mein Gesicht. Es kitzelt und riecht total gut nach Pfirsichshampoo. „Was sind das denn für dämliche Affen?“ Sie zeigt mit dem Kinn auf Wolli und Huby, dann sieht sie Finn an und wedelt sich
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