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Absolut WILD 3

Absolut WILD 3

Titel: Absolut WILD 3
Autoren: L Courtenay
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am Bärenhaus trafen. Dr. Nik hatte ein Betäubungsgewehr über der Schulter hängen, in dem gerade genug Narkosemittel war, um Ivana für kurze Zeit außer Gefecht zu setzen. Sie war schon mit dem Rad im Gehege unterwegs und trieb Frühsport.
    Wir warteten, bis sie fertig war. Als Ivana schließlich vom Fahrrad stieg und zum Bärenhaus ging, schob Dr. Nik den Lauf seines Gewehrs durch das Zaungitter, dann gab es einen leisen Knall. Ivana zuckte zusammen, als der Pfeil sie ins Bein traf, und sank langsam zu Boden. Als sie auf dem Bauch lag, blinzelte sie schläfrig, dann fielen ihr die Augen zu.
    »Wir haben ungefähr fünf Minuten«, sagte Dr. Nik, legte sein Gewehr zur Seite und zog ein Paar sterile Handschuhe an. Er nahm ein Döschen Erkältungsbalsam aus der Tasche, das genauso aussah wie das Zeug in unserem Medizinschränkchen. Was heißt hier »aussah«? Wahrscheinlich war es das Zeug aus unserem Medizinschränkchen. »Ich reibe jetzt damit Ivanas Nase ein. Bring du bitte Boris ins Bärenhaus, Anita.«
    Matt öffnete das Tor, und Dr. Nik betrat das Gehege. Mama zog sanft an Boris’ Leine, und er folgte ihr bereitwillig. Mir schossen die Tränen in die Augen, als sie ins Bärenhaus gingen. Was, wenn Ivana ihn tatsächlich …
    »Es wird alles gut gehen«, sagte Papa.
    »Wie kannst du dir da so sicher sein, Papa?«, fragte Tori.
    Papa schaute zu der Tür, in der Mama gerade verschwunden war. »Sagen wir einfach, ich habe ein gutes Gefühl«, entgegnete er – und wir fragten uns, ob er Mama meinte oder Boris.
    Wir warteten angespannt. Ich malte mir aus, wie Mama im Bärenhaus etwas von dem stinkenden Stroh aus Ivanas Lager nahm – das man extra länger als sonst dort liegen gelassen hatte –, Boris ordentlich damit abrieb, um den Geruch auf ihn zu übertragen, und ihn dann zu seinen Schwestern setzte, nachdem sie ihn ein letztes Mal zwischen den Ohren gekrault hatte. Was würden Anna und Sasha tun? Hoffentlich waren sie so satt und zufrieden, dass der Eindringling sie nicht besonders kümmerte.
    Dr. Nik kam aus dem Gehege und zog seine Handschuhe aus. Als Matt das Tor verriegelte, begann Ivana sich zu rühren und schüttelte benommen den Kopf, als würde sie sich wundern, wo auf einmal der komische Eukalyptus-Geruch herkam. Sie richtete sich schnaubend auf, sah sich um und prüfte, ob im Gehege alles seine Ordnung hatte.
    Ein Jaulen, das verdächtig nach Boris klang, drang aus dem Bärenhaus nach draußen. Ivana reagierte sofort, eilte darauf zu und quetschte sich durch die Klappe. Dann wurde es still.
    War das ein gutes Zeichen?
    Wir warteten und warteten und warteten.
    Irgendwann konnte ich die Spannung nicht mehr ertragen.
    »Ich gehe mal rüber und gucke, wie es läuft«, sagte ich, nachdem mir unzählige Bilder von Boris durch den Kopf geschossen waren, wie er von seiner unberechenbaren Mutter gebissen und verletzt wurde.
    »Ich würde nicht …«, begann Papa, aber ich war schon losgerannt.
    »Ich werf nur kurz einen Blick durch das Beobachtungsfenster!«, rief ich. Nicht weit hinter mir hörte ich Toris Schritte.
    »Das könnte jetzt ganz schrecklich werden«, sagte Tori, als sie mich eingeholt hatte.
    Ich nahm sie wortlos an die Hand, dann betraten wir gemeinsam das Bärenhaus. Mama kauerte regungslos vor dem kleinen Fenster. Sie drehte sich zu uns um und legte warnend den Zeigefinger an die Lippen, bevor sie uns in das Bärenlager schauen ließ.
    Ivana lag gemütlich auf der Seite und sah aus, als würde sie schlafen. Und an ihren Zitzen saßen ein, zwei … drei kleine Bären friedlich nebeneinander und tranken sich so richtig satt.

23
    Regen ohne Ende
    Wir ließen Ivana und ihre Kleinen bis Dienstag in Ruhe, damit sie sich ungestört wieder aneinander gewöhnen konnten. Aber Hasi vermisste Boris ganz schrecklich und lag den halben Tag trübsinnig herum wie ein großer gelber Jammerlappen. Und obwohl es nun etwas ruhiger bei uns zuging und wir nicht mehr so oft den Staubsauger rausholen mussten, weil weniger Haare auf dem Küchenboden herumlagen, musste ich zugeben, dass Hasi nicht die Einzige war, der Boris fehlte.
    »Können wir nicht noch mal schnell durchs Beobachtungsfenster gucken …«, fing Tori am Sonntag an zu betteln.
    »Nein«, sagte Mama.
    Ich versuchte es auch. »Bitte, Mama. Bitte, bitte …«
    »Wir müssen Boris die Möglichkeit geben, eine Beziehung zu seiner Mutter und seinen Schwestern aufzubauen. Das Bärenhaus ist bis übermorgen geschlossen, damit sie vor neugierigen Blicken
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