Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Absolut WILD 3

Absolut WILD 3

Titel: Absolut WILD 3
Autoren: L Courtenay
Vom Netzwerk:
Crew – und vor allem von dem großen viktorianischen Zirkuszelt voller Statisten in Rüschenkostümen – war weit und breit nichts zu sehen.
    »Ich habe also recht gehabt«, sagte ich und stöhnte, denn genießen konnte ich meinen Sieg nun wirklich nicht. »Was bedeutet, dass Cazza die Wette gewonnen hat. Ich bin tot und erledigt! So erledigt, wie man es mit einer Unterhose auf dem Kopf nur sein kann!«
    »Ist ziemlich ruhig hier, nicht wahr?«, entgegnete Tori leichthin. »Das wird wohl daran liegen, dass der Park wegen Dreharbeiten geschlossen ist.«
    Der Verzweiflung nahe zeigte ich, ohne ein Wort zu sagen, auf das völlig unzirkushafte Gehege, den merkwürdigen neuen Zaun und die verhüllten Scheinwerfer und Kameras. Auf den Schildern am Eingang stand zwar, dass der Park heute geschlossen war, aber wie viele Beweise brauchte meine Schwester denn noch dafür, dass der Dreh nicht stattfinden würde?
    Auf einmal tauchten Mama und Mr Valkyrie wie eine Fata Morgana auf dem Hügel auf. Sie wurden begleitet von Kameraleuten, Dr. Nik, Matt, mehreren Tierpflegern, die ich vom Sehen kannte, und … Papa! Die Hüllen wurden von den Kameras gezogen, und der Generator wurde eingeschaltet, die Scheinwerfer strahlten die neue Einzäunung an, die ganz in Blau getaucht zu sein schien, und in dem eben noch leeren Gehege herrschte im Handumdrehen professionelle Betriebsamkeit.
    »Hi, Mädels!«, rief Papa, kam zu uns herüber und begrüßte uns mit bärtigen Küssen.
    »Wo warst du die ganze Zeit?«, fragte Tori vorwurfsvoll. »Mama hat total am Rad gedreht!«
    Papa schaute zu Mama, die sich alle Mühe gab, nicht in unsere Richtung zu sehen, und mit Dr. Nik redete. »Ich hatte einen Job. Ich war ein paar Tage unterwegs, um im Norden ein paar Pinguine aufzutreiben. Entschuldigt, dass ich nicht angerufen habe.«
    Das Durcheinander in meinem Kopf wurde noch größer durch die absonderliche Vorstellung, wie Papa hinter Pinguinen herhastete, die durch die Innenstadt von Manchester watschelten, und ich kam mir fast vor wie im Traum.
    »Aber ich bin froh, dass ihr rechtzeitig aus der Schule gekommen seid, um bei den Dreharbeiten zuzugucken«, fuhr Papa fort. »Wir haben schon ein paar Einstellungen gemacht, aber Mr Valkyrie ist noch nicht zufrieden. Er braucht noch etwas Besonderes. Seid ihr bereit für ein bisschen Zauberei?«
    Tori hakte sich bei mir unter. »Und wie!«, sagte sie fröhlich. »Nicht wahr, Lady Gaga?«
    »Ich verstehe das nicht«, sagte ich und schaute verdutzt auf Toris Arm und dann wieder zu Papa. »Wo ist das Zelt? Wo sind die vielen Statisten und das ganze Drumherum?«
    »Wir brauchen Zelt nicht«, sagte Mr Valkyrie und unterbrach sein Gespräch mit einem Kameramann, der einen ziemlich eingeschüchterten Eindruck machte. »Wir drehen vor blauem Hintergrund, und später fügen wir andere Sachen hinzu.«
    »Das nennt man Bluescreen-Technik«, erklärte Papa und lächelte amüsiert. »Hast du im Ernst gedacht, es wird hier zugehen wie in Harting Park?«
    Ich wurde rot wie eine überreife Tomate. Wie hatte ich nur so blöd sein können? Ich hatte schon hundertmal solche »Making of«-Dokus gesehen, in denen gezeigt wurde, wie Filme entstanden. Im Grunde waren beim Filmen gar keine Kulissen mehr nötig. Ivana wurde einfach beim Fahrradfahren vor dem Bluescreen gefilmt und später in die Aufnahmen eingefügt, die im Zirkuszelt gemacht worden waren. Wenn Mr Valkyrie und seine Computerexperten damit fertig waren, würde das Ganze wie aus einem Guss und total echt aussehen.
    »Du bist tot!«, sagte ich mit zusammengebissenen Zähnen, während meine Schwester sich vor Lachen bog und mich noch ein paarmal Lady Gaga nannte.
    »Okay, ich würde sagen, wir sind quitt, Schwesterherz«, entgegnete Tori mit erstickter Stimme.
    Dann verstummten alle schlagartig, denn Ivana streckte ihre lange braune Nase aus der Klappe des Bärenhauses und sah sich schnuppernd um. Mr Valkyrie nickte, und die Kameras begannen zu laufen, als Ivana zu ihrem Fahrrad trottete und es aufrichtete, um ein paar Runden in ihrer neuen, merkwürdig blauen Einzäunung zu drehen. Sie fuhr ein, zwei, drei Mal im Kreis, bevor sie das Fahrrad wieder ablegte und zurück ins Bärenhaus ging.
    Während ich mich noch wand vor Verlegenheit, weil ich mich so blamiert hatte, musste ich daran denken, dass Boris nur wenige Meter von uns entfernt selig im Dunkeln schlummerte. Es wäre toll, dachte ich, wenn er mal kurz die Nase rausstrecken und Hallo sagen würde.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher