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Abstauber

Abstauber

Titel: Abstauber
Autoren: F Goldammer
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wollte keine Unschuldigen töten, würde
ich sagen; außerdem hat er ja sehr gut getroffen, nur eben den Falschen. Diese Informationslücke
macht mir aber deutlich, dass er zwar versuchte, an alles zu denken, aber trotzdem
kein Profi ist. Ein richtiger Profi, der niemand Unschuldigen töten will, hätte
sich vor der Tat von der Identität seines Opfers überzeugt.«
    »Sie glauben also, alle Profis sind
im Grunde gute Menschen, die es nicht übers Herz bringen, Unschuldige umzubringen?«
Tauner hörte selbst den Zynismus, der sich schon wieder in seine Stimme geschlichen
hatte, und fragte sich, woher dieser immer nur kam. Bärlach war ihm nicht unsympathisch
und Pia mochte er sogar sehr, trotzdem beleidigte er sie immerfort.
    Bärlach nahm den Einwurf ernst,
offenbar war er ein sehr ernster Mensch. »Nein, natürlich nicht, aber ich glaube,
dass dieser Täter ein solcher war. Er hatte es auf Ehlig abgesehen und den Falschen
getroffen.«
    Tauner konzentrierte sich darauf,
möglichst ohne Betonung zu sprechen. »Dann kannte er Ehlig aber schlecht, da er
offenbar nicht mit der Möglichkeit rechnete, dass er selbst fuhr.« Nein, schon wieder
hörte sich das seltsam an, nicht unbedingt zynisch, aber immerhin sarkastisch. Vielleicht
bin ich eben so, dachte Tauner, denn kein Mensch macht sich gern selbst Vorwürfe
und wenn ich so bin, dann bin ich eben so und die anderen können mich mal.
    »Oder«, sagte Uhlmann und wartete
darauf, dass ihn alle ansahen. »Jemand hat sich die ganze Mühe gemacht, um Jansen
umzulegen und nicht Ehlig.«
    Der Satz hing
eine Weile in der Luft und schwebte langsam zu Boden. Zuerst meldete sich Bärlach.
»Dann hätte er sich aber eine andere Möglichkeit gesucht, nicht gerade, wenn Ehlig
dabei wäre. Er hätte Jansen zu Hause umbringen können oder beim Angeln, oder irgendwo,
aber doch nicht, wenn der Nationaltrainer im Auto sitzt.«
    Tauner hielt diesen Einwand für
nicht besonders stichhaltig, es sei denn, man setzte voraus, dass bei einem Mord
an einem normalen Bürger weniger Anstrengungen gemacht würden, den Fall aufzuklären,
als bei einer bekannten Persönlichkeit. Wiederum war Tauner zynisch genug, um sich
denken zu können, dass es genauso war. Nur weil er keine Unterschiede machte, hieß
das noch lange nicht, dass es andere nicht tun würden. Aber etwas an diesen Gedanken,
die Bärlach mit seiner Bemerkung ausgelöst hatte, ließ ihn nachdenklich werden,
hinter dieser unangenehmen Wahrheit steckte etwas, das nach Aufmerksamkeit verlangte.
Etwas, dass ein fast körperliches Gefühl auslöste, ein seltsames Kribbeln in der
Bauchgegend.
    »Vibriert da ein Handy?«, fragte
Uhlmann.
    Tauner griff sich an den Gürtel
und verzog den Mund. Er hatte es lautlos gestellt. »Tauner?«, blaffte er hinein
und hörte dann aufmerksam zu. Währenddessen hob er einen Zeigefinger und drehte
ihn in der Luft. Uhlmann erhob sich, zog sich seine dünne Jacke über und überprüfte
mit zwei Handgriffen seine Pistole. Bärlach sah ihn erstaunt an.
    »Geht klar, beobachten Sie ihn,
nicht zugreifen, ich will wissen, was er macht. Zugriff nur, wenn er das Hotel verlassen
will.« Tauner legte auf. »Spechtler ist durch einen Hintereingang in sein Hotel
gegangen, er ist auf dem Weg nach oben. Die Zivilstreife hat ihn gesehen und ist
ihm nach oben gefolgt.«
    »Können die ihn nicht einsammeln?«,
fragte Bärlach.
    Tauner schnappte sich seine Jacke
und die Autoschlüssel. »Ich denke, Ihnen war langweilig, hoch jetzt! Pia, ich melde
mich, vielleicht brauche ich einen Haftbefehl von der Dickmannwachtel.«
     
    Das Hotel war nicht weit, doch die Straßen waren voll. Tauner wollte
die Sirene nicht einschalten, drängelte und hinterließ eine Flotte wütender Verkehrsteilnehmer
in seiner Staub- und Abgaswolke. Eine große Ansammlung slowakischer Fans, die in
Richtung Stadion unterwegs waren, kreuzte seinen Weg und zwang ihn, eine Vollbremsung
zu machen. Wütend haute er auf die Hupe und bekam mit einem Male so viele Mittelfinger
gezeigt wie in seinem ganzen Leben noch nicht.
    »Ich verstehe nicht, warum die Zivilstreife
ihn nicht festnehmen kann.« Bärlach saß ein wenig verspannt auf dem Hintersitz und
hielt sich am Angstgriff fest.
    »Ich will ihn sehen, noch ehe er
sich irgendetwas zurechtlegen kann, das verstehen Sie doch, oder? Ich will wissen,
was er sagt, noch ehe er auf den Gedanken kommt, einen Anwalt einzuschalten.«
    »Solcherart Aussagen haben aber
vor Gericht keine Verwendung. Sie müssten ihn zumindest
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