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Ach du lieber Schwesternschreck!

Ach du lieber Schwesternschreck!

Titel: Ach du lieber Schwesternschreck!
Autoren: Elisabeth Zöller
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bei einem Mädchen ist für mich das Innere (ich meine damit ihre Gedanken, Gefühle und das Sprechen) viel wichtiger, als ob sie Locken oder glatte Haare hat.«
    Diese Geheimnotizen hefte ich zusammen, damit sie keiner sieht.
    Danach bin ich sehr, sehr müde. Ich ziehe mir die Decke über den Kopf. Aber ständig stört mein Mundgestell. Mich überschwemmen Liz-und-Anna-Multimixträume. Gut, dass wir noch nicht die Gedankenübertragungsmaschine erfunden haben. Es reicht schon so. Denn wenn ich jetzt auch noch Flos Violaträume im Kopf hätte, das wäre das ab-solute Chaos. Mein Hirn ist wie ein Schüttelkasten. Alles durcheinander. Ich will Ordnung schaffen. Schon wieder Ordnung. Aber wie schafft man Ordnung in seinen Gefühlen, wenn sie einem in Fetzen und in Blitzen und als Stechen dauernd kreuz und quer durch den Kopf und Bauch jagen und einen total fertig machen?
     

DIE SACHE MIT DEN
    RENNMÄUSEN
     
    Liz ist eine blöde Kuh. Liz ist die blödeste Kuh von der Welt. Ich hatte heute Morgen alles bestens vorbereitet. Mama hatte ich wieder das Stichwort »Hilfsaktion« gesagt - also hätte ich mittags bis zwei, drei Uhr fortbleiben können.
    Aber: Liz ist eine blöde Kuh. Ich wusste ja, dass sie tausende von japanischen Rennmäusen hat, ich ahnte auch, dass ihr Zimmer eigentlich bis oben gefüllt sein muss mit japanischen Rennmäusen.
    Aber dass sie diese Rennmäuse jetzt als Briefträger benutzt, war mir so unvorstellbar, dass ich vor Wut platze, vor Traurigkeit heule und vor Zorn violett anlaufe. Vielleicht krieg ich jetzt sogar das »Burn-out«, wie mein Papa das hat.
    »Burn-out«, mein Papa hat mir vor kurzem erzählt, was das ist, das »Burn-out-Syndrom«. »Burn-out« ist echt englisch und heißt »ausbrennen«, und »Syndrom«, hat Papa gesagt, sei ein ganzes Bündel von Sachen, die einen ausbrennen.
    Ich mag das, wenn Papa mir so etwas erklärt. Denn wenn man von seinem Papa ganz viel weiß, dann hat man ihn eigentlich immer lieber. Auf jeden Fall ist das bei mir so. Und Papa ist wirklich oft müde. Das meint er bestimmt mit »Burn-out«.
    Ich hab gestern noch im Lexikon nachgeguckt, was da unter »Burn-out« steht.
    Ich lese gerne Lexikon. Drei Kinderlexika habe ich schon ganz gelesen. Wenn ich noch älter bin, will ich ein großes Lexikon haben wie meine älteren Geschwister. Das dauert dann natürlich länger als ein Jahr, das durchzulesen. Dafür ist man ja auch viel länger erwachsen in seinem Leben, damit man die Lexika in Ruhe lesen kann. Klein ist man höchstens zehn Jahre lang und danach löst das Erwachsensein stückweise das Kleinsein ab. Dann kann man alleine lesen oder man liebt jemanden, kann alleine für sich einkaufen. Oder Lexikon lesen. Und dann kriegt man irgendwann auch eine eigene Wohnung wie Tutti und Toto, meine älteren Geschwister. Und wahrscheinlich kriegt man dann auch langsam das »Burn-out-Syndrom«, das mein Papa hat. Aber ich mag ihn noch genauso. Ob mit oder ohne »Burn-out«. Er ist mein Papa.
    Aber ich will ja eigentlich von Liz erzählen. Ich bin nur auf Papa gekommen, weil ich jetzt auch das »Burn-out« in mir fühle.
    Ich komm am Morgen völlig cool in die Klasse, zwinker Liz zu (Flo und ich wollen das ja noch geheim halten), setz mich auf meinen Platz, als ich plötzlich merke, dass mir etwas am Arm übers T-Shirt hochklettert und dass gleichzeitig ein weißes Etwas von rechts über meinen Tisch und von links über meinen linken Arm krabbelt. Ich schaue, schreie, springe auf. Alle lachen und schauen mich an. Ich renne aus der Klasse raus, schlage die Tür hinter mir zu - in der Klasse lachen mich alle aus.
    Da schaue ich mir die drei Krabbelgeschöpfe auf meinem Arm an: japanische Rennmäuse!
    Ich fasse es nicht. An den Schwänzen ist mit rosa Schleife ein kleines Briefchen befestigt: Auf dem einen steht »dich«, auf dem andern »ich« und auf dem dritten »liebe«. Und was heißt das jetzt?
     
    Dich liebe ich!
    oder
    Liebe ich dich?
    oder
    Ich liebe dich!
     
    Und da merke ich, dass alle es jetzt wissen. Alle wissen von unserer Liebe.
     

 
    Diese Weiber, diese Petzen, diese Schwätzer! Die müssen aber auch alles verraten. Dabei wollten Flo und ich unsere Liebe geheim halten!
    Wir sind doch jetzt die Weiberhelden, die Weiberdiener. Untendurch bei allen Jungen in unserer Klasse. Die sprechen bestimmt nicht mehr mit uns.
    Ich bin nach Hause gerannt, bin nicht in der Schule geblieben, hab Mama gesagt, mir wär schlecht. Hab mich ins Bett gelegt und getrauert. Um
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