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Ach du lieber Schwesternschreck!

Ach du lieber Schwesternschreck!

Titel: Ach du lieber Schwesternschreck!
Autoren: Elisabeth Zöller
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meine Liebe und um meinen Ruf.
    Dabei ist mir eine Idee gekommen. Ich werde mein Bettzeug, mein Hemd und mein T-Shirt einfärben, entweder in Schwarz, der Farbe der Trauer, oder in Rot, der Farbe der Wut. (Die Stiere bei den Stierkämpfen müssen auch auf ein rotes Wuttuch zulaufen, um sich aufzuheizen.) Und dann werde ich der Liz meine Meinung sagen.
    Die wird was zu hören bekommen! Die soll wissen, dass man japanische Rennmäuse nicht als Liebesboten benutzt, dass Liebe etwas total Geheimes ist und dass ein Jo, genannt Felix, nicht alles mitmacht, was einer Liz gerade mal so in den Sinn kommt. Zack, bum.
    Die rote Farbe muss her.
    Ich kratze mein Taschengeld zusammen, radel zum Supermarkt. Tutti und ihr Dödel haben auch immer gefärbt.
    Das Rot ist klasse. Ich stopfe den Bettbezug in die Waschmaschine, dazu mein T-Shirt. Ich will die Farbe reingießen, meine Finger sind leider im Wege. Sie sind knallrot. Wutrot.
    Minuten später: Meine Wäsche wälzt sich in blutroter Sauce!
    Die soll mal sehen, die Liz, mit wem sie es zu tun hat. Die kennt mich noch nicht, mich, den Jo, genannt Felix.
     
    Am Nachmittag kommt Flo. Da ist die Waschmaschine fertig und eigentlich ist meine Wut inzwischen auch verraucht. Wahrscheinlich hat sie sich beim Waschen in der blutroten Farbe aufgelöst.
    Aber was sieht mein entzündetes Auge! Die Wäsche ist rosa. Schweinsrosa. Wir stehen fassungslos vor der schweinsrosaroten Bettwäsche.
    »Das ist ein Zeichen für irgendetwas«, sagt Flo, »das hat eine tiefere Bedeutung.«
    »Und was könnte das sein?«
    »Rosa ist immerhin eine Mädchenfarbe.«
    »Nein, nie, nie, nie geh ich wieder mit der Mäuse-Liz, auch nicht ins Kino.«
    »Aber die hat das doch lieb gemeint«, sagt Flo.
    »Aber sie hat alles verraten. Wir wollten das doch geheim halten.«
    »Mädchen denken eben anders.«
    »Hör auf mit deinen klugen Sprüchen.«
    »Ja, aber das stimmt doch.«
    Danach ist Schweigen.
    Heute Nachmittag will Flo mit Viola Monopoly spielen. Sie haben sich verabredet. Und immer wieder zwischendurch will er ihr Häuser schenken. Am Schluss sogar ein Hotel. Hat er mir erzählt. Flo will sich jetzt auch die Haare wachsen lassen, weil Viola das lieber mag. Er trägt nur noch blaue Jeans und Jeanshemden, weil Viola das mag. Und er sagt nach jedem Satz: »Das meint Viola auch.«
    Bevor Flo zu Viola gegangen ist, hat er mir geraten, mir die Sache mit Liz noch einmal zu überlegen. Aber ich bin hin und her gerissen. Dabei ist mir ein Gedicht eingefallen.
     
    Die Liz (das glaub ich) ist nicht mein Fall,
    die hat wohl einen Knall.
    Kichern, schwätzen, reiten,
    käbbeln und auch streiten.
    Das ist, was ich nicht kann,
    Mann o Mann.
     
    Die meisten Mädchen kichern ja auch nur und reden von Pferden. Da müsste ich dann wahrscheinlich noch Reitstunden nehmen, um hinter meiner Allerliebsten herzugaloppieren. Aber Mama sagt immer, ich sollte nicht so überheblich reden. Jeder habe einen Knall. Auf seine Weise. Ich hätte ja wohl auch einen. Wahrscheinlich hat Mama Recht.
    Und noch etwas hat Flo gesagt, bevor er zum Monopoly gegangen ist: dass die anderen Jungen mich um Liz beneiden. Die fänden das gut. Ganz viele jedenfalls.
    Ob es doch gut war, dass Liz die Mäuse hat laufen lassen?
    Ob Mädchen wirklich anders sind? Ehrlicher mit ihren Gefühlen?
     
    An diesem Abend kann ich nicht Tagebuch schreiben. Mein ganzer Kopf ist wie ein Schüttelkasten. Was will ich? Die anderen finden das gut. Was mach ich? Die anderen beneiden mich. Ach du lieber Schwesternschreck, alles durcheinander. Mein Kopf. Mein Herz. Mein Bauch. Hilfe!
    Man müsste eine Gedanken- und Gefühlsaufräummaschine erfinden, die in solchen Fällen Ordnung schafft. Schon wieder erfinden! Und alles, alles durcheinander.
     

ZWEI  HOTELS FÜR LIZ
     
    Jetzt habe ich schon fünf Tage nichts ins Tagebuch geschrieben. Aber ich habe jeden Abend in mein Liebesheft geschrieben. Etwas völlig Geheimes.
    Ich verrat aber schon etwas: Liz ist der schönste Mädchenname der Welt. Der Klang, die Buchstaben. Alles!
    Und etwas Zweites verrate ich noch: Ich gehe jetzt mit Liz. Liz hat mich nämlich gefragt, und ich habe sie gefragt. Zack, bum, sind wir miteinander gegangen. Und es wissen jetzt auch alle in der Klasse. Unsere Angst war plötzlich weg. Und alle beneiden uns. Das mit den Rennmäusen war eigentlich wirklich nett. Da hat Flo schon Recht.
    Liz hat gesagt, dass sie Bands gut findet, supergut. Flo und ich wollen eine Band gründen. Bisher haben wir nur zwei
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