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Absolut WILD 3

Absolut WILD 3

Titel: Absolut WILD 3
Autoren: L Courtenay
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Bärenjunge verlassen ihre Höhle normalerweise erst im Alter von zehn Wochen, aber was die Erkundung der großen weiten Welt anging, war Boris seinen Schwestern durch die zeitweise Trennung von seiner Familie wahrscheinlich ein wenig voraus.
    »Nein, nein, nein!«, rief Mr Valkyrie und fuchtelte wie wild mit den Händen. »Nicht genug! Wir brauchen mehr!«
    Die Kameraleute steckten mit ernsten Mienen die Köpfe zusammen, als Mr Valkyrie theatralisch sein Gesicht in den Händen vergrub. Nach einer Weile sah er wieder auf. »Noch ein Take«, sagte er. »Wir warten, bis Bär wieder rauskommt.«
    Dr. Nik hatte sich inzwischen von Mama entfernt und redete mit Matt. Papa tat so, als schaue er auf seine Uhr, und rückte unauffällig etwas näher an Mama heran.
    Es dauerte nicht lange, da tauchte Ivana erneut in der Klappe des Bärenhauses auf. Die Kameras wurden hektisch eingeschaltet, und allen stockte der Atem, denn diesmal hatte sie jemanden mitgebracht, der ihren Auftritt zu einem ganz besonderen Ereignis machte.
    Auf ihren Schultern thronte Boris und spähte hinaus in das hell erleuchtete Gehege. Er gab ein leises fragendes Brummen von sich, und Ivana brummte zurück. Ich stellte mir das Gespräch ungefähr so vor:
    »Was ist das, Mama?«
    »Ein Fahrrad, mein Sohn. Es macht großen Spaß, damit zu fahren. Aber frag mich nicht, was das Blaue ist. Das war gestern noch nicht da.«
    Dr. Nik ging auf Mr Valkyrie zu, als Ivana mit Boris, der auf ihrem Rücken saß wie ein Jockey, ins Gehege hinauslief. »Das Fahrrad könnte für den Kleinen zur Gefahr werden, Mr Valkyrie«, sagte er besorgt. »Wir müssen die Aufnahme leider unterbrechen und Boris wieder ins Bärenhaus bringen.«
    Mr Valkyrie nickte und gab den Kameraleuten ein Zeichen, aber es war zu spät. Ivana hatte das Fahrrad schon aufgerichtet und war aufgestiegen – mit Boris huckepack.
    Es lag eine unglaubliche Spannung in der Luft, als Ivana so würdevoll und majestätisch wie eine Königin in die Pedale trat und im Gehege herumfuhr, während ihr Fahrgast vergnügt die Nase in den Wind reckte und den Ausflug sichtlich genoss. Ich hielt mir mit beiden Händen den Mund zu, um nicht vor Begeisterung herumzukreischen. Tori hüpfte neben mir von einem Bein aufs andere und tat genau das Gleiche.
    Ivana drehte vier Runden mit Boris, bevor sie das Fahrrad langsam zum Stehen brachte. Irgendwie schaffte es Boris, auf ihrem Rücken sitzen zu bleiben, als sie abstieg und sich auf alle viere fallen ließ. Anscheinend hatte sie es plötzlich ziemlich eilig, wieder in ihre dunkle Höhle zurückzukehren. Als die beiden in der Klappe verschwanden, herrschte ungefähr fünf Sekunden lang absolute Stille. Dann brach Mr Valkyrie in Triumphgeheul aus und reckte die Faust in die Höhe. Die Kameraleute schüttelten erst einander die Hand und dann jedem, der ihnen in die Arme lief – den Tierpflegern, Matt und Dr. Nik. Wir wussten alle, dass gerade etwas absolut Außergewöhnliches auf Film festgehalten worden war.
    »Mama!«, rief ich aufgeregt und drehte mich um. »Papa! Habt ihr …«
    Mir blieb die Spucke weg, als ich sah, wie meine Eltern sich unter der Lampe am Weg küssten, als hätten sie alles ringsum vergessen.
    »Ich weiß nicht, ob sie es mitbekommen haben«, meinte Tori.

25
    Star-Rummel
    Das Empire am Leicester Square ist eins der größten Kinos von London. Ich stand davor auf dem roten Teppich und genoss den großen Augenblick. Mehr als sechs Monate waren seit Ivanas und Boris’ sensationellem Auftritt im Safari-Park vergangen, und ich hatte ihn gerade noch einmal erlebt. Aber was ich bei der Filmpremiere gesehen hatte, war von Anfang bis Ende eine fantastische, atemberaubende, schillernde Show gewesen – auch die Szenen, die gar nicht im Zirkuszelt spielten.
    Zum Beispiel die Weihnachtsszenen in Harting Park – an die Schneehaufen vor der Haustür konnte ich mich noch sehr gut erinnern –, aber es hatte auch Szenen in London und auf dem Land gegeben, die völlig neu für mich gewesen waren. Die Liebesgeschichte von Goran, dem Zirkusreiter, und Rose de Lacey war mir total ans Herz gegangen. Und ich hatte Ellie und ihre hübschen Kleider bewundert und die großartige Lady Tempest mit ihrem Zorn und Hochmut – und ihren Augen, die denen von Joe so ähnlich waren.
    Unter der Zirkuskuppel hatte Biro in den Szenen mit Onkel Ardalan und den Cousins und den herrlichen kurdischen Pferden mit seiner Reitkunst geglänzt. Die Zuschauer hatten – auf der Leinwand wie im
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