Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abstauber

Abstauber

Titel: Abstauber
Autoren: F Goldammer
Vom Netzwerk:
dass Uhlmann keine Leute mochte, die gar keinen Dialekt
sprachen. Pia schien nach der ersten Überrumpelung ein wenig verliebt. Tauner beschloss,
das Heft in die Hand zu nehmen, wenn der Kerl schon mal da war, konnte er sich auch
nützlich machen. »Sie könnten gleich mal Ihre Kontakte nutzen und uns Informationen
über das nähere Umfeld Ehligs besorgen. Wichtig wären Geschäftsfreunde, alte Liebschaften,
keine Ahnung, Leute, die auf der Strecke geblieben sind. Bisschen im Dreck wühlen,
da kommt immer was zutage.«
    Die Tür sprang auf. »Das können
Sie gleich vergessen!«, blaffte die Staatsanwältin.
    »Sind wir hier
im Bahnhof, oder was?« Tauner erhob sich und schloss demonstrativ die Tür hinter
Frau Diekmann-Wachte. »Haben Sie auch gelauscht an der Tür?«
    »Ist das eine Unterstellung? Sie
waren so laut, ich konnte Sie schon im Treppenhaus hören. Wollen Sie mir nicht einen
Platz anbieten?«
    Tauner lächelte undurchsichtig wie
ein Chinese, dem man gerade eine Beleidigung an den Kopf geworfen hatte. »Bitte
nehmen Sie sich doch einen Platz, Frau Staatsanwältin. Das ist unser neuer Kollege,
der Herr Bärlach.«
    Die Staatsanwältin hatte gar nicht
vor sich zu setzen. »Ich will mir in nächster Zeit nicht vorwerfen lassen müssen,
ich ließe Sie in Ehligs Vergangenheit wühlen, um den Fall noch dramatischer zu gestalten,
als er sowieso schon ist.«
    »Das ist ein bisschen viel Grammatik
für diese Uhrzeit«, beschwerte sich Tauner. »Außerdem wollen wir nicht in der Vergangenheit
wühlen, sondern sein Umfeld nach Motiven abtasten. Wir wollen nichts unversucht
lassen – das haben Sie doch gesagt!«
    »Das habe ich so nicht gesagt!«,
erwiderte die Staatsanwältin spitz. »Wir sollten uns aber auf den Kreis von Leuten
beschränken, die Herr Ehlig uns aufgezählt hat. Was ist denn mit den Bekennerschreiben?«
    »Ah, die Bekennerschreiben.« Tauner
tat, als wäre ihm ein Engel erschienen, holte einen Zettel hervor und las. »Ja natürlich,
die IRA hat Jansen ermordet, lese ich hier, und die Elb-Kaida, außerdem die Nationale
Front für Nominierung von Torwart Spechtler. NFFNVTS, wie sie sich nennen.«
    Die Staatsanwältin kniff die Lippen
zusammen.
    Tauner schaltete seinen ironischen
Unterton einmal kurz ab. »Ehlig hat diese sehr erbauliche Liste von letzter Nacht
heute Morgen noch um ein paar Leute erweitert, unter anderem um einen Berater, mit
dem er seit der Sache damals um eine Menge Geld streitet. Irgendwelche Honorare,
deren Richtigkeit Ehlig vor Gericht anfechten ließ. Danach einigte man sich zwar
außergerichtlich, doch Ehlig gab zu, dass er den Berater nie bezahlt hat. Wenn wir
den also befragen, müssen wir, ob wir wollen oder nicht, auch ein wenig am glatten
Putz kratzen. Außerdem werden Sie sich doch als Staatsanwalt nicht in die Ermittlungen
einmischen?«
    »Staatsanwältin, bitte. Und natürlich
mische ich mich ein, schließlich muss ich für Durchsuchungs- und Haftbefehle geradestehen.
Wann soll er denn eigentlich diese Liste erweitert haben? Und warum weiß ich nichts
davon?«
    »Um acht, er
rief mich an, ich habe ihm gestern meine Karte gegeben.« In Wirklichkeit hatte Ehlig
mit Pia gesprochen, während Tauners Stirn in engem Kontakt mit seiner Tischplatte
gestanden hatte. Pia hatte nichts gegen das Gespräch, schien sogar sichtlich stolz
gewesen zu sein, immerhin bekam nicht jeder die Gelegenheit, mit dem Bundestrainer
zu telefonieren. »Und wenn Sie gern immer informiert sein möchten, lassen Sie sich
einfach Bärlachs Rufnummer geben und rufen ihn an. Dann stehlen Sie mir wenigstens
keine kostbare Zeit.«
    »Was war denn
das für eine Sache?«, fragte Bärlach in die durch diese offene Konfrontation verursachte
Stille. Frau Diekmann-Wachte sah sich doch nach einem Stuhl um und Bärlach war so
galant, ihr seinen anzubieten.
    Pia reagierte
ein wenig unwirsch. »Nichts weiter, da ist schon längst Gras drüber gewachsen.«
    »Er hat krumme Geschäfte gemacht,
über zwölf Jahre ist das her. Damals sollte er schon einmal Nationaltrainer werden,
da hat ihm irgendjemand einen Strich durch die Rechnung gemacht und ihn an die Presse
verpfiffen«, erklärte Uhlmann, der sich um Pias Gemütszustand wenig scherte.
    Bärlach hob die gezupften Augenbrauen.
»War er im Gefängnis deswegen?«
    »Nein, aber sein Ruf war zerstört,
er hat sich, um es einmal proletenhaft auszudrücken, voll zum Affen gemacht. So
einen kann man nicht Nationaltrainer werden lassen. Wegen der Vorbildwirkung.«
    »Aber
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher