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Abstauber

Abstauber

Titel: Abstauber
Autoren: F Goldammer
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schulden ihm welches, es gibt Männer,
denen hat er die Frau ausgespannt und es gibt mindestens zwei Frauen, die er einfach
so hat sitzen lassen. Es gibt Leute aus der Buchmacherszene, denen er damals auf
den Schlips getreten ist, zwei illegale Buchmacher sind wegen ihm aufgeflogen und
waren mehrere Jahre im Knast. Jetzt sind sie frei und hätten jeden Grund, Ehlig
über die Klinge springen zu lassen.« Er holte ein weißes Taschentuch aus der Hose
und wischte sich das Genick ab. Es war Mittag und die Luft im Büro stand. Das Fenster
konnten sie nicht öffnen, es wäre nicht kühler geworden, eher noch heißer.
    Tauner schwitzte, ohne sich zu rühren.
Er war genauso frustriert wie Uhlmann, vor allem weil Bärlach mit einer unheimlichen
Ausdauer telefonierte und seine Gesprächspartner am Telefon scheinbar mühelos um
den Finger wickelte. Pia schwitzte auch, doch sie arbeitete Bärlach zu und warf
Tauner seltsame Blicke zu, die in etwa bedeuten mochten: Sieh nur, was man mit Freundlichkeit
erreichen kann!
    Er verzog den Mund und nahm sich
erneut die Fotos vor, die Martin ihm hatte zukommen lassen. Ehlig hatte offenbar
noch Glück im Glück gehabt. Nicht nur, dass sie die Plätze im Auto gewechselt hatten,
nein, er war trotz des Treffers am Arm noch gut davongekommen, denn die letzte Kugel
hatte sein Jackett durchschlagen, ohne den Körper zu berühren, und war in die Sitzlehne
eingedrungen. Nur wenige Zentimeter hatten gefehlt, sonst läge er mit inneren Verletzungen
auf der Intensivstation. Die Kugel, die ihn letztlich getroffen hatte, war offenbar
vom Oberarmknochen ein wenig abgelenkt worden und in einem anderen Winkel ins Polster
eingeschlagen. Genauso gut hätte sie ihn auch in der Brust treffen können.
    Die Ballistiker hatten ihre Ergebnisse
noch ein wenig verfeinert, hatten ausgerechnet, dass selbst bei einer sehr hohen
Schussfrequenz die Geschwindigkeit des Wagens sehr viel höher gewesen sein musste,
als von Ehlig angegeben. An dieser Stelle deckten sich also die Aussage von Ehlig
nicht ganz mit den Ermittlungsergebnissen. Er hatte behauptet, keine einzelnen Schüsse
gehört zu haben. Das wiederum setzte voraus, dass Ehlig sehr schnell gefahren sein
musste. Denn wäre er so langsam gefahren, wie er behauptet hatte, musste sich das
Ganze in einem Zeitraum von mehr als zwei Sekunden abgespielt haben, und die Erfahrung
zeigte, dass dies ein sehr großer Zeitraum war, in dem man die einzelnen Schüsse
auf jeden Fall voneinander unterscheiden konnte. Tauner war sicher, Ehlig log, was
die Geschwindigkeit betraf, er wollte sich ins rechte Licht rücken und würde bei
der ersten Auseinandersetzung mit diesem Untersuchungsergebnis schnell zugeben müssen,
mit überhöhter Geschwindigkeit gefahren zu sein. Was man damit anfing und mit dem
Fakt, dass Ehlig vor einem Jahr der Führerschein entzogen wurde, war Tauner egal.
Um solcherlei Kleinkram sollten sich andere kümmern und sie würden es auch tun,
spätestens wenn die Nationalmannschaft nicht erfolgreich spielte. Auch dass Ehlig
seiner Meinung nach kokste, war ihm eigentlich nicht wichtig, höchstens wenn es
darum ging, manche Aussagen zu relativieren oder seine Handlungsweise ins rechte
Licht zu rücken. Schon allein, dass Ehlig wegen der Geschwindigkeit gelogen hatte
in solch einem dramatischen Moment, da auf ihn geschossen wurde und sein Freund
gestorben war, machte deutlich, in welchen Sphären dieser Mann schwebte. Kokser
hatten ein übersteigertes Selbstwertgefühl, glaubten alles zu können, glaubten alles
in den Griff zu bekommen, traten auf, als gehöre ihnen die Welt.
    »Wisst ihr, was mir zu schaffen
macht?«, fragte Tauner laut.
    »Die Hitze?«,
fragten drei Personen unisono zurück.
    »Wenn jemand Ehlig umbringen will,
und sogar die Information besitzt, wo sich Ehlig um welche Zeit befindet, keine
Spuren hinterlässt und schießt wie ein Profi, also alles perfekt zu machen scheint,
warum nimmt er keine Panzerfaust? Keine Maschinenpistole? Kein Schnellfeuergewehr?«
    »Weil er keins hatte.« Für Uhlmann
gab es da nichts nachzudenken.
    »Aber du verstehst doch, worauf
ich hinauswill, oder?«
    »Eine größere Waffe ist schwerer
zu verbergen, vor der Tat – und nach der Tat sowieso«, meinte Bärlach.
    Tauner nickte,
aber für einen Täter, der so genau arbeitete, wäre ausgerechnet eine Pistole nach
Tauners Dafürhalten viel zu unsicher. »Warum baut er keine Bombe?«
    Bärlach legte seinen Stift weg und
starrte auf seine Schreibtischunterlage. »Er
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