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Absolut WILD 3

Absolut WILD 3

Titel: Absolut WILD 3
Autoren: L Courtenay
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geschützt sind – vor unseren wie vor denen der Öffentlichkeit. Und jetzt will ich kein Wort mehr davon hören, sonst flippe ich aus!«
    Dafür, dass Mama gerade erst einen jungen Bären mit seiner Familie wiedervereinigt hatte, kam sie mir reichlich schlecht gelaunt vor. Wir hatten nichts mehr von Papa gehört, seit er sich am Samstagmorgen mit Umarmungen von uns, einem männlichen Händedruck von Dr. Nik und einem unbeholfenen Wangenkuss von Mama verabschiedet hatte, und es war bereits Sonntagnachmittag. Wenn er sich nicht allmählich ins Zeug legte, ging Mama noch an die Decke. Und das Wetter – es goss wie aus Kübeln – half auch nicht gerade gegen die allgemein angespannte Stimmung.
    Am Montagabend hatte ich das Gefühl, dass wir eigentlich jeden Moment mitsamt unserem Haus davonschwimmen müssten. Tori und ich saßen in unserem Zimmer und machten Hausaufgaben. Also, Tori machte jedenfalls Hausaufgaben, und ich lackierte mir die Zehennägel in einem fantastischen Lila und schaute aus dem Fenster. Ein paar völlig durchnässte Strauße, denen der Regen von den Schnäbeln tropfte, standen mitten auf ihrer Wiese. Von dem kleinen See am Tropenhaus her hörten wir die Nilpferde brüllen. Ich hoffte, dass Boris es warm und kuschelig hatte und Ivanas Milch und Liebe genoss … und uns nicht allzu schnell vergaß.
    »Das wäre echt krass, oder?«, sagte ich, »wenn man dich oder mich von Mama getrennt hätte …«
    »Weil sie uns fressen wollte?«, unterbrach mich Tori.
    Ich war fest entschlossen, meinen Gedanken zu Ende zu bringen, bevor ich den Anfang wieder vergessen hatte. »… und eine Zeit lang in Pflege gegeben und dann wieder zurückgebracht hätte. Was meinst du?«
    »Ehrlich gesagt, Taya, habe ich noch nie darüber nachgedacht«, sagte Tori. »Was heißt ›morgen‹ auf Französisch?«
    » Demain .« Voller Stolz auf meine perfekte Aussprache beobachtete ich, wie Tori das Wort ordentlich auf Mr Jones’ Aufgabenblatt schrieb. »Und apropos demain : Ich glaube, Mr Valkyrie schickt morgen Leute her, die die Kulissen für den Dreh mit Ivana am Mittwoch aufbauen.«
    Tori legte ihren Stift weg. »Die können unmöglich an nur einem Tag die ganze Zirkuskulisse rings um Ivanas Gehege aufbauen! Völlig ausgeschlossen! Bist du sicher, dass am Mittwoch gedreht wird?«
    Ich war ziemlich sicher, dass Mama es gesagt hatte, aber wenn ich es mir recht überlegte, würde selbst eine Filmproduktion ihre Schwierigkeiten damit haben, im strömenden Regen innerhalb von vierundzwanzig Stunden die Nachbildung eines viktorianischen Zirkuszelts aufzubauen. Oder?
    »Absolut«, sagte ich bestimmt und ignorierte die Zweifel, die mich beschlichen. »Vielleicht hat Mr Valkyrie ja das Wetter auf Kurzwahl. ›Hallo, Wolke? Ich mache Film heute. Kein Regen, okay?‹«
    Wenn Mr Valkyrie einen Draht zum Wetter hatte, dann war spätestens Dienstagnachmittag klar, dass sie sich total verkracht hatten. Wir wateten in durchnässten Schuhen und Strümpfen durch ein Meer von Pfützen vom Bus nach Hause, und das Wasser tropfte nur so von unseren Rocksäumen und Haaren. Entsprechend war unsere Laune. Wir konnten uns beim besten Willen nicht vorstellen, dass irgendjemand bei diesem Wetter Kulissen aufbaute, auch wenn mit Ivana und ihren Jungen alles in Ordnung war. Wenn es so weiterregnete, würden die Dreharbeiten buchstäblich ins Wasser fallen.
    »Welche Laus ist euch denn über die Leber gelaufen?«, fragte Mama, als wir auf einer Woge Regenwasser zur Tür hereinsurften. Sie sah müde aus und hatte dunkle Ringe unter den Augen. Und bei näherem Hinsehen stellte ich fest, dass sie sich die Haare mit einer Wäscheklammer nach hinten gemacht hatte. »Wie war die Schule?«
    »Gut«, sagten wir beide automatisch. Und es stimmte auch – wenn man davon absah, dass jemand versucht hatte, die Plastikstühle in der Aula abzufackeln. Mittags waren verschiedene Gerüchte in der Kantine kursiert, bis Cazza gesehen hatte, wie der Brandstifter aus der Zehnten zum zweiten Mal in diesem Halbjahr vom Schulgelände geführt wurde.
    »Hast du die Bären heute gesehen, Mama?«, fragte ich. »Ist alles okay?«
    Mamas Augen leuchteten auf. »Ich habe heute Morgen kurz bei ihnen reingeschaut. Boris hatte sich an seine Schwestern gekuschelt, und alle drei haben friedlich geschlafen. Es könnte nicht besser laufen!«
    Plötzlich waren mir meine nassen Füße und meine tropfenden Klamotten vollkommen egal. Wir strahlten uns alle drei total verzückt an. Es hatte
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